Schnappschuss
wahrscheinlicher wird es, dass diese Bilder herumgereicht werden und im Netz landen, bei den Medien und bei Ihren Eltern. Im Augenblick weiß nur eine Hand voll vertrauenswürdiger Ermittler davon. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass das auch so bleibt.«
»Sie können mir nicht drohen«, erwiderte McQuarrie und feuchtete sich den Mund an.
Challis sagte in aller Ruhe: »Ich möchte von Ihnen hören – und zwar auf der Stelle –, wer die anderen Männer sind und wo die Fotos gemacht wurden.«
»Sie haben ein Recht auf Privatsphäre … in beiderseitigem Einvernehmen … Erwachsene … würde am liebsten Sie und diese Kane verklagen …«, murmelte Robert McQuarrie, und er sprang von einem Gedanken zum nächsten, während sein Blick von einem Gegenstand zum anderen zuckte.
»Das ist doch nicht verboten«, fuhr er fort. »Wir haben nichts Schlimmes getan.«
Ellen beobachtete ihn. »Bereitet Ihnen der Gedanke keine Sorgen, dass jemand, dem Sie vertrauten, heimlich Fotos von Ihnen gemacht hat, wie Sie mit fremden Frauen schlafen?«
»Vertrauen? Tessa Kane? Das ist wohl ein Scherz.«
»Nicht Tessa Kane. Wir haben die Fotos von jemandem, der Ihnen erheblich näher steht.«
McQuarrie wirkte einen Augenblick lang ganz niedergeschlagen, so als blicke er eine leere, wenig vielversprechende Straße entlang. »Wer?«
»Wir glauben, dass Sie es wissen.«
»Weiß ich nicht, ich schwörs.«
»Wir glauben, schon.«
»Sollten Sie nicht besser nach demjenigen suchen, der meine Frau umgebracht hat, statt mich wegen meines Privatlebens zu belästigen?«
»Mr. McQuarrie«, sagte Ellen unbarmherzig, »was glauben Sie, was wir hier anderes tun, als im Mordfall Janine McQuarrie zu ermitteln, wenn wir Ihnen diese Fotos zeigen und diese Fragen stellen?«
Stille kehrte ein, Robert dachte nach. »Ein Zufall«, sagte er schließlich.
»Wirklich?«
»Sie können doch nicht ernsthaft glauben, dass Janine erschossen worden ist, weil sie an einer harmlosen …« Robert hatte die Fotos auf dem Beistelltisch verstreut, doch nun hob er sie auf und sah sie sich eingehend an. »Janine ist noch nicht mal auf diesen Bildern zu erkennen.«
»Denken Sie mal darüber nach, Sir.«
»Ich weiß nicht«, jammerte er. »Vielleicht hat die Frau oder Freundin von jemandem sie aus Eifersucht erschießen lassen, aber was hat das mit diesen Fotos zu tun?«
»Nun, vielleicht hat ihr eigener Ehemann sie aus Eifersucht erschießen lassen.«
»Nein! So war das nicht.«
»Wie war es denn dann?«, fragte Challis äußerst scharf. Er hatte genug von Robert McQuarrie.
Der in einem anderen Zimmer stehende Fernseher murmelte weiter, der Wind blies durchs Haus.
»Hören Sie, ich weiß nichts über diese Fotos. Ich habe niemanden mit einem Fotoapparat gesehen, und Janine ist auf keinem davon –« Robert versteinerte, und Ellen sah buchstäblich den Schock der Erkenntnis. »O Gott«, murmelte er.
»Genau, Robert«, sagte Challis. Die Vertraulichkeit, die er sich dabei herausnahm, sollte den Sohn des Super beleidigen, »diese Fotos fanden wir auf dem Handy Ihrer Frau, auf dem Handy, dessen Rückgabe Sie so vehement bei mir eingefordert haben.«
McQuarrie wirkte wie vom Schlag gerührt. »Das wusste ich nicht! Woher denn auch? Dad hat nur zu mir gesagt, ich solle dafür sorgen, dass ich Janines Sachen zurückbekomme!«
»Ach wirklich?«
Ellen unterbrach ihn. »Hat Janine Spaß gehabt an den Sexpartys, Rob?«
McQuarrie warf ihr einen hasserfüllten Blick zu, sagte aber nichts.
»Hat sie nicht, stimmts?«
McQuarrie schluckte und sah sich im Zimmer um. »Sie hatte keine rechte Freude an dieser Seite unserer Ehe.«
»Also dachten Sie, Sie sollten ihrer Erotik mal neues Leben einhauchen?«
»Sie beleidigen sie, und Sie beleidigen mich.«
»Oder ging es darum, dass Sie Sex mit so vielen Frauen haben konnten, wie Sie wollten, ohne sich schuldig fühlen zu müssen, weil ja alles ganz offen war und Ihre Frau Sex mit anderen Männern hatte?«
»Ich erwarte nicht, dass Sie das verstehen. Wenn man einen ausgeprägten Geschlechtstrieb hat, dann –«
»Mit diesen Fotos hatte Janine Sie in der Hand. Wären sie an die Öffentlichkeit gelangt, wären Sie ruiniert. Eine Witzfigur. Eine Enttäuschung in den Augen Ihrer Eltern, vor allem in den Augen Ihres überaus gestrengen Vaters. Janine hat sie Ihnen gezeigt, hat Ihnen gesagt, Sie sollen treu sein, sonst würde sie Sie vernichten, aber sie schätzte Sie falsch ein und verlor deshalb ihr Leben.«
»Ich war
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