Schnappschuss
Schein, der die Sterne überstrahlte.
Meg öffnete auf ihr Klingeln, lächelte müde zur Begrüßung und bat sie in ein Wohnzimmer mit geschlossenen Vorhängen und einem lodernden Kaminfeuer. »Machen Sie es sich bequem«, sagte sie. »Robert ist in seinem Arbeitszimmer. Ich sage ihm Bescheid, dass Sie hier sind.«
Einen Augenblick später war sie wieder da. »Er kommt sofort.«
Sie unterhielt sich mit ihnen, Challis hörte nur mit halbem Ohr zu und wunderte sich, warum Robert McQuarrie so lange brauchte. Rief er seinen Vater an und beschwerte sich? Oder war das nur ein typisches, unbewusstes Machtspielchen? Sollte das eine Beleidigung sein? Dieses Zimmer braucht Farbe und etwas Unordnung, um es wohnlicher zu machen, fand er, als er sich umsah. Es handelte sich um einen riesigen, krass weiß gehaltenen Raum mit jeder Menge Chrom, Glas und poliertem Holz mit scharfen Kanten.
»Aber Sie müssen nicht mit Georgia reden, oder?«, fragte Meg besorgt. »Ich habe ewig gebraucht, bis sie eingeschlafen ist.«
Challis schüttelte den Kopf. »Nein.«
Dann betrat Robert McQuarrie den Raum wie ein Mann, der darunter litt, es nur mit Idioten zu tun zu haben. Er trug noch immer Anzughose, schwarze Schuhe und einen gelockerten Schlips über einem blassblauen Hemd. Da war er also, der geschäftige Tycoon, der niemals ruhte, nicht mal zu Hause, nicht mal dann, wenn seine Frau gerade eben ermordet wurde. »Ich hoffe, Sie bringen gute Nachrichten«, sagte er.
Challis warf Meg einen Blick zu, die verstand die Botschaft, warf ihnen einen verschüchterten, aber erleichterten Blick zu und eilte wortlos hinaus. Einen Augenblick später hörten sie in einem anderen Zimmer einen Fernseher laufen. Die Erkennungsmelodie der amerikanischen Polizeiserie, in der die Hauptfigur andauernd murmelte: »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
»Und?«
»Mr. McQuarrie, dies ist ein Foto von Ihnen, wie Sie Sex mit einer Frau haben, die nicht Ihre Frau ist«, sagte Challis.
McQuarrie nahm das Foto, presste die Augen zusammen und wippte auf den Füßen. Als er endlich sprach, klang seine Stimme heiser und gepresst. »Es ist nicht so, wie Sie denken.«
»Ach, und was denken wir?«, wollte Ellen wissen.
»Ich wär so ein … na, Sie wissen schon …«
Er sprach den Satz nicht zu Ende, und die beiden warteten auf weitere Reaktionen.
Schließlich reichte Challis ihm die Fotos. »Wir haben etwa ein Dutzend Bilder, die sich auf vier Männer zu konzentrieren scheinen. Hier sind die anderen drei.«
»Ich muss mich setzen.«
»Möchten Sie etwas trinken?«
McQuarrie sah zu einem Glasschrank hinüber, zögerte und goss sich dann doch einen Scotch ein. »Muss mein Vater davon erfahren?«
Challis und Ellen antworteten nicht darauf.
McQuarrie hockte sich steif auf die Vorderkante eines Sessel. »Bitte. Er wäre am Boden zerstört und meine Mutter auch.«
Challis zuckte mit den Schultern und McQuarrie nahm dies als Ermutigung. »Das haben Sie doch von dieser Kane«, meinte er giftig.
»Wie kommen Sie darauf?«, fragte Challis.
McQuarrie rümpfte die Nase. »Ich bin doch nicht dumm. Sie hat doch diesen Artikel veröffentlicht, und eh man sichs versieht, tauchen diese Fotos auf. Ihre Beziehung zu ihr ist doch allgemein bekannt. Sie machen doch ihre Drecksarbeit, oder ist es umgekehrt?«
Sein ganzes Verhalten schien zu sagen, dass Tessa nur Dreck sei und Challis auch, weil er mit ihr zu tun hatte. Challis hätte dem Mann am liebsten den Ausdruck vom Gesicht geohrfeigt.
McQuarrie bemerkte etwas davon, wurde ein wenig blass und nahm einen großen Schluck von seinem Scotch. Das belebte ihn wieder. »Tessa Kanes Zeit ist ja sowieso abgelaufen. Die ist erledigt. Sie hat keine Ahnung von Gemeinschaftsgefühl und hätte niemals den Chefposten in einer örtlichen Zeitung innehaben dürfen.«
Dieser Ausbruch konnte zweierlei bedeuten, fand Challis: entweder glaubt Robert McQuarrie wirklich, dass Tessa die Fotos gemacht hatte und sie nichts mit dem Mord an seiner Frau zu tun haben, oder er ist schuldig und versucht uns nur in die Irre zu führen.
»Können Sie mir sagen, wo die Fotos gemacht wurden?«
McQuarrie rutschte unbehaglich herum. »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen das sagen sollte. Das tut ja auch nichts zur Sache. Aber ich werde mit denen reden. Sich Journalisten gegenüber zu öffnen, ist eine Sache, Fotografieren zu erlauben, eine ganz andere.«
»Sir«, sagte Ellen mit kaum verhohlener Verachtung, »je länger Sie uns hinhalten, umso
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