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Schmusemord

Schmusemord

Titel: Schmusemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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aus für Trennung von Bett und Tisch. Aber mindestens. Zum Glück geht das bei uns ja ohne Behörden.«
    Matzbach kicherte, die Augen auf das Blatt geheftet. »Ei, welch niedliche Namen! Wie haben Sie das denn rausgekriegt?«
    »Ein paar Telefonate. Jeder kennt doch irgendwen, der irgendwen kennt, der mit wem verwandt ist.«
    »La Bohème«, sagte Baltasar; dabei verdrehte er die Augen. »Porcmignon. Ich glaub’s ja beinahe nicht.«
    »Was ist damit?« Hermine streckte die Hand aus.
    »Das Haus, in dem Schmollgruber sich zu Lebzeiten der Verlassenschaft hingab.«
    Komarek verzog das Gesicht. »Lassen Sie das doch bitte. Warum bildet ihr Piefkes euch immer ein, wenn ihr ein Wort wie Obers oder Paradeiser apportieren gelernt habt, könntet ihr schon wie Menschen reden? Ganz zu schweigen von miserablen Wortspielen.«
    Hermine gab Matzbach das Blatt zurück. »Und jetzt?«
    »Koma weiß es bestimmt schon.«
    Der Journalist sagte müde: »Ich kann’s mir denken.« Er bestellte etwas, das Matzbach nicht verstand, und sagte, als der Kellner gegangen war: »Es gibt zwei Möglichkeiten. Die schnellere oder die schönere?«
    »Die schönere von beiden.«
    »Wovon redet ihr?« Dann winkte Hermine ab. »Ach, behaltet es doch am besten für euch; ich will’s gar nicht wissen, es sei denn, es ginge mich was an.«
    »Ich fürchte, Sie sitzen mit im Boot. Im Wagen, genauer.« Komarek schloß die Augen ein wenig, bis sein Antlitz dem eines schlummernden Warans ähnelte. »Salzburg«, sagte er matt, »Innsbruck, Bregenz, Zürich, Bern, Genf, Mâcon, Beaune, Lormes – so etwa?«
    »Die andere Route, via München und so weiter, ist möglicherweise glatter und schneller, o Geliebte, aber minder pittoresk.«
    Hermine versuchte zu lächeln, als der Kellner kam und Komarek einen gläsernen Humpen hinstellte, in dem gelbe Flüssigkeit mit einer Sahnehaube prangte. »Ich glaube, ich brauche jetzt was zu trinken. Sollte ich das da auch probieren? Was immer es ist?«
    »Ein Koma Spezial. Sehr zu empfehlen«, sagte der Kellner, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Gut. Bitte.«
    »Sehr wohl.«
    Sie wandte sich Matzbach zu. »Du willst jetzt also, wenn ich das richtig verstanden habe, quer durch die Alpenrepubliken Frankreich ansteuern und Schmollgrubers Villa knacken? Bei, wie heißt das, Porcmignon? Du nicht eben kleines Schweinchen?«
    »Just so, Madame. Sagen Sie, mein Lieber – haben Ihre Informanten etwas über bissige Hunde, aufmerksame Nachbarn oder andere Ersprießlichkeiten gesagt?«
    Komarek schüttelte den Kopf und trank. Nachdem er sich Sahne von der Oberlippe geleckt hatte, sagte er: »Nichts. Das Haus steht allein, halb im Wald, mit Blick auf einen See. Stausee, wenn ich mich nicht irre.«
    »Wasser ist Wasser.«
    Der Kellner brachte den zweiten Humpen, stellte ihn Hermine hin und sagte: »Wohl bekomm’s.«
    Hermine trank, zuerst vorsichtig, dann gründlich. Sie lächelte Komarek an. »Sehr fein. Guter Spezialtrank.«
    »Was ist es denn?« sagte Matzbach.
    Komarek öffnete schon den Mund, aber Hermine winkte ab. »Wird nicht verraten; probieren darfst du auch nicht. Es sei denn, du erzählst uns, wie dein blödes Labyrinth ausgesehen hat. Da wir gerade in Gedanken bei Frankreich sind.«
    Baltasar zuckte mit den Schultern. »So dringend will ich das gar nicht wissen.«
    Matzbach erwog, noch am gleichen Nachmittag aufzubrechen. Hermine hatte keine grundsätzlichen Einwände, obwohl sie bisher nicht zu den Lipizzanern vorgedrungen war. Allerdings sagte sie, wenn er denn schon geizig geworden sei, was Hotelzimmer angehe, käme es ihr wie die üppigste Verschwendung vor, nachmittags ein bis zum kommenden Morgen zu bezahlendes Gemach zu verlassen.
    »Ich muß noch ein paar Takte telefonieren.« Baltasar setzte sich auf die Bettkante und sah zu Hermine auf. »Ich stelle fest, ich sehe gern zu dir auf.«
    »Dann wird es dich nicht kränken, daß ich gern auf dich hinabschaue.« Sie lächelte, beugte sich vor und hauchte ihm etwas wie einen Kuß ins graue Kraushaar.
    »Eh«, sagte er.
    »Sowieso. Noch was?«
    »Willst du dich langweilen, während ich diesen grotesken Anwalt belabere? Oder vielleicht ein schwelgerisches Bad nehmen? Da wir das Zimmer sowieso und so weiter?«
    »Gute Idee. Wie stellst du dir den Rest des Tages vor?«
    »Es ist jetzt halb eins. Wenn es uns gelingt, diesen Ort bis drei zu verlassen, könnten wir noch gut fünf Stunden fahren. Was hieltest du von einem Abendmahl in Innsbruck?«
    »Verfressenes Kerlchen. Na gut;

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