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Schmusemord

Schmusemord

Titel: Schmusemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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aus wie sechzig und bewegte sich wie die personifizierte Midlife-Krise: fahrig.
    »Immer«, sagte Morungen; er kletterte auf einen der plastikbezogenen Metallhocker. »Matzbach will bestimmt rauchen, wie ich ihn kenne.«
    »Ah. Wunderbar, ha ha; herrlich. Ich darf nicht mehr, sagen die Ärzte. Aber schnüffeln ...« Er drehte sich um, zog einen Blechaschenbecher aus einer Stahl-und-Plastik-Lade und stellte ihn Baltasar hin.
    »Also – was liegt an?«
    Morungen verknotete die knochigen Finger zu einer Art Gebetsknoten. »Informationen«, sagte er. »Möglichst genau, möglichst dreckig, möglichst zum Mitnehmen.«
    Die Espressomaschine zischte mißbilligend, wie Matzbach fand. Löwe klapperte mit Tellerchen und Täßchen und Löffelchen und Zückerchen.
    »Genau? Na schön. Dreckig? Aber gern. Mitnehmen? Könnte schwierig werden – je nachdem. Um wen oder was geht es?«
    Morungen stupste Baltasar an. »Jetzt bist du dran.«
    »Sankt Evergislus«, sagte Matzbach. Aus der rechten Brusttasche seines Hemds nahm er das Zigarrenetui und den Schneider.
    »Wer bitte?«
    »Lanzerath.«
    »Ah.« Löwe grunzte leise; er stellte die erste doppelte Portion vor Matzbach hin. »Was rauchen Sie?«
    »Das wechselt. Das hier ist eine leichte Morgen-Sumatra. Ich kann aber, wenn Ihnen das den Tag verschönt, auch eine Partagás verbrennen.«
    Löwe hob die Schultern. »Hauptsache Tabak. Lanzerath, was? Hat er endlich mal was ausgefressen, ohne daß alle tun, als wär nix gewesen?«
    »Macht er das öfter?«
    »Fast immer. Aber der Dreck, den er an seinen diversen Stecken hat, klebt meistens auch an den Fingern all der Leute, die Bescheid wissen, und deshalb sagt nie einer was. Darf ich mehr wissen, oder meinen Sie, Neugier könnte teuer werden?«
    »Kommt drauf an.«
    Löwe kicherte nasal. »Gut, gut.« Er kam mit der letzten Tasse um die Bar und setzte sich neben Matzbach. »Ah, riecht gut, Ihr
pomposo stinkador
. Also. Was wollen Sie zahlen?«
    »Wieviel ist die Information Ihnen wert?«
    »Mal scharf überlegen.« Löwe schob die Unterlippe vor. »Wahrscheinlich nicht viel, was? Was ich hab, haben andere auch – nur nicht so vollständig. Sie müßten schon eine ganze Weile von Pontius nach Pilatus rennen, um den Kram zusammenzukriegen.«
    »Ich bin gut zu Fuß.«
    »So, wie Sie aussehen?« Ein meckerndes Gelächter, in das Morungen einstimmte. »Sie haben bestimmt Plattfüße und ein bequemes Auto.«
    »Du könntest solidarisch ernst bleiben«, sagte Matzbach.
    Moritz schüttelte den Kopf. »Nichts da. Ich lache solidarisch mit. Man wird sich doch noch aussuchen dürfen, mit wem man solidarisch ist, oder?«
    »Wenn du meinst ... Du wirst schon sehen, was du davon hast. Ich sage nur: Döner.«
    »Baah.«
    »Kommen Sie, feilschen wir ein bißchen.« Löwe nippte am Espresso, schnupperte von der Wolke, die Matzbach ausstieß, und legte beide Hände auf die Bar. »Sie sagen mir ein bißchen von dem, worum es geht; dann sag ich Ihnen, ob ich Ihnen helfen kann. Und dann sehen wir weiter.«
    Matzbach seufzte. »Das wird ein langwieriger Morgen. Aber na schön. Lanzerath hat demnächst einen runden Geburtstag, wird sechzig oder so.«
    Löwe nickte. »Dafür mieten die wahrscheinlich den Gürzenich und schmeißen ihm noch nen Orden an den Hals. Wie das so geht, in diesem unserem Lande. Weiter.«
    »Einige seiner lieben Freunde wollten ihm zum Wiegenfest ein Portrait verehren ...«
    »Igitt.« Löwe streckte die Zunge heraus und imitierte eine Art Pferdefurz.
»Die
Visage, und dann auch noch an die Wand hängen? Sollte man mit ihm persönlich machen.«
    »Es ergab sich rein zufällig, daß ein österreichischer Journalist, der feststellen will, warum einer seiner Kollegen im hillije Kölle das Zeitliche gesegnet hat ...«
    »Eh, der Tote, auch Österreicher?«
    »Ja. Bei einer Kneipenschlägerei umgekommen. Und der Kollege, den das anficht, hat zufällig das unfertige Portrait gesehen und sagt, das ist der, hinter dem der Tote her war.«
    Löwe schwieg, klackte zwischendurch mit Zunge und Gebiß wie ein zeugungswütiger Erpel, leerte den Espresso, kratzte sich den kahlen Hinterkopf und sagte schließlich: »Ist das die Nummer im
Goldenen Kappes
gewesen?«
    »Ich bin beeindruckt. Ja.«
    »Würselen, was? Lanzeraths Leibrowdy. Ist aber doch zu den Akten gelegt worden, von wegen Notwehr.«
    »Das hat den Kollegen aus Wien aber nicht beeindruckt.«
    »Mich auch nicht.« Löwe rutschte vom Hocker und trippelte hektisch zu einem der Schränke

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