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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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abschließend.
    Sie saß stumm und leise vor sich hinnickend am Tisch. Schließlich seufzte sie.
    »Älles andere hätt mi au arg enttäuscht.«
    »Bitte? Ich glaube nicht, dass du so sehr von Volker enttäuscht gewesen wärst. Er war zwar nicht reich. Aber er hatte immerhin ein recht gut gehendes Geschäft. Im Grunde wäre er doch tatsächlich der Erste gewesen, der euch in den Kram gepasst hätte«, erklärte ich.
    »Awa. Des hosch falsch verstanda. I moin, wenn er ned gange wär, wär er en Waschlappa gwäsa. On so oin will i ned fir mei Dochter.« Sie lächelte mir zu. »Also, du moinsch, dr Volker ... Des isch ... dr Richtige, also dein Old Shatterhand?«
    Ich nickte eifrig.
    Sie seufzte tief. »So an scheener Mo wie in denne Film?«
    Wenn jemand meine Vorliebe für Winnetous Blutsbruder verstand, dann meine Mutter. Genau genommen war sie daran schuld. Schließlich hatte sie mich in meiner Kindheit endlos mit Karl-May-Verfilmungen gefüttert – weil sie Old Shatterhand auch bei der 397. Wiederholung genauso toll gefunden hatte wie ich.
    Ich nickte wieder.
    »Also, noh«, sie klatschte energisch mit beiden Händen auf die Oberschenkel, »ned lang fackle. Hole mer ons den Cowboy zrick.«
    »Aber wie?«, fragte ich erschöpft.
    »Des isch doch ganz oifach. Mir fahred nuff zu deim Fischkopf.«
    »Wer wir? Du und ich? Wie stellst du dir das vor? Volker, darf ich vorstellen? Helga, meine Mutter. Sie hält dich für den wiedergeborenen Lex Barker und hätte dich gern als Schwiegersohn?« Ich schüttelte den Kopf.
    Sie zuckte nur mit den Schultern. »Wie genau du des machsch on was genau du sagsch, isch dei Sach. Aber so an Brachtfisch lasse mer ned oifach von dr Angl.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das kann!«
    »Deshalb sag i ja au,
mir
fahred nuff zu deim Fischkopf«, erklärte sie zufrieden.
    »Ach, Mama, danke ...«
    Sie grinste wie ein Honigkuchenpferd. »Do, guck amol naus!«
    Sie lief zum Fenster und deutete auf ein tatsächlich goldenes Daimler-Coupé im Halteverbot, um das sich bereits die halbe Nachbarschaft versammelt hatte.
    »Wem gehört denn der Schlitten?«, staunte ich nicht schlecht. »Wohnen hier neuerdings Zuhälter?«
    »Nix Zuhälter. Des isch meiner«, strahlte sie.
    »Bidde?«, krächzte ich.
    »Ha, i han mer hald dengd, em Moment verreckt’s Geld uff dr Bank sowieso. No kohs au en dr Garage standa. Wirsch seha: Mit der Schleuder senn mir en hechschends vier Stonda en Lübeck. I frei me wie an Schneekenig: Jetzt kone den Karre endlich amohl ausfahre.«
    »Aha. So einfach ist das aber leider nicht. Ich ... habe ja einen Job und ... au weia, in einer Stunde ein Vorstellungsgespräch. Schau mal, wie ich aussehe!«, meinte ich resigniert.
    »Ab, onder d’ Dusch!«, kommandierte sie. »I ruf so lang dein Chef oh.«
    Zwanzig Minuten später waren mir tatsächlich neue Augen gewachsen und meine Mutter hatte mir ein paar freie Tage verschafft.
    Ich bedankte mich artig bei meiner Mutter und erklärte dann hektisch: »Ich muss gleich los!«
    »Sicher. I fahr de no«, gab sie zurück. »On danach gehed mir zwoi zom Frisehr. Ned dass der Fischkopf dir bei deim Karottekopf doch no abschbrengt.«
    »Erstens ist das ein schöner Karottenkopf, zweitens ist Volker schon abgesprungen und drittens bestimme ich immer noch selber, wann ich zum Friseur gehe«, entgegnete ich entrüstet.
    Nach kurzem Nachdenken befand ich jedoch, dass meine Mutter durchaus recht hatte. Das war es: ein Friseurbesuch! Ab mit den alten Zöpfen. Damit wurde ich mit einem Schlag sämtliche Altlasten und bösen Erinnerungen los und konnte ganz von vorne anfangen. Allerdings nicht mit dem Friseur meiner Mutter. Bei dem wäre sicher nicht nur mein altes, sondern auch bereits mein neues Leben mit anderer Haartracht auf einen Schlag vorbei.
    Leider dachte meine Mutter darüber anders: »Des isch mei Bedingung: Du gehsch mit mir zu ma gscheida Friseur. On die scheißlich Farb kommd endlich ronter!«, sagte sie bestimmt.
    »Niemals!«, widersprach ich, obwohl ich genau das in den letzten Sekunden ebenfalls beschlossen hatte.
    Mein Pumucklkopf war dem Untergang geweiht. Die Ära des albern herumhüpfenden Beziehungsflummis war vorbei: Ich war endlich reif für erwachsene Haare. Das konnte ich meiner Mutter gegenüber jedoch nicht zugeben. Den Triumph gönnte ich ihr einfach nicht. Deshalb hielt ich lieber den Mund und ließ sie weitermeckern. Ich würde einfach in der Drogerie genau die Farbe holen, nach der mir tatsächlich war:

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