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Schmuggler reisen unerkannt

Schmuggler reisen unerkannt

Titel: Schmuggler reisen unerkannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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war
alles leer.
    Das sah Platzke durch die
Glasfront.
    Aber wer verbarg sich an der
Schmalseite des Büros, wo die Wand gemauert war und ein leises Geräusch
entstand — hinter der Tür?
    „...komme ich
selbstverständlich mit der Bahn zurück“, sprach Platzke weiter, während Saßmann
aufstand. Lautlos.
    So vierschrötig er war —
katzenleise glitt er zur Tür.
    Seine Hand legte sich auf die
Klinke. Er nahm die Zigarre aus dem Mund. Dann riß er die Tür auf.
    Der Typ fiel ihm entgegen,
griff aber zu und hielt sich am Türrahmen fest.
    „Was soll das, Sascha?“ fauchte
Saßmann ihn an. „Hast du gelauscht?“
    Sohn Sascha, der 17jährige, war
groß, schlaksig und ganz in schwarzes Leder gekleidet. Auf dem groben Gesicht
glühten Pickel. Er trug Bürstenschnitt, der möhrengelb eingefärbt war.
    Platzke konnte den ewig
grinsenden, Kaugummi malmenden Typ nicht leiden. Das beruhte auf
Gegenseitigkeit.
    „Lauschen? Gibt’s bei euch was
zu lauschen?“ Sascha grinste. „Cool bleiben, Daddy. Ich habe nichts gehört. War
nur zufällig mit dem Ohr am Schlüsselloch, nämlich in der Hocke, um mir die
Schuhbänder zu binden.“

    Platzke blickte auf Saschas
Füße.
    Der Junge trug Stiefel.
    Er grinste, warf Platzke einen
schrägen Blick zu und schob ab — zur Seitentür der Werkstatt, durch die er
hereingekommen war.
    Saßmann sah seinem Sprößling
nach.
    „Er arbeitet nicht gern. Aber
er gibt gern Geld aus. Vielleicht sollte ich ihm nicht soviel Taschengeld
bewilligen.“
    „Weiß er womöglich über deine
Geschäfte Bescheid?“ fragte Platzke.
    „Nein! Ich bin doch sein
Vorbild.“
    „Und deine Frau?“
    „Sie wäre die letzte, die ich
einweihen würde. Sie kann kaum von einem Ohr zum anderen denken und würde sich
verquatschen — auf ihren dämlichen Kaffee-Kränzchen. Jede Woche woanders.
Immerhin: Paulines Schmuck wird bewundert. Weiß ja auch keiner, woher ich das
Geld dafür habe.“
    Er lachte fettig.
    Platzke stand auf. „Ich ziehe
jetzt los, sonst schaffe ich den Flieger nicht mehr. Muß Judy noch Bescheid
sagen.“
    Platzke wohnte in der Nähe. Der
Heimweg dauerte eine knappe Viertelstunde.
    Das reichte, um den Plan reifen
zu lassen.
    Aber nur, weil Platzke sich
schon lange damit trug.
    Daß es jetzt an der Zeit sei,
empfand er. Besonders nachdem er die Infos über Ludwig Brendl bezogen hatte.
    Was der kann, dachte Platzke,
kann ich schon lange — vorausgesetzt, Brendl hat Saßmann gelinkt. Jedenfalls
werde ich’s anders aufziehen — absolut glaubwürdig.
    Im Vorbeigehen betrachtete er
sich in einer Schaufensterscheibe.
    Für einen 30jährigen sah er
mitgenommen aus. War ja auch Streß, diese Tätigkeit. Ansonsten wirkte Platzke
wie ein Jung— Unternehmer — in seiner flotten Sportkleidung. Das Haar war
gescheitelt und etwas gewellt, das Gesicht schmal.
    Als er zu Hause ankam, hatte
Judy eine Fischsuppe gekocht. Die ganze Wohnung roch danach. Platzke haßte
Fisch. Aber Judy zuliebe hätte er ihn sogar roh gegessen.
    Sie hieß Hollzogen mit
Nachnamen, war 22, arbeitete als Sekretärin, hatte aber gerade ihren Job
gekündigt, weil sie den Chef doof fand. Judy hatte langes rotes Haar und violette
Augen. Alles an ihr war hübsch, ausgenommen die sehr stämmigen Waden. Da hatte
die Natur in die falsche Schublade gegriffen. Es waren die Waden eines
Radrennfahrers oder eines Gewichthebers. Judy trug meistens Hosen. Und am
Badestrand stand sie immer bis zu den Knien im Wasser.
    „Ich habe nicht viel Zeit zum
Essen“, erklärte Platzke. „Ferroni erwartet mich wieder. Und diesmal, Schatz,
ziehen wir die Sache durch.“
    Judy füllte zwei Teller mit
Fischsuppe. „Sie ist noch heiß. Verschluck dich nicht an den Gräten.“
    Auch noch Gräten, dachte
Platzke und griff trotzdem folgsam zum Löffel.
    „Die Sache ist so, Judy:
Saßmann hat allen Grund, sich über seinen Ableger zu beklagen. Sascha ist nicht
nur arbeitsscheu, sondern hat auch zwei Jugendstrafen weg. Wegen Autodiebstahls.
Ausgerechnet, was! Mich würde es nicht wundern, wenn der Typ eines Tages auf
Drogen abfährt. Bislang wußte er allerdings nicht, daß sein Alter da den
Zwischenhandel macht.“
    „Und?“ Judy hatte ihre Suppe
gekostet und fand sie großartig.
    „Sascha wird unser Sündenbock.“
    „Glaubst du wirklich, daß
Saßmann den eigenen Sohn verdächtigt?“
    „Bestimmt. Ich weiß nicht, ob
der Junge den Alten haßt. Jedenfalls tut Sascha alles, um ihm die Ruhe zu
rauben. Saßmann behauptet zwar, das wäre alles nicht

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