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Schmuggler reisen unerkannt

Schmuggler reisen unerkannt

Titel: Schmuggler reisen unerkannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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„Und ein
Konzertflügel und ein dressierter Eisbär.“
    „Nein. Nur Heroin.“
    „Dealst du neuerdings?“ Sie
lachte noch immer und hielt alles für einen Spaß.
    „Jedenfalls betätige ich mich
zum Schein als Drogenkurier, um einen Großabnehmer aufs Kreuz zu legen. Er
heißt Wasenduk und hat einen Nachtclub, den In-Treff. Was man sonst noch wissen
muß über den Typ, hoffen wir von dir zu erfahren.“
    Tim erzählte. Gaby machte große
Augen, die erst allmählich wieder ihre Mandelform annahmen.
    „In der Tat“, nickte sie. „Über
Wasenduk weiß ich Bescheid. Papi gehört zwar nicht zu den Arbeits-Freaks, die
ihre Berufsprobleme in die Familie tragen, aber was Mami und ich wissen müssen
über gewisse Abschaum-Typen — das sagt er uns natürlich. Ja, Abschaum-Typen —
obwohl sie oft nicht überführt werden können wegen aalglatter Schläue. Das gilt
für alle Arten von Kriminellen: Dealer, Diebe, Einbrecher, Hehler, Unholde,
Schläger, Betrüger. Manche organisieren Bandenverbrechen, manche sind
Einzeltäter und entwickeln ihr eigenes System — besonders die Betrüger. Schaut
man denen nicht auf die Finger, bleiben sie jahrelang ungeschoren. Wasenduk
besitzt einen Nachtclub, mehrere Videotheken, ein Porno-Geschäft und eine
öffentliche Sauna. Papi sagte, er wäre vermutlich ein Ankäufer von Diebesgut,
also Hehler, und ein Dealer großen Formats, der aber nur Stammtischkunden
beliefert. Getarnte Ermittler, die im In-Treff nach Drogen verlangen, kriegen
nichts. Wasenduk weiß natürlich, daß es sich um Polizisten handeln könnte.“
    Tim nickte.
    „Heißer Typ“, sagte Klößchen.
„Und bei dem willst du dich anwanzen?“
    „Ich habe das Heroin.“
    Tim klopfte auf den
Leinenbeutel, in dem der Karton steckte.
    „Zu gefährlich!“ Gaby
schüttelte entschieden den Kopf.
    „Ich mache es trotzdem. Er
kennt mich nicht. Ich sehe älter aus als ich bin. Ich handele aus Geldgier. Ich
weiß“, er lachte, „daß ich dafür ein zu freundliches Gesicht habe. Aber was
hinter der Stirn eines Menschen vor sich geht, kann man ohnehin nur erraten.
Wie gierig und skrupellos einer ist, erkennt man an seinen Taten — nicht an
seinem Gesülze. Beim Reden strotzen alle vor Edelmut. Die reinsten Engel.“
    Gaby seuzfte.
    Klößchen klopfte seine Taschen
ab — keine Schoko mehr!
    Karl polierte seine
Nickelbrille — immer ein Zeichen von Aufregung bei ihm.
    „In-Treff?“ überlegte Tim. „Das
ist doch hinterm Hauptbahnhof in der Würdigung-Straße. Aber ihr laßt euch nicht
blicken bei dem Schuppen.“
    Sie fuhren los. Gaby erzählte,
warum sie Oskar nicht mitgebracht hatte — ihren schwarz-weißen Cocker-Spaniel,
den Liebling der TKKG-Bande.
    Er hatte sich eine Scherbe in
die Pfote getreten, mußte einen Verband tragen, was er geduldig ertrug, und die
Wunde erst ausheilen.
    „Ist ein Elend mit den
Scherben!“ schimpfte Gaby. „Überall auf den Straßen werfen Betrunkene
Bierflaschen weg. Es knallt ja so schön, wenn das Glas explodiert. Aber an die
armen Vierbeiner denkt niemand. Die zerschneiden sich an den Splittern die
Pfoten.“
    „Umweltsäue!“ meinte Klößchen
verächtlich. „Wenn ich Schoko-Papier wegwerfe, dann immer in den Abfallkorb.
Wenigstens optisch muß man die Umwelt sauber halten. Unoptisch gelingt das
schon lange nicht mehr.“
    „Was ist un-optisch?“ fragte
Karl.
    „Das, was man nicht sieht.“

    „Und was sieht man nicht?“
    „Luft.“
    „Aha.“
    „Ja, aha! Sie ist die
dreckigste, seit die Welt besteht. Habe ich neulich gelesen. Im Winter Smog, im
Sommer Ozon — ganzjährig saurer Regen, der die Pflanzen vernichtet — und da
soll unsereins noch tief durchatmen. Eine Schande! Denn die Autos werden immer
mehr. Bald haben wir mehr Kfz als Menschen. Das vernichtet die Umwelt. Zumal
wir so ziemlich das einzige Land sind, wo jeder rasen kann so schnell er will.
Und schnell wollen sie alle. Und die un-optische Katastrophe nimmt zu.“
    Seine Freunde nickten.
Einhellig war man der Meinung.
    „Deshalb müssen wir den
Abschaum-Typen auf die Finger klopfen“, sagte Tim. „Den Berufskriminellen und
denen, die mit scheinbar weißer Weste ihr egoistisches Süppchen kochen und dem
eigenen Vorteil zuliebe die Welt noch ein bißchen kaputter machen. Die
Politiker also, die skrupellosen Geschäftemacher, die Betrüger und
Bestechlichen. Entlarven und unschädlich machen — das ist die Parole. Und
Wasenduk der nächste.“

21. Herbi kommt wie gerufen
     
    Die Würdigung-Straße.

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