Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
Vom Netzwerk:
rasenden Gedanken in den Griff zu bekommen. »Dann ist es doch … dann ist es doch nur folgerichtig. Wenn du jetzt verkaufst, überstürzt, dann ist das wirtschaftlicher Wahnsinn. Lass es mich doch versuchen. Verkaufen kannst du immer noch, irgendwann, in ein paar Monaten, wenn du es dann immer noch willst.«
    »Nein«, sagte sie.
    »Ich wollte nicht, dass du es erfährst«, sagte er, tat so, als hätte er sie gar nicht gehört. »Ich bin nicht der Einzige, der auf den Typen reingefallen ist. Aber ich schäme mich. Und darum ist diese Chance so wichtig für mich. Ich bin ein guter Geschäftsmann, das war ich immer. Ich bin nicht zu alt, um noch einmal anzufangen. Ich kann das!«
    »Du bist vierundsiebzig.«
    »Darum geht es doch nicht.«
    »Nein, genau, darum geht es nicht.«
    »Aber worum geht es dir dann?«
    Maxi gab einen unterdrückten Laut von sich. Es dauerte einen Moment, bis Dieter begriff, was los war. Sie weinte. Seine Tochter weinte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sie das letzte Mal weinen gesehen hatte.
    »Maxi«, sagte er, streckte die Hand in einer hilflosen Geste in ihre Richtung. »Maxi, Liebes, was ist denn, was …?«
    Sie fingerte in der Tasche ihrer eleganten Stoffhose nach einem Taschentuch und schnäuzte sich.
    »Siehst du«, sagte er. »Schatz, du bist völlig durcheinander. Es geht dir nicht gut. Es braucht seine Zeit, so ist das einfach. Lass es mich versuchen. Für den Übergang. Du brauchst kein Geld, das hast du selbst gesagt. Ich führe das Geschäft für den Übergang, so lange, bis du klarer siehst …« Er bettelte. Es war grauenhaft, aber er konnte es nicht kontrollieren. Da war etwas in ihren Augen. Etwas, das ihm fremd war. Und doch vertraut. Es war ein Blick, mit dem sie manchmal andere ansah. Aber nie ihn. Nie ihren Vater. Er verstand es nicht. Er verstand gar nichts mehr.
    Sie schloss einen Moment die Augen. »Es geht nicht um dich«, sagte sie leise. »Es geht nicht immer um dich, verstehst du? Es geht um mich. Und um Bernd. Ich kann die Firma nicht behalten. Du hast keine Ahnung, was sie mich gekostet hat. Ich hasse sie. Ich hasse jeden Cent, den Bernd damit verdient hat. Ich kann es kaum erwarten, den Laden los zu sein. Ich würde ihn verschenken, wenn es sein müsste!«
    »Wovon redest du? Maxi, ich verstehe dich nicht.«
    »Ich weiß. Du musst es nicht verstehen. Meine Entscheidung steht fest. Ich behalte die Firma nicht. Ich verkaufe auch das Haus. Es ist zu groß für mich allein. Es war auch zu groß für Bernd und mich. Ich brauche einen neuen Anfang, ich …« Sie knüllte das Taschentuch in ihrer Hand. »Ich behalte die Firma nicht«, wiederholte sie. »Und das ist mein letztes Wort.«
    Dieter schüttelte den Kopf. Wieder und wieder. »Erklär es mir«, sagte er dann, ruhig, obwohl er sich schon wieder zusammennehmen musste, um die Frustration und die Verzweiflung nicht herauszubrüllen. »Du bist mir wenigstens eine Erklärung schuldig.«
    Sie erhob sich. »Ich bin niemandem etwas schuldig.« Sie warf einen demonstrativen Blick auf die schmale Uhr an ihrem Handgelenk. »Ich muss wirklich los.« Sie sah ihm in die Augen. »Es hat nichts mit dir zu tun. Das musst du mir einfach glauben. Es war etwas zwischen meinem Mann und mir. Etwas, das wir hätten klären müssen. Jetzt ist es zu spät. Und ich werde mir das vielleicht nie verzeihen. Ich tue, was ich tun muss. Und es wäre schön, wenn du das akzeptieren könntest. Wenn nicht, dann tut es mir leid.«
    Ihre Stimme klang ruhiger, bestimmt, sie klang wieder mehr wie sie selbst. »Und jetzt entschuldige mich bitte.«
    Bevor Dieter Gelegenheit hatte, noch etwas zu sagen, war die Haustür schon hinter ihr ins Schloss gefallen.
    »Du hast was?« Mit den Worten spritzten Brötchenkrümel aus Agathes Mund. »Was hast du getan?«
    »Ich war betrunken.«
    »Gestern hast du noch was ganz anderes behauptet!«
    »Als ich mit dir gesprochen habe, war ich ja auch noch nicht betrunken. Also, höchstens ein bisschen. Und dann hat Margot mir Ouzo aufgezwungen. Ich vertrage keinen Ouzo. Aber die Schnepfe vertrage ich noch viel weniger! Und dann hat Wörner mir die Nase gebrochen, und irgendwie kam eins zum anderen.« Britta biss in ihr Brötchen.
    »Er hat dir eine gescheuert?« Agathe musterte sie kritisch. »Donnerwetter, das hätte ich dem Waschlappen gar nicht zugetraut.«
    »Er ist kein Waschlappen! Und natürlich hat er mir keine gescheuert. Er hat nur … die Klotür …«
    Agathe kreischte entzückt auf. »Auf dem Klo?

Weitere Kostenlose Bücher