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Schnapsdrosseln

Schnapsdrosseln

Titel: Schnapsdrosseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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muss mit meiner Tochter reden. Es gibt eine Menge Dinge zu klären.«
    »Sie ist nicht da«, wiederholte Elsa. »Aber während du wartest, kannst du doch eine Tasse Kaffee trinken. Ich habe auch einen Kuchen gebacken.«
    Für eine Sekunde drohte Dieter die Fassung zu verlieren. »Elsa! Dein Sohn ist tot!«
    Sie sah ihn an, die Augen weit aufgerissen. »Glaubst du, ich hätte das vergessen?« Ihre Stimme zitterte ein wenig. »Ich versuche lediglich, höflich zu sein. Es macht ihn schließlich nicht wieder lebendig, wenn ich …« Sie brach ab. Dabei hätte Dieter tatsächlich interessiert, wie der Satz zu Ende gehen sollte. Wenn ich aufhöre, wie eine Zecke an meiner Schwiegertochter zu hängen? Wenn ich mich um meinen eigenen Scheiß kümmere? Wenn ich nicht so täte, als wäre es völlig normal, einen Kuchen zu backen, nachdem ich erfahren habe, dass mein einziger Sohn ermordet wurde?
    Er hörte ein leises Schniefen. Eine Träne hatte sich aus Elsas Augenwinkel gelöst, rollte über die geschminkte Wange, hinterließ eine sichtbare Spur in der Schicht aus Make-up und Puder. »Es tut mir leid«, sagte er, weil ihm nichts Besseres einfiel. Er wollte weg. Aufstehen und einfach das Haus verlassen. Er könnte versuchen, Maxi telefonisch zu erreichen. Obwohl sie es hasste, in der Kanzlei angerufen zu werden. Er wollte nicht hier sitzen, bei Kaffee, Cognac und Kuchen mit dieser grässlichen Frau. Die weinte. Die ihren Sohn verloren hatte. Er griff nach seinem Glas.
    Elsa tupfte sich vorsichtig mit einem Taschentuch über die Wange. »Grauenhaft ist das alles. Maxi hat schon telefoniert wegen der Trauerfeier. Oh, ich weiß gar nicht, wie das alles gehen soll! Und diese Polizisten. So grässliche Fragen. Ungeheuerlich. Wie sie das macht, die Maxi, das ist wirklich beeindruckend, weißt du? Sie ist so tapfer, unsere Maxi!«
    Die Sätze sprudelten zusammenhanglos aus dem rot geschminkten Mund. Vor allem beim letzten zuckte Dieter innerlich zusammen.
    »Aber sie ist sicher bald wieder da«, faselte Elsa weiter. »Warte einfach hier auf sie. Wir trinken einen Kaffee, du musst ja keinen Kuchen essen, aber noch einen kleinen Cognac vielleicht, während wir warten.«

FÜNF
    »Reiß dich zusammen!« Britta zog an der Leine, um Louis, der sich mit gesträubtem Nackenfell vor dem großen, grün gestrichenen Hoftor aufgebaut hatte, zur Vernunft zu bringen. Er bellte derart hysterisch, dass sie fürchtete, er würde sich übergeben. »Du bist der blödeste Hund, den ich kenne! Kapierst du nicht, was du da hörst?«
    Der grollende Hundebass von der anderen Seite des Tors machte auf sie offenbar mehr Eindruck als auf Louis. Britta überlegte, ob es für sie als gutes Frauchen nun Pflicht sei, Louis auf den Arm zu nehmen und vor der Bestie zu beschützen, sobald die Tür sich öffnete. Und das würde sie, schließlich hatte Britta geklingelt. Aber der Körperbau der englischen Bulldogge war kompakt. Für seine Größe war Louis erstaunlich schwer. Und wenn sie ganz ehrlich war, musste sie zugeben, dass es ihr auch an Willen mangelte. Wenn Louis sich auf den Kampf gegen den Titanen einließ, konnte er nicht erwarten, dass auch sie ihr Leben riskierte.
    »Aus!« Die Stimme hinter dem Tor klang barsch. Die Bestie schien wesentlich intelligenter zu sein als Louis, denn sie verstand und verstummte.
    »Haben Sie Ihren Hund angeleint?«, drang es nun durchs Tor.
    Britta umklammerte die Leine ein wenig fester. »Ja«, antwortete sie nervös.
    Das Tor öffnete sich. Auge in Auge stand Britta einer Dogge in mittlerer Kalbsgröße gegenüber, die eine rothaarige Frau locker am Nackenfell hielt. Sogar Louis schien für einen Moment beeindruckt und schwieg. Leider erholte er sich schnell, und Britta begriff zu spät, was der Ruck an ihrer Hand bedeutete. Aus ihrem Zugriff befreit stürzte sich Louis umgehend voller Elan auf seinen Gegner. Britta sah, wie sich die Hand der Frau vom Hals der Dogge löste. Das ist das Ende, dachte sie, die Evolution kennt keine Nachsicht mit den Dummen.
    Die Bestie schon. Sie stand einfach da, wich sogar angesichts der kläffenden Bedrohung ein wenig zurück und warf ihrem Frauchen einen fragenden Blick zu.
    »Ist gut, Karl«, sagte die Frau und legte dem Tier beruhigend die Hand auf die Schulter. »Alles in Ordnung, mein Guter.« Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit Britta zu. »Sie erlauben?«, fragte sie kurz und trat dann, ohne eine Antwort abzuwarten, zwischen die Hunde. Sie fixierte Louis, stampfte mit dem Fuß auf

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