Schnappschuss
hier, und wir schätzen, dass es um Erpressung geht. Dabei sind Sie unsere erste offensichtliche Anlaufstelle. Wir brauchen Namen von den Personen, mit denen Sie auf der Party gesprochen haben, und die Namen der Organisatoren.«
»Tut mir leid, auf keinen Fall. Vertraulich«, erwiderte Tessa ganz automatisch mit einem süßen, leeren Lächeln auf den Lippen.
»Wir können uns einen Durchsuchungsbefehl beschaffen.«
»Ja, tun Sie das, Sergeant.«
Es tat gut, Destrys Enttäuschung zu sehen. Doch Tessa witterte eine Story. »Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen.«
»Wie?«
»Sie erzählen mir ein wenig mehr, und ich setze mich mit den Leuten von der Swingerparty in Verbindung und frage, ob die mit Ihnen reden wollen.«
»Wenn Sie nicht bei dieser Party waren«, sagte Destry, sammelte die Fotos wieder ein und schob sie in ihre Aktenmappe, »gibt es keinen Grund, mit denen zu reden. Soweit ich weiß, gibt es doch eine ganze Reihe solcher Partys.«
Tessa wartete, bis die andere Frau zur Tür hinausging, und fragte dann: »Ach, Sergeant, gehörte Janine McQuarrie vielleicht zu dieser Swingerparty-Szene?«
Destry antwortete nicht darauf, warf noch nicht mal einen Blick zurück, doch wie sie Schultern und Wirbelsäule anspannte, sprach Bände.
Tessa Kanes Reporterspürnase nahm Witterung auf.
29
Challis wartete an der Tür zur Einsatzzentrale, lächelte müde, wartete darauf, dass die Witze verebbten. Scobie und die anderen traten nach und nach ein und entdeckten die Vergrößerungen von Janine McQuarries Fotos, die Challis an der Pinnwand angebracht hatte. Ellen kam mit strammen, kurzen Schritten als Letzte.
»Tut mir leid, dass ich Sie so lange aufhalte«, sagte er und drehte sich zur Pinnwand um. »Das dort«, fuhr er fort, »ist Superintendent McQuarries Sohn Robert, Ehemann unseres Mordopfers.«
Höhnisches Grinsen und belustigtes Gemurmel machte die Runde, dann fragte Scobie, wo und von wem die Bilder geschossen worden waren.
»Ellen und ich haben sie auf Janine McQuarries Handy gespeichert gefunden. Wir wissen nicht, wo sie aufgenommen wurden. Erkennt jemand von Ihnen die anderen Männer?«
Alle schüttelten die Köpfe. »Möglicherweise kennt der Sohn des Super sie«, meinte Scobie. Er schwieg kurz. »Werden Sie es ihm sagen, Chef?«
»Wem, dem Sohn? Ja«, antwortete Challis. »Dem Super? Noch nicht. Ich möchte niemanden unnötig verletzen oder in eine peinliche Lage bringen, und bitte, ich möchte nicht, dass davon Kopien die Runde machen, und ich möchte auch nicht, dass irgendjemand außerhalb dieses Raumes davon erfährt, dass wir sie haben.«
Ellen, die ihm gegenüber offenbar noch immer ein wenig kratzbürstig war, unterbrach ihn: »Allerdings haben wir eine Auswahl davon Tessa Kane gezeigt, um festzustellen, ob sie den Ort kennt. Es versteht sich von selbst, dass der Inspector und ich heute Abend noch mit Robert McQuarrie reden werden.«
»Reiner Zufall?«, fragte Scobie.
»Das wird noch Gegenstand der Ermittlungen sein«, erwiderte Ellen mit einem kurzen Blick zu Challis hinüber.
»Glauben Sie, dass Janine McQuarrie jemanden erpresst hat?«, fragte ein Detective aus Mornington, »und dabei an die falsche Person geraten ist?«
»Schon möglich«, antwortete Challis. »Wir wissen zumindest, dass sie übertrieben kritisch und rachsüchtig sein konnte.«
»Hat sie vielleicht sogar ihren eigenen Ehemann erpresst?«
»Kann sein.«
»Vielleicht ist ihr gestern eines der Erpressungsopfer gefolgt«, bemerkte Scobie. Er trug einen Schal um den Hals. Er war gerade auf dem Heimweg gewesen, als er von dem Briefing erfuhr.
»Ja.«
»Vielleicht hat sie das schon eine ganze Weile getrieben«, fuhr Scobie fort, »und ihr Mann oder sonst wer ist durchgedreht oder hat herausgefunden, wer sie war.«
»Auch gut möglich«, sagte Ellen hitzig, »dass sie in ihrer Ehe mit einem Mann immer unglücklicher wurde, der sie zu diesen Swingerpartys mitschleifte. Vielleicht hat er sie gezwungen, mit seinen Kumpeln zu schlafen, und ihr hat es nicht gefallen. Dann hat sie Tessa Kanes Artikel gelesen und beschlossen, die Tatsache für sich zu nutzen, dass die Story in aller Munde war.«
Einer der Detectives aus Mornington warf ihr einen höhnischen Blick zu, so als wollte er sagen, dass er von einer Polizistin auch nichts anderes erwartet hatte, als über solche Gefühle zu spekulieren. »Oder sie ist auf Robert eifersüchtig geworden, weil der Sex mit anderen Frauen hatte«, warf er ein, und Ellen wurde
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