Schmutzige Kriege
unter Geheimhaltung für die Regierung der Vereinigten Staaten durchführen«. Wegen des Charakters ihrer Arbeit und der sie umgebenden Geheimhaltung sei aber, so Hunter, »ein Potenzial für Missbrauch vorhanden«.
Den glanzvollen Aufstieg des JSOC als führende Terrorabwehrkraft nach dem 11. September war, laut Hunter, auf die Ãberzeugung der Regierung Bush und der Spezialeinsatzkreise zurückzuführen, dass die CIA einem weltweiten Krieg nicht gewachsen sei. »Es herrschte groÃe Unzufriedenheit mit dem Niveau der Human Intelligence und der paramilitärischen Operationen, die von Seiten der âºFirmaâ¹ durchgeführt wurden, und im Lauf der Zeit wurde das Joint Special Operations Command praktisch der paramilitärische Arm der Regierung, denn es handelte auf Geheià von Spitzenpolitikern zur Erreichung politischer Ziele«, erklärte er mir bei einem unserer ersten Treffen. Nach dem 11. September wurde das JSOC-»Mandat erheblich ausgeweitet, und der Geldhahn, wenn Sie so wollen, voll aufgedreht. Milliarden über Milliarden Dollar flossen in das Special Operations Command, und damit wiederum an das JSOC. Und das ging einher mit einem gröÃeren Ermessensspielraum und gröÃerer Bewegungsfreiheit â mit Autonomie.«
Hunter verwies darauf, dass in der Regierung vor allem Cheney davon besessen war, dem JSOC eine neue Rolle zuzuweisen. »Ich hatte immer den Eindruck, dass [Cheney] das Verteidigungsministerium mit all seinen verschiedenen Komponenten und Dienststellen in- und auswendig kannte«, erinnerte sich Hunter. Cheney »begriff, dass er, um das US-Militär radikal umzugestalten und es für einen âºKrieg gegen den Terrorâ¹ oder einen âºLangen Kriegâ¹ auf eine andere Basis zu stellen â was heute gern âºExtremismusbekämpfungâ¹ genannt wird â, dass er dafür den dunkleren Elementen im Militär immer mehr Befugnisse und Verantwortung zugestehen musste als zuvor, was letztlich dazu führte, dass das Special Operations Command die Führungsrolle erhielt, als es darum ging, in aller Welt Antiterroroperationen durchzuführen.«
Der Regierung Bush warf Hunter vor, sie habe die Befugnisse für die »operative Vorbereitung des Kampfgebiets« missbraucht, die, wie ersagte, den US-Streitkräften erlaubt, »die Basis für jede potenzielle oder zukünftige Militäroperation zu schaffen, indem sie Spähtrupps oder Sprachkundige in ein Gebiet schickt, in ein Land, dem man nicht unbedingt den Krieg erklärt hat, um âºdas Kampfgebiet vorzubereitenâ¹Â«. Unter Bush, so Hunter, »wurde das irgendwie zu paramilitärischen Operationen pervertiert, in der Regel verdeckt und ohne den Hauch einer Rechenschaftspflicht. Sie erzählten dem Kongress das eine und taten das andere.« Hunter sprach auch über das parallel dazu laufende Programm zur Ãberstellung von Terrorverdächtigen, das zum Ergreifen und Verhören von Gefangenen eingesetzt wurde. Unter den Festgenommenen, so Hunter, waren Personen, bei denen »die Regierung das Kalkül verfolgte, sie nicht an das Justizministerium zu übergeben und weder das AuÃenministerium noch den US-Botschafter für Kriegsverbrechen noch die Central Intelligence Agency einzubeziehen. Sie führten eigenständige Operationen mit den Häftlingen durch.«
Hunter erklärte mir, dass einige seiner Kollegen ihren Einsatz hinterfragten. »Es herrschte groÃe Beklemmung bei den Leuten in diesem Kreis angesichts dessen, was von uns verlangt wurde und wo und zu welchem Zweck. Vieles war rechtlich gesehen fragwürdig, und meist fanden [die Operationen] auÃerhalb erklärter Kriegsgebiete statt«, erinnerte er sich. Er stellte auch klar, dass es einen ansehnlichen Kreis von JSOC-Agenten gab, die an Rumsfelds und Cheneys Vision »wirklich glaubten ⦠und sich über die Gesetzwidrigkeit der Operationen an sich völlig im Klaren und damit zufrieden waren und meinten, sie hätten höchste Deckung durch das Verteidigungsministerium und letztlich durch das WeiÃe Haus«. Die JSOC-»Jungs sind wie ein Wolfsrudel an vorderster Front, und sie tun, was sie für das Werk Gottes, manche auch für die Aufgabe Amerikas halten«, sagte er. Rumsfeld und Cheney, so Hunter, »umgingen absichtlich die CIA und wandten sich an das Joint Special Operations Command mit Rahmenbedingungen und konkreten Vorgaben
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