Schmutzige Haende
Freimaurergruß begrüßt. Der Offizier hatte erleichtert geseufzt und sofort darauf einen verständnisvollen Gesichtsausdruck aufgesetzt: Ach, versteh schon, du dachtest, dass wir vielleicht beobachtet wurden und dass es jemandem auffallen könnte, dass wir beide, du und ich …
Scialoja warf Patrizia einen flehenden Blick zu. Sie löste sich von Camporesi und bahnte sich einen Weg zum Hausherrn.
– Ich glaube, er braucht Hilfe, flüsterte sie und zeigte auf Scialoja.
Trebbi nickte. Er ließ das betagte Ehepaar stehen, für das er bis zu diesem Augenblick höchstes Interesse geheuchelt hatte, kümmerte sich nicht um die Proteste der Mitbrüder, sondern ging zu dem Grüppchen hin, hakte sich bei Scialoja ein und zog ihn in einen sicheren Hafen.
2.
Auch Regisseur Trebbi, dachte Scialoja, als er über die interne Treppe in die Mansarde geführt wurde, ist ein Geschöpf Vecchios.
Trebbi. Ein großer, überschwänglicher Mann mit freundlichem Gehabe, der mitunter auch charmant sein konnte. Regisseur Trebbi hatte einen einzigen Film gedreht, vor siebzehn Jahren. Pompöser Titel, gewagte Szenen. Mit der Absicht, dem italienischen Film neue Impulse zu liefern. Ein befreundeter Kritiker hatte Lobeshymnen auf ihn gesungen, Trebbi war von einem zweitrangigen Festival zum nächsten weitergereicht worden. Bald vergessen. Regisseur Trebbi war vom vielversprechenden
enfant gâté
zur Nervensäge geworden. Regisseur Trebbi hatte ganze Regale mit Drehbüchern gefüllt, die nie verfilmt wurden.
Regisseur Trebbi hatte jedoch nicht klein beigegeben. Er war mit einer nicht mehr ganz taufrischen Adeligen ins Bett gegangen. Ihrer verwelkenden Schönheit hatte er es zu verdanken, dass er einen Mietvertrag für ein elegantes Penthouse mit Blick auf die Piazza Navona bekam, das er regelmäßig für die Produktion von halblegalen Pornofilmen zur Verfügung stellte. Regisseur Trebbi organisierte Treffen der Pornostars mit Persönlichkeiten aus dem Gotha des Großen Nichts. Als Vecchio von den Geschäften erfuhr, beschloss er, sich seiner anzunehmen. Der Mann war sympathisch und freundlich, ein Meister des Small Talks. Der Mann kannte alle im Gotha des Großen Nichts. Der Mann konnte noch nützlich werden.
Gelobt sei Vecchio. Gelobt sei seine grenzenlose Weitsicht.
Vecchio hatte das Penthouse überprüfen lassen. Trebbi kassierte Miete und hatte ein regelmäßiges Einkommen. Eintragung im Register der Reptilienfonds: Datensammlung. Trebbis Aufgabe: einen Salon zu führen. Diskussionen anzuregen. Begegnungen herbeizuführen. Und natürlich zu beobachten und zu berichten, zu berichten und zu beobachten. Nach einer mehrjährigen Generalprobe hatte Vecchio ein Gerücht verbreitet. Der Ruhm des Regisseurs Trebbi hatte sich gefestigt. Der Salon hatte sich in eine lustige Verrechnungsstelle verwandelt. Von nun an gingen dort Leute ein und aus, die jemandem eine Information zukommen zu lassen, die jemandem etwas zu verkaufen hatten. Leute gingen dort ein und aus, die von jemandem etwas wissen oder von jemandem etwas kaufen wollten. Bei Trebbi herrschte eine freizügige und niederträchtige Atmosphäre wie in einem alten Souk. In Trebbis Reich, wo – wie jeder wusste – jeder jeden übers Ohr hauen wollte, herrschte absolute, einwandfreie Loyalität. Im Gegenzug zu dem Gefallen, den er ihm erwiesen hatte, hatte Vecchio eine einzige Bedingung gestellt: Regisseur Trebbi sollte niemals wieder einen Film drehen.
„Du hast kein Talent. Das ist alles.“
Regisseur Trebbi hatte sich an die Abmachung gehalten. Am Grab Vecchios hatte Regisseur Trebbi aufrichtige Tränen vergossen, und vom Friedhof war er direkt zu Scialoja gelaufen.
Regisseur Trebbi öffnete die Tür zur Mansarde und zog sich mit einer kleinen Verbeugung zurück.
Angelino Lo Mastro kam Scialoja entgegen.
3.
Als Scialoja an Trebbis Seite an ihr vorbeiging, hatte er ihr dankbar zugelächelt. Aber in seinem Blick hatte eine von Unruhe getrübte Erregung gelegen. Wohin ging ihr Partner so eilig, Arm in Arm mit dem Hausherrn? Die angenehme Abendgesellschaft war nur Fassade. Scialoja war im Dienst. Sie durfte ihn nicht aus den Augen verlieren. Aber Camporesi wich ihr nicht von der Seite. Scialoja hatte sie ihm anvertraut, und der kleine Leutnant tat sein Bestes, um den Auftrag auszuführen.
Die Luft war gesättigt von schweren und eleganten Parfums. Livrierte Kellner schlängelten sich zwischen Tischen hindurch, auf denen Teller mit Gnocchetti, Rughetta, Krabben, Champagnergläser
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