Schnappschuss
in Sydney!«
»Und wen haben Sie dafür angeheuert, Rob?«, wollte Ellen wissen.
Challis sah sie argwöhnisch an. Ellen war ganz angespannt vor Wut, Abscheu und Enttäuschung. Die Nähe von vorhin war völlig verschwunden. Ellen war nicht prüde, sie hasste nur die Verlogenheit und Geschmacklosigkeit dieser Swingerpartys. Sie hasste die Fotos und die Handlungsweise von Ehemännern wie Robert McQuarrie. Challis fragte sich, ob Ellen auch an Betrug, verbotene Liebe und bedeutungslos gewordene Ehen dachte.
McQuarrie tobte. »Glauben Sie vielleicht, ich verkehre ständig mit solchen Leuten, Auftragskiller, Söldner oder wie immer man die nennt?«
Gute Frage, dachte Challis. Er antwortete nicht darauf.
Dann stellte McQuarrie die nächste gute Frage: »Und außerdem, wie arrangiert man denn so etwas in wenigen Stunden?«
Ellen setzte sofort nach. »Soll heißen?«
McQuarrie erkannte die Falle, in die er getappt war, und versuchte sich wieder daraus zu befreien. »Ich meine, die Mörder brauchten doch Zeit, um ihren Tagesablauf zu studieren, herauszufinden, wo sie wohnte, arbeitete, all diese Dinge.«
»Robert, Sie sagten ›wenige Stunden‹. Janine hat Ihnen die Fotos doch gezeigt, stimmts? Sie führten ein paar Telefonate und –«
»Nein!« Robert wirkte ganz gehetzt und versank in seinem Sessel. »Sie hat sie mir nicht gezeigt. Sie kamen mit der Post.«
»Mit der Post?«
»In einem weißen Umschlag. Ich war davon ausgegangen, dass Tessa Kane oder sonst jemand aus ihrem Büro mir das Material geschickt hatte.«
»Wann war das?«
»Montag.«
»War in dem Umschlag noch etwas anderes außer den Fotos?«
»Nein.«
»Keine Geldforderung?«
»Nein.«
»Haben Sie Umschlag und Fotos behalten?«
»Ja. Ich habe sie versteckt. Ich wollte sie behalten, falls es doch einen Erpressungsversuch geben sollte.«
»Klug gedacht«, sagte Challis zweifelnd.
»Wenn ich gewusst hätte, dass Janine die Fotos gemacht und mir geschickt hat, dann hätte ich versucht, mit ihr darüber zu reden, ich schwörs.«
Die beiden beobachteten ihn.
»Haben Sie mit den anderen drei Männern gesprochen?«, wollte Ellen wissen.
»Nein.«
»Aber Sie kennen sie?«
»Ja.«
Er nannte ihnen die Namen eines Chirurgen, eines Buchhalters und eines Fondsmanagers.
»Ich möchte nicht, dass Sie diese Leute alarmieren«, warnte ihn Challis.
»Bestimmt nicht«, sagte Robert McQuarrie und war ganz erleichtert bei dem Gedanken, Challis würde ihn vom Haken lassen, und sei es auch nur für eine Weile.
31
Tessa Kane arbeitete lange und brütete noch über den Ton ihres Gespräches mit Ellen Destry nach. Gespräch? Wohl eher Verhör. Destry war offen feindselig gewesen. Nun war es zehn Uhr nachts, sie schloss das Büro ab und hatte gerade die Schlüssel in ihre Tasche fallen lassen, als eine Stimme knurrte: »Halten Sie sich aus meinem Privatleben raus.«
Tessa erschrak fürchterlich. Sie war überzeugt, dass man ihr aufgelauert hatte. Der anonyme Anrufer wurde immer dreister, suchte den persönlichen Kontakt, gab sich nicht länger mit Drohbriefen und zerschmissenen Fensterscheiben zufrieden. Tessa schluckte und zwang sich, sich umzudrehen. »Mr. Mead«, sagte sie und war merkwürdig erleichtert.
Ihre Erleichterung hielt nicht lange vor.
»Was schneien Sie unangemeldet bei meiner Frau herein?«
Mead trug einen schweren Mantel, seine Schuhe glänzten, und Regentropfen sprenkelten sein Gesicht, was ihm einen Ausdruck von starken, kaum beherrschbaren Gefühlen verlieh. Er machte einen Schritt auf Tessa zu und trat dabei aus dem Schein der nächsten Straßenlaterne heraus. Tessa sah an ihm vorbei und suchte nach hilfsbereiten Passanten oder Fluchtmöglichkeiten, doch der Eingang zum Progress befand sich an der Gebäudeseite, nicht an der Vorderfront, und lag hinter Büschen verborgen. Der stetige Verkehrsstrom auf der Hauptstraße bot ihr da keinen Trost, und auf dem Bürgersteig waren keine Fußgänger zu sehen.
»Ich werde Ihnen nichts tun, Sie dumme Kuh«, sagte Mead. »Ich warne Sie, halten Sie sich von meiner Frau fern.«
»Ich wollte nur –«
»Lassen Sie es einfach, okay?«
In seinem Gesicht blitzte kurz etwas auf, nicht Wut, sondern Zweifel.
Tessa spürte, wie sie wieder Mut schöpfte. »Alles, was ich will, ist ein anderer Blickwinkel.«
»Fragen Sie mich doch, wenn Sie so scharf darauf sind.«
»Das habe ich. Nützliches ist dabei nicht herausgekommen.«
Mead hatte sich wieder gefangen und war ganz der Alte. Er rümpfte
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