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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Scialoja die Huldigungen der Dienstboten, die meinten, mächtig zu sein, und der Mächtigen mit Dienstbotencharakter entgegen.
    Patrizia, sehr elegant in ihrem schlichten schwarzen Kleid, das ihren langen weißen Hals und das schmale Gesicht betonte, beobachtete ihn, wie er sich in der Menge der Bittsteller mit der Nonchalance eines erprobten Komödianten bewegte. Patrizia beobachtete ihn, wie er spöttisch und aalglatt auf Anliegen, die mit bebender Stimme vorgebracht wurden, und zu laut erzählte Witze reagierte, auf das hoffnungsvolle Blinzeln der unvermeidlichen Luxusnutten, wobei er der einen eine flüchtige Berührung gewährte und der anderen nicht die geringste Aufmerksamkeit schenkte … als sie ihn verlassen hatte, war er ein ängstlicher Bulle gewesen, und jetzt fand sie einen mit allen Wassern gewaschenen Löwenbändiger wieder. Scialoja hatte sich verändert. Die Welt hatte sich ihm unterworfen. Und er regierte leidenschaftslos, mit leiser Stimme, zerstreut ließ er sich zu einem herablassenden Urteil hinreißen, zu einer endgültigen Verurteilung. Dennoch … dennoch hielt er hin und wieder inne, als würden ihn Zweifel plagen. Dann blickte er sich um und suchte den anerkennenden Blick Patrizias. Er war von ihr abhängig. Das alte Band war noch nicht gerissen. In seiner Welt war er zwar König, aber er war seiner Königin treu ergeben. Stalin, dachte sie, würde sagen, ich habe ihn in der Hand. Doch merkwürdigerweise ließ sie das kalt.
    – Kommt. Ich stelle euch den Hausherrn vor … den sogenannten Hausherrn …
    Mit unbeholfener Galanterie bot Camporesi Patrizia den Arm, um mit ihr seinem Chef zu folgen, der auf einen groß gewachsenen, eleganten, lächelnden Herrn zusteuerte. Im letzten Augenblick schob sich eine Menschenmauer zwischen Scialoja und sein Ziel. Patrizia bemerkte eine schnelle Abfolge merkwürdiger Bewegungen: Gesichter, die sich zu Grimassen verzogen … eine schnelle Berührung des Hemdkragens unter dem Nadelstreifanzug oder der Krawattennadel … sich überkreuzende Finger.
    – Ich glaube, das ist ein Freimaurergruß, flüsterte Camporesi.
    – Ach, wirklich? Ich wusste gar nicht, dass er Freimaurer ist.
    – So was gibt keiner zu.
    – Und Sie?
    – Nein. Nein … ich glaube, dafür bin ich nicht bedeutend genug.
    Dabei wurde er rot. Patrizia unterdrückte ein Lachen. Ihr gegenüber war er immer so höflich, dass es fast pedantisch wirkte. Adel verpflichtet, hatte Scialoja gesagt. Camporesi stammte von einer alten toskanischen Familie ab.
    Scialoja versuchte indessen, sich der herzlichen Umarmungen seiner Mitbrüder zu erwehren.
    Vecchio hatte ihn bei der mächtigen Loge Sirena einschreiben lassen. Einer Geheimloge natürlich.
    „Seien Sie mir dankbar. Ich habe Ihnen die Kapuzen und die Degen erspart und Sie stattdessen ins Zentrum der Macht geführt“, sagte er, als alles vorbei war.
    „Und was soll diese Loge Sirena sein? Eine Neuauflage der P2?“
    Scialoja hatte gesehen, wie in Vecchios kleinen, tief liegenden Augen ein freudiger Funke aufblitzte. Seit er wusste, dass seine Tage gezählt waren, war er zum ersten Mal guter Laune. Es sollte auch das letzte Mal sein.
    „Haben Sie sich jemals gefragt, warum man diese verfluchte Loge als P2 bezeichnet hat? Nein? Dann werde ich es Ihnen erklären, junger Mann. Weil es offenbar irgendwo eine Loge mit dem Namen Propaganda 1 gegeben hat …“
    „Und irgendwo vielleicht auch eine Propaganda 3 oder 4 oder 5 …“
    „Das würde ich nicht ausschließen …“ Sie hatten nicht mehr darüber gesprochen. Weil sie keine Zeit mehr dazu hatten – Vecchio war wenige Tage darauf gestorben – oder vielleicht, weil er sich über seinen gleichgültigen Ton geärgert hatte.
    Die Nachricht von der neuen Verbindung hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Scialoja war plötzlich von Mitbrüdern umzingelt, die ihn überschwänglich begrüßten und beinahe zu ersticken drohten. In seinem früheren Leben, als er noch ein kleiner, idealistischer Polizist gewesen war, hätte er sich nie vorstellen können, dass es in den höheren Sphären so viele von ihnen gab. Eines Abends, in einem Salon, in dem es vor Kapuzenmännern nur so wimmelte, hatte er spöttisch gelächelt, als sich ein Mitbruder mit rituellem Handschlag vorstellte. Dieser, ein Offizier der Carabinieri in Galauniform, hatte peinlich berührt den Rückzug angetreten und unverständliche Entschuldigungen gemurmelt. Beim nächsten Treffen hatte Scialoja ihn als Erster mit dem

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