Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
Vom Netzwerk:
Scialoja sein. Typisch weiblich, sollte er später feststellen. Nachdem er ihr verziehen hatte.
    Sie steckte gerade die Schlüssel in die Tasche, als Stalin und Guercio hinter ihr auftauchten.
    – Hallo, Frauchen!
    – Wozu dieser überraschende Besuch?
    Stalin nahm ungerührt zur Kenntnis, dass sie zusammenzuckte. Rote Wangen, verdächtiges Zittern … das Abendkleid … das dezente Parfum … das Schweigen der letzten Tage … Die Sache mit dem Geld. Die Situation war entschieden brenzlig. Patrizia! Patrizia!
    – Bietest du mir nichts zu trinken an?
    In aller Eile servierte sie ihm einen Whisky. Ihre Hände zitterten leicht. Patrizia! Patrizia!
    – Nun, was soll ich sagen … seit geraumer Zeit sehen wir uns ja kaum noch. Als ich erfahren habe, dass du das viele Geld abgehoben hast, habe ich mich gefragt: Will mir meine geliebte Gefährtin vielleicht einen kleinen Streich spielen?
    – Ich habe beschlossen, ein Haus zu kaufen, das weißt du doch.
    – Ah, ein Haus … vielleicht eine Villa am See, hä?
    – Du hast mich beschatten lassen!
    Stalin drehte das Glas in der Hand und richtete sich auf.
    – Das sind die Regeln des Spiels, das müsstest du doch wissen. Schönes Kleid. Gehst du aus?
    – Ich treffe eine Freundin.
    – Dann kommen wir ja gerade rechtzeitig. Guercio, hol den Mercedes. Wir begleiten Frau Patrizia …
    – Danke, Stalin, aber ich habe schon ein Taxi gerufen.
    – Du gehst zu ihm.
    Es blieb keine Zeit zu antworten. Das Telefon läutete. Stalin gab ihr mit einer entschiedenen Geste zu verstehen, dass sie sich nicht von der Stelle rühren sollte. Beim dritten Läuten schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Es war Scialoja. Seine feste, leidenschaftliche Stimme. Während Stalin die Nachricht abhörte, umspielte ein enttäuschtes Lächeln seine schmalen Lippen.
    Du darfst nicht sagen, dass du nichts wert bist … Patrizia, du bedeutest mir alles!
    – Du meine Güte, wir stecken ja mitten in einem Melodram. Patrizia! Patrizia!
    – Ich werde dich nicht verraten, sagte sie und blickte ihm in die Augen.
    Stalin lachte. Wie gern würde ich dir glauben, Täubchen! Aber dein Blick verrät dich! Dein Geruch verrät dich. Der Geruch der Angst. Der Geruch der Flucht. Der Geruch des Abschieds. So hatte die Macht der Gefühle letztendlich über den Faktor Mensch triumphiert. Wie sehr hätte sich wohl Vecchio bei diesem Schauspiel vergnügt! Stalin schloss die Augen und überließ sich dem Ansturm der Erinnerungen. Patrizia, die sich einen Drink einschenkt. Patrizia, die eine Platte mit einem herzzerreißenden Liebeslied auflegt, einem etwas abgeschmackten Liebeslied, wie man sie früher in Nachtklubs spielte. Patrizia, die sich die Schuhe auszieht, sich auf das weiße Ledersofa fallen lässt und die langen Beine unter den Körper zieht. Patrizia, die für ihn einen Strip hinlegt. Wie überflüssig war doch dieses Finale!
    Stalin machte einen Schritt auf sie zu. Patrizia war schneller. Blitzartig schlängelte sie sich zwischen den beiden durch und lief zur Tür.
    – Schnapp sie, Guercio!
    Guercio war langsam. Guercio war schwerfällig. Guercio mochte diese Frau. Aber Guercio war ein ausgebildeter Soldat. Er packte sie um die Mitte und schleuderte sie zu Boden. Als ob er es gar nicht hätte erwarten können, diesen Körper wieder loszuwerden. Mit einem dumpfen Laut prallte sie auf. Stalin beugt sich über sie und strich ihr über das Haar.
    Patrizia spuckte ihm ins Gesicht.
    Stalin wischte sich in aller Ruhe ab, dann schlug er sie ins Gesicht. Einmal, zweimal, dreimal. Guercio schrie auf.
    – Es reicht, Chef!
    – Halt’s Maul.
    Patrizia sah ihn noch immer an. Sie versuchte den Schmerz zu beherrschen. Sie schluckte die Tränen runter. Ihre Augen waren voller Hass. Stalin seufzte.
    – Warum? Warum, Patrizia? Du hättest alles haben können … warum?
    – Weil er besser ist als du, Stalin!
    Stalin schlug wieder zu. Patrizia verlor das Bewusstsein. Guercio näherte sich ihnen.
    – Chef, ich kümmere mich um das Mädchen. Ich nehme sie mit nach Hause und behalte sie bei mir. Ich garantiere dir, ich lasse sie keine Sekunde aus den Augen. Sie ist bei mir sicherer als im Knast. Und wenn alles vorbei ist, wenn es nicht mehr notwendig ist …
    Stalin sah Guercio mit einem schiefen Lächeln an. Auch er hatte sich von der Hure einwickeln lassen! Guercio musterte ihn indessen und versuchte sich mit seinem simplen Gemüt einen Reim auf das schiefe Lächeln zu machen.
    – So willst du dich um sie kümmern,

Weitere Kostenlose Bücher