Schmuggler reisen unerkannt
sollte ich ihn heute
zurückkriegen. Aber er ist noch nicht in Ordnung. Den VW habe ich als Leihwagen
gekriegt. Schließlich bin ich angewiesen auf ein Auto. Beruflich.“
Scheibenkleister! dachte Tim.
Wenn das stimmt — und es läßt sich leicht überprüfen — haben wir mit voller
Kralle danebengegriffen.
„Seit wann ist Ihr Wagen in der
Inspektion?“
„Vorgestern habe ich ihn
hingebracht. Morgens um acht.“
„Zu wem?“
„Kfz-Werkstatt Leo Saßmann in
der Stadt.“
„Kenne ich“, sagte Karl. „Wie
man allgemein hört, ist er ziemlich teuer.“
Tim sah Karl an. „Sascha
Saßmann — ist der aus dem Stall?“ Karl nickte.
Sascha Saßmann, der 17 war,
hatte bis zum Herbst das Gymnasium besucht, dann wegen Faulheit aufgegeben. In
der Schule war er so beliebt gewesen wie Gehirnhaut-Entzündung in einer
Denk-Fabrik.
„Ich glaube“, sagte Klunk,
„damit wäre die Sache erledigt. Und euch bin ich hoffentlich los. Äh, was ich
noch fragen wollte: Wie steht’s denn um Schotten?“
„Er kommt durch“, erwiderte
Tim. „Sollen wir Grüße ausrichten?“
Klunk dachte nach. Dann
schüttelte er den Kopf.
„Nee. Keinen Waffenstillstand,
nur weil er im Krankenhaus liegt. Zu seiner Beerdigung wäre ich auch nicht
gegangen.“ Tim starrte ihn an. „Einen wie Sie muß man gesehen haben. Hoffentlich
können wir Ihr Alibi zerfetzen. Dann kommen wir wieder.“
8. Zwischenhändler für Drogen
Leo Saßmann hielt eine schwarze
Zigarre mit seinen Wulstlippen fest und saugte grünlichen Qualm in sich rein.
Das Gesicht war gerötet, der Blick etwas trübe. Um sich und sein Gewissen zu
beruhigen, hatte Saßmann einige Schnäpse getrunken. Sein Büro roch wie eine
Kneipe.
Es lag hinter der Werkstatt.
Durch die Glasfront, die in Hüfthöhe begann, konnte man die moderne Ausstattung
bewundern.
Hartwig Platzke, der keine
Zigarre rauchte und keinen Schnaps trank, kannte alles: die hydraulische
Hebebühne, den Kabelgalgen, das gesamte Diagnosegerät, mehrere Werkzeugwagen
und im Hintergrund die Fotoleisten für Spur- und Sturzvermessung.
Eine Limousine und ein Kombi
warteten auf Abfertigung. Aber jetzt war Mittagszeit, und die beiden
Kfz-Mechaniker, die Saßmann beschäftigte, saßen in dem Schnell-Imbiß an der
Ecke und schlugen sich die Wampe voll.
Die Seitenwand des Büros war
gemauert. Dort war auch die Tür.
„Im Schuppen drüben steht der
Mercedes erstmal gut“, sagte Saßmann. „Heute abend nehme ich ihn mir vor. Dann
ist nichts mehr zu sehen.“
Platzke rieb die Zähne
aufeinander.
„Wir müssen wissen, woran wir
sind.“
„Häh, was meinst du?“
„Was mit ihm ist. Mit Schotten.“
„Ah, ja, richtig! Du kennst
ihn.“
„Ich rufe mal an, ja?“
„Was? Wo?“
„Im Kreiskrankenhaus
Pleitzkirchen. Wenn er eingeliefert wurde, dann dort. Andernfalls... Ich meine,
wenn er’s nicht überlebt hat...“
„Mensch, Hartwig! Mach dich
doch nicht verrückt. Es war ein Unglück. Kommt zig-tausendmal vor pro Jahr in
unserem Lande. Wer regt sich da auf? Und wir — gerade wir — müssen an was
anderes denken.“
Er meinte den Drogenhandel.
Als Drahtzieher im Hintergrund,
dachte Platzke, ist er einsame Spitze, der Mistkerl. Weiß Gott! Leo Saßmann,
der Zwischenhändler. Er macht den Reibach. Aber das größte Risiko trage ich.
Ich bin der Reisende, wie er’s nennt. Der Rauschgift-Kurier — würden Polizei
und Strafverfolger sagen. Ich bringe das Zeug ins Land, kiloweise. Und Saßmann
verkauft es weiter an Bodo Wasenduk, den Drogenbaron. Der ist der schlimmste.
Der beherrscht Szene und Unterwelt — jedenfalls hier in der Stadt.
Wie Platzke wußte, belieferte
sein Boß auch andere Dealer, aber Wasenduk war der hauptsächliche Abnehmer.
Das Heroin kam aus Nahost.
Zwischenstation war Italien. Mailand.
Dort hatte ein gewisser Carlo
Ferroni das Sagen: ein gewiefter Ganove, alt schon, aber clever und skrupellos.
Saßmann war befreundet mit ihm.
Seit Jahren arbeiteten die beiden zusammen. Das Geschäft funktionierte.
Diesmal sollte Platzke 13,5
Kilo von Mailand nach Deutschland schmuggeln: eine beachtliche Menge.
„Am besten“, sagte Saßmann, „du
reist heute noch los. Ferroni erwartet dich.“
„Verdammt! Ob ich nicht doch
mal im Krankenhaus anrufe?“
„Vergiß es!“
Platzke hob die Schultern.
„Wenn du meinst.“
„Letztlich ist es meine Sache.
Du warst nur dabei.“
„Gut, nachher fliege ich ab.“
„Aber du kommst mit der Bahn
zurück“, Saßmann grinste. „Ich sage
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