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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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der Arbeit erschossen hatte. Challis hatte ihn verhaftet, aber damit hatte eine Veränderung bei ihm eingesetzt, eine Art Glaubensverlust. Seine Besuche im Hangar waren immer seltener geworden. Jetzt war auch noch die Rechnung für die Stellplatzmiete gekommen. Challis hatte entschieden, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war, seine Verluste zu minimieren und die Dragon zu verkaufen. Also hatte er einem kalifornischen Sammler, der bei der Luftschau im letzten März Interesse geäußert hatte, die Maschine zu kaufen, eine E-Mail geschickt.
    Er kam zu Waterloos kleinem Krankenhaus und hielt neben einer Reihe von goldenen Zypressen. Das Krankenhausinnere war in pastelligem Pink und Grau gestrichen, es roch nach Zitrone, die Zimmer und Flure waren von draußen lichtüberflutet. Und dennoch war dies ein freudloser Ort.
    »Mrs. Humphreys?«, fragte die Empfangsdame. »Die ist heute Morgen operiert worden. Besuchserlaubnis erst gegen Abend.«
    Challis ging zu seinem Wagen zurück und rief Ellen Destry an. Sie hatte den Vormittag frei, aber er brauchte Leute, die sich so bald wie möglich an die Sache mit den Bayside Counselling Services setzen konnten.

5
    Detective Sergeant Ellen Destry hatte ihren halben freien Tag mit einem Spaziergang am Penzance Beach begonnen, zusammen mit Senior Constable Pam Murphy, die in der Nähe wohnte und auf demselben Revier in Waterloo arbeitete. Der Nebel rings um sie herum war dick und klamm gewesen, weit entfernt hatten gedämpft die Nebelhörner getutet, und Pam hatte Ellen von einer örtlichen Umweltschutzgruppe namens »Die Buschratten« erzählt, der sie sich kürzlich angeschlossen hatte. »Einen Sonntagvormittag im Monat jäten wir Kapkörbchen und Pittosporen an Straßenrändern und in Naturschutzgebieten«, erklärte sie. »Es macht Spaß, man lernt was dabei, die Kommune stellt Werkzeug und Unkrautvertilger, es gibt sogar ein Nachrichtenblatt. Und danach gibt es immer ein improvisiertes Mittagessen.«
    »Klingt gut«, sagte Ellen unverbindlich.
    Oberflächlich betrachtet waren die Unterschiede zwischen den beiden Frauen größer als die Gemeinsamkeiten. Ellen war vierzig, verheiratet, und ihr genügte der tägliche Spaziergang als Ausgleichssport. Pam war zwölf Jahre jünger, allein stehend und stets draußen, eine Athletin eben. Pam war es leid, immer nur Uniform zu tragen und als Streifenpolizistin zu arbeiten. Sie hatte bei einer Reihe von wichtigen Fällen Initiative gezeigt und ihre ermittlerischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt, deshalb hatte Ellen die jüngere Frau unter ihre Fittiche genommen, um ihr die Arbeit als Kriminalpolizistin näher zu bringen. Richtige Freundinnen waren sie nicht – dazu waren die Unterschiede dann doch zu groß –, aber wenn ihre Dienstpläne es erlaubten, gingen sie gern gemeinsam spazieren und unterhielten sich dabei. »Der nächste Einsatz ist in vier Wochen«, fuhr Pam fort. »Wir jäten Pittosporen in der nordwestlichen Ecke von Myers Reserve; wenn Sie mitkommen möchten?«
    »Nicht mein Ding«, antwortete Ellen. »Tut mir leid.« Sie war zwar nicht so ein schwerer Fall wie Hal Challis, der ihr einmal geraten hatte: »Werd nur ja nirgendwo Mitglied«, andererseits konnte sie Leute wie Scobie Sutton und seine Frau nicht verstehen, die bei allem mitmachten, von der Schulpflegschaft bis zur freiwilligen Fahrbereitschaft von Essen auf Rädern, oder Pam, die in vier Sportvereinen war und sich in der Kommune engagierte. Wenn man sie gedrängt hätte, sich einem Verein anzuschließen, dann hätte Ellen sich damit herausgeredet, dass sie zu beschäftigt sei. In Wahrheit aber war sie noch nie gefragt worden, und selbst war sie noch nicht auf die Idee gekommen, sich irgendeiner Vereinigung anzuschließen. Und was Gemeinschaftsarbeit anging, die hielt sie sich vom Leib.
    Die beiden gingen weiter, und Ellen wechselte das Thema.
    »Und wie ist Ihr neuer Job?«
    Pam schüttelte den Kopf. »Der reine Blödsinn, Sergeant.« Es handelte sich dabei um eine Initiative von Senior Sergeant Kellock, bei der sich die Road Traffic Authority, die Victoria Police und ein paar Firmen, die vage mit dem Straßenverkehr zu tun hatten, zusammengetan hatten. Pam und ihr Partner sollten ein paar Wochen in einem kleinen klapprigen Sportwagen herumkurven und rücksichtsvolle Autofahrer mit Werbetüten belohnen, die Waren im Wert von hundertfünfzig Dollar enthielten: ein Melways-Straßenverzeichnis, ein Buch mit Tourenplänen auf dem ganzen Kontinent, ein

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