Schmutzige Haende
in die richtigen Hände legen.
Als Beatrice ins Zimmer kam, schenkte er ihr keinerlei Aufmerksamkeit. Erst als er sie weinen hörte, hob er den Blick von Gellis Plan. Beatrice hatte rote Augen. Sie schniefte.
– Was ist denn? Was ist passiert?
– Erinnerst du dich an Scialojas Freundin?
– Aber ja, gewiss … Patrizia, nicht wahr?
– Sie ist tot!
– Hat er sie umgebracht?, fragte er mit sarkastischem Unterton.
Als er bemerkte, dass er ins Fettnäpfchen getreten war, sprang er auf, um Beatrice zu trösten.
5.
Ilio Donatoni hatte den Verteidigerpool am Nachmittag empfangen. Aus Sicherheitsgründen fand das Treffen in seinem Privatdomizil statt. Der Firmensitz war seit Tagen Schauplatz eines beunruhigenden Kommens und Gehens der Finanzpolizei.
Die Anwälte waren sicher, dass der Haftbefehl, oder wie zum Teufel man heutzutage sagte, bereits auf dem Schreibtisch des Staatsanwalts lag.
Es war eine Frage von Tagen, wenn nicht gar Stunden.
Auf Ilios verschiedenen Anschlüssen riefen ununterbrochen Journalisten an. Verängstige Sekretärinnen gaben die stereotype Antwort, er befände sich in einer Konferenz. Als sie schließlich auch zu Hause anriefen, regte sich Maya derart auf, dass sie am Tag der Festnahme sicher auf dem Titelblatt landen würde.
Tja. Der Tag der Festnahme. Vielleicht morgen. Wo hatte sie gelesen, dass die Leute im Morgengrauen verhaftet wurden, damit sie keine Zeit zum Nachdenken hatten? Um sie mit Handschellen zu erschrecken und aus der Fassung zu bringen?
Während die Anwälte der Reihe nach Strategien entwickelten, um sie im selben Augenblick auch schon wieder zu verwerfen, drehte sich Ilio mehrmals um, um das Bild an der Wand hinter dem Schreibtisch zu betrachten.
Der Gründer legte mit vom Wind zerzaustem weißen Haar eine Hand auf Ilios Schulter, der voller Bewunderung und Dankbarkeit zu ihm aufblickte. Vor dem Hintergrund eines blitzblauen, von mächtigen weißen Wolken übersäten Himmels, wie auf einem Gemälde des sozialistischen Realismus, verlor sich der klare Blick des Gründers in der Ferne, wo emsige Arbeiter damit beschäftigt waren, die perfekte Stadt zu erbauen. Eine Stadt, wie sie den Kriterien des Gründers entsprach – Nüchternheit, Wohlstand, Beilegung der Konflikte –, und wie sie sich auch Ilio wünschte. Der Schinken hatte ihm eine schöne Stange Geld gekostet, auch wenn der Künstler (an dessen Namen er sich nicht einmal mehr erinnerte) damit kaum Berühmtheit und ewigen Ruhm erlangen würde. Die Szene stellte den Moment der Übergabe dar. Als Ilio Mehrheitsaktionär geworden war und der Gründer die Firma übergeben hatte.
Eine Szene, die in Auftrag gegeben worden war, um „Nüchternheit, Wohlstand, die Beilegung der Konflikte“ zu vermitteln. Der Vater, der sich zurückzieht, um dem Sohn freie Bahn zu lassen. Das Ganze im Zeichen der Kontinuität im Rahmen der tröstlichen Tradition.
Was für eine Lüge! Was für eine kolossale Lüge!
Der Rückzug des Gründers war langsam und schmerzhaft vonstattengegangen, er hatte lange gedauert und war von Tiefschlägen gekennzeichnet gewesen. Erst als Maya sich endlich auf seine Seite gestellt hatte, hatte Ilio begriffen, dass er gesiegt hatte.
Alle glaubten, sie hätte es getan, weil sie die Kontrolle durch den Gründer nicht mehr aushielt.
Aber dem war nicht so.
Sie hatte es aus Liebe gemacht.
Maya liebte ihn auf eine totale, bedingungslose Weise.
Es war eine verrückte, ja eine verrückte Liebe gewesen. Denn nur, weil sie verrückt war, konnte sie in ihm die Eigenschaften und die Größe des Gründers sehen, die er nie besessen hatte.
Maya hatte blind an ihn geglaubt.
Und er hatte es ihr vergolten, indem er sie in den Ruin trieb.
Sie erinnerte sich an die letzten Worte des Gründers, an diesem kalten, grauen Tag (kein kristallklarer Himmel, keine hellen Wolken!), an dem er die bitterste Niederlage seines Lebens hatte einstecken müssen.
„Hoffentlich zerfällt nicht alles eines Tages zu Staub!“
Die Anwälte hatten endlich eine Übereinkunft getroffen. Wie es schien, gab es eine, wenn auch nur vage, Möglichkeit. Sie bezeichneten es als „freiwillige Einvernahme“. In manchen Fällen hatte es funktioniert. Warum es nicht versuchen? Es ging darum, augenblicklich beim Staatsanwalt aufzukreuzen und sich dort einem Verhör zu unterziehen. Und, nun ja, die Karten auf den Tisch zu legen. Zu bestätigen, was sie bereits wussten – die Untersuchung durch die Steuerbehörde war in dieser Hinsicht
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