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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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rot.
    »Vielleicht ist sie beim Fotografieren beobachtet worden«, gab Scobie zu bedenken.
    »Das war alles ›Versteckte Kamera‹«, erwiderte Ellen. »Keiner hat bemerkt, dass er fotografiert wird.«
    Challis nickte. »Ich glaube nicht, dass bei solchen Partys Fotoapparate erlaubt sind. Janine McQuarrie hatte ihr Handy bei sich, und entweder hat niemand darauf geachtet, oder es war gut versteckt – wie man sieht, haben ein paar Leute Handtücher und ein paar Kleidungsstücke bei sich. Sieht ganz so aus, als sei Janine dort mit der ausdrücklichen Absicht hingegangen, von gewissen Männern Fotos in kompromittierenden Situationen zu machen. Wollte sie Geld? Wollte sie jemandes Ruf vernichten? Wollte sie Ehen zerstören?«
    Alle spekulierten vor sich hin. Challis hörte gut zu und sah genau hin, manchmal nickte er, manchmal erhob er Einwände. Außerhalb der Fenster war die Nacht hereingebrochen, die schwarzen, feuchten Straßen spiegelten die roten und gelben Lichtbänder der Scheinwerfer und Bremslichter wider, und man konnte in der Stunde vor dem Abendessen und dem abendlichen Fernsehen in warmen Zimmern das Zischen der Reifen hören, die hin und her fuhren. Challis fiel sein eigenes kaltes Haus ein, ihm fröstelte.
    »Wir müssen herausfinden, wer diese Party organisiert hat«, sagte er schließlich, »wo und wie oft und ob es Gästelisten gibt oder nicht. Vor allem aber müssen wir die anderen drei Männer identifizieren und sie fragen, ob jemand versucht hat, sie zu erpressen.«
    »Wen meinen Sie mit ›jemand‹?«, wollte Scobie wissen.
    »Vielleicht hatte Janine McQuarrie einen Komplizen.«
    Bei dem Gedanken gerieten sie alle in tiefes Grübeln, doch begutachteten sie weiter die Fotos und dachten über mögliche Motive nach. »Wenn wir davon ausgehen, dass jemand erpresst wurde«, sagte Scobie, »dann ist dieser jemand noch hier. Die Mörder, die er angeheuert hat, vielleicht nicht, der Auftraggeber schon.«
    »Wenn man davon ausgeht, dass er – oder sie – die Mörder angeheuert hat«, fügte Challis an. »Auf jeden Fall müssen wir Georgia Fotos von den drei anderen Männern zeigen, um zu sehen, ob sie den Fahrer oder den Schützen darunter erkennt.« Er legte den Kopf schräg und betrachtete die Fotos.
    Ellen beobachtete ihn dabei. »Doch als Erstes müssen wir mit Robert reden.«
    Challis nickte betrübt. »Heute Abend.«
    »Ein Glück, dass ich nicht ranmuss«, sagte Scobie. Wie jeder wusste, konnte dieser Fall einem die ganze Berufslaufbahn versauen.
    Challis überhörte das. »Mit ein wenig Glück weiß Robert vielleicht, wer die anderen drei sind, und wir können sie uns morgen früh gleich als Erstes vornehmen.«
    Alle waren müde. Die Müdigkeit war durch die Enthüllungen nur größer geworden, dazu kamen noch die abgestandene Heizungsluft und die Dunkelheit. Ellen gähnte und steckte damit alle an. Nach einer Weile streckten und reckten sie sich, sortierten ihre Unterlagen und zogen die Mäntel über. Challis bedankte sich bei allen und nahm die Fotos von der Wand. »Also noch einmal, behalten Sie das bitte für sich. Diese Leute mögen lächerlich sein und gegen den guten Geschmack verstoßen haben, aber sie haben so weit ich weiß gegen keine Gesetze verstoßen. Wir gehen davon aus, das die Handlungen in beiderseitigem Einvernehmen vollzogen wurden und keiner der Anwesenden minderjährig war. Janine McQuarries Ermordung mag nichts mit diesen Leuten zu tun haben, auch nicht mit der Tatsache, dass sie die Fotos gemacht hat. Vielleicht hat sie sich damit nur stimuliert, vielleicht sich und Robert. Mit anderen Worten, wir können keine Situation brauchen, bei der die Reichen und Mächtigen sich plötzlich im Internet oder auf der Titelseite wiederfinden.«
    »Okay, Chef«, murmelten alle und zogen friedlich ab.

30
    Mittwochabend gegen 20 Uhr, fast sechsunddreißig Stunden nach dem Mord an Janine McQuarrie, hielten Challis und Ellen in ihrem zivilen Dienstwagen in Roberts Straße, sagten zu einer Hand voll Reporter: »Kein Kommentar« und gingen die Einfahrt zu einem Haus in edwardianischem Stil an einem Hügelkamm oberhalb einer kleinen Felsenbucht in Mount Eliza hinauf. Das Haus war so ausgerichtet, dass man von einer Fensterseite aus einen unbezahlbaren Blick nach Sorrento hatte und von einer anderen über die Bucht zu den unregelmäßigen Türmen der Stadt. Doch jetzt war das Meer schwarz, die Küstenstädte waren nur ein Gürtel blinkender Lichter und die entfernt liegende Stadt ein gelber

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