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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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Offensichtlich hatte Steve gestern doch mehr getankt, als er behauptet hatte. Denn er hatte die Flunder im 90-Grad-Winkel zu den anderen Autos abgestellt, die fein säuberlich und brav nebeneinanderstanden. Das war mir gestern gar nicht aufgefallen. Außerdem stand die Beifahrertür sperrangelweit offen. Und den Asphalt darunter zierte die größte Kotzlache der Welt. Diese war wahrscheinlich auch der Grund, warum weder Strafzettel noch böse von Hand gekritzelte Zettelchen mit Beschwerden hinter dem Scheibenwischer steckten. Jedem noch so beschränkten Menschen war auf einen Blick klar, was hier in der letzten Nacht passiert war. Und ganz offensichtlich übten die braven Schwaben deshalb Nachsicht. Was sonst gar nicht ihre Art war.
    Die ungewöhnliche Geduld der Nachbarschaft wollte ich jedoch nicht weiter strapazieren und beeilte mich, mit der Flunder Land zu gewinnen. Ich machte einen kleinen Umweg und holte Silke in ihrer Zweizimmer-Etagenwohnung im Sommerrain ab. Wenn ich das Sechsparteienhaus mit den penibel gestutzten Hecken, dem wie sauber geleckten Eingangsbereich und den wackelnden Gardinen nur sah, bekam ich Pickel. Silke hätte von ihrem Äußeren eher in ein Schloss gepasst. Dagegen passte der Kleinbürgermief hervorragend zu ihrem Charakter.
    Dieser Ausbund an Widersprüchlichkeit hüpfte mir schon freudestrahlend entgegen. Wie immer war sie makellos. Auch wenn sie ins Schwimmbad ging, lag jedes einzelne Haar ihres Bobs an seinem angestammten Platz und der rote Mund strahlte wasserfest wie das berühmte Gummiboot.
    »Morgen, Schneckle«, zwitscherte sie mir entgegen, während sie mir ein Küsschen auf die Wange hauchte. Sie zuckte zurück und zog die Nase kraus. »Du stinkst«, war ihr lapidarer Kommentar.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Bestimmt sogar. Ich hatte gestern einen fiesen Termin. Aber lass uns erst mal ins Wasser springen. Da erzähl ich dir die ganze Geschichte. Du wirst das Ganze kaum glauben.«
    »Wann suchst du dir endlich einen vernünftigen Job?«, seufzte Schneewittchen und ließ sich in das knarzende Leder der Flunder rutschen. »Und wieso hast du MOs AufreißerSchlitten dabei?«
    »Ja, ja, das gehört ja alles zur Geschichte, jetzt sei doch nicht so ungeduldig.«

    Als ich mich nach unserer Planschorgie mit hängendem Magen wieder in meine Wohnung im fünften Stock – Altbau ohne Aufzug – gekämpft hatte, hörte ich gerade noch Jos reizende Stimme im Befehlston auf den Anrufbeantworter quaken: »... also om drei. Blederweise hod koi anderer Fodograhf Zeid. I schick dr deshalb nommol den Foddo-Fischkopf von geschdern mid. Wenn du di bis jetzt no ned über den beschwährd hasch, kann er ja ned so schlechd gwäse sei. Du berichdesch mir aber am Mondag, wie’s sich ohgschdelld hat, ’s Birschle. Also, nommol a schees Wochaende. Tschissle.«
    Schönes Wochenende? Soweit ich verstanden hatte, hatte mir der Saftsack eben einen Nachmittagstermin reingewürgt. Ich drückte auf den Knopf und hörte mir den ganzen Mist noch einmal an. Tatsächlich musste ich um 15 Uhr zur Einweihung einer Stadtteilbücherei anrücken, weil da irgendwelche mittelwichtigen Tiere aus der Lokalpolitik Reden schwangen und ihr Foto gerne in der Zeitung sehen wollten. Ich seufzte. Ausgerechnet. Schon wieder so ein fader Job. Und dann auch noch mit Mister Ich-kotz-dir-vor-die-Füße. Wie peinlich.
    Während ich mir eine Tiefkühlpizza in den Ofen schob, kam ich aus dem Grinsen schon wieder nicht hinaus. Eigentlich freute ich mich auf eine neue Begegnung mit diesem Knirps. Immerhin war er kein Schwabe, krass frisiert und auch sonst schräg – vor allem sein Schneidezahn. Meine Mutter würde ausflippen.
    Zwei Stunden später trug ich eine schön tief ausgeschnittene weiße Bluse über einem teuren, nachtblauen Spitzen-BH, als ich mich auf den Weg zur Bücherei machte. Vor der Tür stand Steve und zog wie üblich hektisch an einer Zigarette.
    »Tag auch«, begrüßte ich ihn fröhlich.
    »Ja, ja«, kam es etwas indigniert zurück. »Bringen wir’s hinter uns.« Sprach’s und verschwand.
    Oh! Monsieur hatte schlechte Laune – was die meine wiederum drastisch verbesserte. Ich hüpfte ihm pfeifend hinterher und hatte große Lust, ihn etwas zu ärgern. Frau-Mann-Spielchen eben.
    »Schlechd gschlofa?«, feixte ich, während ich ihn in die Seite stieß.
    Steve zog nur eine Augenbraue hoch und fragte: »Wo sind denn die Wunderknaben, die so viel für die Menschheit tun? Ich schieß sie ab, dann verschwinde

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