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Schmusemord

Schmusemord

Titel: Schmusemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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neben dem Schreibtisch. Er öffnete ein Schubfach, wühlte, fluchte leise, wühlte in einem zweiten, dann einem dritten Fach.
    »Ha. Da ist es ja.« Er schwenkte ein Stück Papier und kam breit grinsend wieder zur Bar. »Bitte sehr.«
    Matzbach nahm den Wisch: die Fotokopie einer Kurzmeldung aus dem Stadt-Anzeiger vom Montag.
    »Vorgestern«, sagte Löwe.
    »Seh ich doch. Und? Ein Besoffener ist überfahren worden. Sonntag kurz vor Morgengrauen. Auf der Luxemburger, ziemlich weit draußen, wie’s aussieht. Was hat das ...«
    »Mit Ihrem Anliegen zu tun? Einiges. Die alten Kollegen ...« Löwe pfiff leise vor sich hin; es ähnelte eher dem Zwitschern eines magenkranken Zeisigs als einer menschlichen Hervorbringung. »Ich hatte Montag den alten Stammtisch; man hängt ja an so was. Da war auch der Kollege bei, der das hier verwurstet hat. Deshalb weiß ich, wer der Tote ist. Oder war, eh er nix mehr war.«
    »Sie werden es mir hoffentlich nicht mehr lange verschweigen wollen, oder?«
    Löwe tippte ihm mit harter Fingerkuppe vor die Brust. »Würselen«, sagte er. »Mausetot. Aus dem hätte man Sülze machen können.«
    »Ah.« Matzbach nahm einen mächtigen Mundvoll Rauch, stieß lange Trauerschleier aus und klopfte Löwe auf die Schulter. »Gut; hat sich ja schon fast gelohnt. Also Würselen hat stückchenweise Raumtemperatur angenommen? Aber wieso wissen das seine Kumpel in der Kneipe nicht?«
    »Wann haben Sie die gefragt?«
    »Gestern. Nicht gefragt, aber gehört.«
    Löwe zuckte mit den Schultern. »Inzwischen wissen die das auch. Die grünen Jungs gehen ja nicht drei Minuten nach so einer Sache durchs Viertel, um in allen Kneipen Bescheid zu sagen.«
    »Aber was haben wir davon? Du, meine ich«, sagte Morungen.
    »Man nimmt an«, sagte Löwe geziert, »daß es kein normaler Unfall war; das steht aber nicht in der Zeitung. So, wie die Leiche zugerichtet war, ist ja jemand mehrmals mit einem schweren Wagen über ihn gebrettert.«
    Matzbach starrte in den blechernen Aschnapf. »Hilft uns aber nicht weiter«, knurrte er. »Im Gegenteil. Den kann ich schon mal nicht mehr fragen, was da in der Kneipe eigentlich abgelaufen ist. Angeblich hat der tote Österreicher Würselens Freundin angemacht, die Kellnerin.«
    »Würselens Freundin?« Löwe gackerte. »Der war schwul, der Junge.«
    Mit etwa zwei Kilo Kopien, für die er zwei Hunderter (und eine Pizza, für Morungen) ausgegeben hatte, erreichte Matzbach nachmittags wieder Hermines Hof. Er schleppte das Material, auf das er sich nicht besonders freute, in die Abteilung Philosophie; dann suchte er Hermine.
    Sie lag in einem Liegestuhl auf der Veranda, hielt einen Kaffeebecher in der Linken, las in einem Roman und schluchzte vor sich hin. Neben ihr, auf einem niedrigen Tisch, stand die Thermoskanne. Matzbach tätschelte Hermines nasse Wange.
    »Sag mir nicht, was in dem Buch passiert; ich will es lieber nicht wissen. Ich hol mir nen Becher.«
    Als er zurückkam, hatte sie das Buch weggelegt und das Gesicht getrocknet. »Na, Erfolg gehabt?«
    »Wie man’s nimmt. Einen Haufen Papier hab ich gekriegt, in dem aller mögliche Schmutz über das Objekt deiner Schnitzereien steht. Er heißt übrigens Evergislus Lanzerath.«
    »Der arme Kerl«, sagte sie. »Ich hab aber auch ein paar Neuigkeiten für dich. Du warst kaum weg, als die Telefoniererei losging. Vielleicht solltest du dir doch mal ein Handy beschaffen.«
    »Nur über meine Leiche. Wer will denn was von mir?«
    »Zuerst hat Zaches angerufen. Trudi hat heute früh was von Bekannten gehört – dieser Typ, der deinen Czerny abgemurkst hat, Würselen.«
    Matzbach nickte. »Ich ahne es, aber sprich, Holde; die ödeste Botschaft wird herrlich, wenn du sie in Gelassenheit aussprichst, daß sie mich erquicke.«
    »Aua. Also – Würselen ist unters Auto gekommen und lebt nicht mehr. Und Trudis Gespiele war schwul.«
    Matzbach nickte; er berichtete kurz von der Fahrt nach Köln und der Unterredung.
    »Na ja; dann wußtest du es ja schon. Aber immerhin, der Zwerg funktioniert gut. Das war aber nicht alles.«
    »Was noch?«
    »Komarek. Du sollst ihn zurückrufen.«
    »Was will er?«
    »Kompliziert. Wie das so ist, bei Leichen mit mehreren Haupt- und Nebenfrauen.« Sie giggelte, dann sagte sie, die zuständigen Ex-und-Hopp-Damen hätten sich noch nicht einigen können, wer welchen Teil des Nachlasses von Czerny zu bekommen habe; Komarek sei es aber gelungen, mit ihnen und dem vollstreckenden Anwalt zu reden.
    »Und?«
    »In

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