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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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hatte nach der Knutschaktion etwas bei mir gut. Außerdem hatte ich den ganzen Tag noch nichts vor. Und wenn er mich zu Tode langweilte, könnte ich einfach zur Tür hinaus- und mal wieder in den chinesischen Garten hineinspazieren.

    Steve wohnte zwar nicht, wie angegeben, direkt am chinesischen Garten, sondern ein paar Straßen weiter. Aber dafür verblüffte mich der Knabe mit einem ziemlich imposanten Jugendstil-Altbau.
    Ich pfiff durch die Zähne: »Wow! Wie bist du denn da drangekommen? Mir fallen spontan zwanzig Leute ein, die ihre Großmutter verkaufen würden, um hier einziehen zu können!«
    Steve winkte ab. »Mein Bruder ist Nachrichtensprecher beim SWR in Mainz. Als ich den Job in Stuttgart bekommen habe, hat er einfach bei ein paar Kollegen herumgefragt. Und eine Redakteurin, die sich gerade von ihrem Freund getrennt hat und sich ein Auslandsjahr in den Vereinigten Staaten gönnt, hat mir die Bude schließlich untervermietet. Komm rein.«
    Er öffnete eine wundervoll quietschende, schwere alte Holztür, ging über einen herrlichen Terrazzo-Boden voran und schloss die erste Tür rechts auf. Über einen Flur gelangten wir in einen Raum, der zu schön war, um wahr zu sein: endlos hohe Räume mit altem, gepflegten Original-Parkett. Die raumhohen, geschwungenen Bogenfenster samt Blick auf einen malerischen Innenhof mit alten Bäumen, noch älteren Rosen und wild wuchernden Blumen gaben mir den Rest.
    »Ich bin tot und Dornröschen. Wie wunderwunderwunderschön …«, flüsterte ich mit tränenden Augen vor mich hin.
    Da spürte ich auf einmal, wie Steve meine Haare zur Seite schob und mich auf den Hals küsste. Das war leider meine schwache Stelle. Außerdem merkte ich so den Knoblauchgeruch nicht und hatte nichts gegen die Piratenattacke. Und auch als ich mich zu Steve umdrehte, fand ich den Knoblauch auf einmal gar nicht mehr so schlimm. Schließlich war er ein Piratenprinz, der mich zum Redaktionsdornröschen machte.
    Leider ließ trotz wundervoll romantischer Kulisse die Leidenschaft noch immer zu wünschen übrig. Aber Küssen konnte man sicher auch noch mit Anfang dreißig lernen. Ich beschloss, es zumindest zu versuchen, und legte mich ordentlich ins Zeug. Er begann derweil, an meiner Bluse herumzufingern. Eine Sekunde lang zischte der bösartige Gedanke durch meinen Kopf, dass er sicher zu denen gehörte, die sich am BH-Verschluss die Finger abbrachen.
    Und dann betete ich still vor mich hin: »Bitte, bitte, bitte – lass den Affen nicht allzu haarig sein. Rote Haare auf dem Kopf sind toll. Aber nicht auf dem Rücken!
    Doch auch hier überraschte mich Steve positiv: Meine Hände glitten über schöne glatte Haut.
    »Hmmmm«, brummte ich zufrieden vor mich hin.
    »Wollte ich auch gerade sagen«, konterte er und schubste mich aufs Bett.
    Leider war der Höhepunkt der ganzen Geschichte zu dem Zeitpunkt bereits vorbei, was ich noch nicht wusste.
    Um der armen Seele Ruhe zu geben, meinte ich irgendwann: »Ähm, du? Ich müsste dann mal wohin …«
    Steve rollte sich zufrieden grunzend zur Seite und griff einmal mehr zur blauen Stinkeschachtel.
    Als ich ein paar Minuten später zurück in die warme Kiste stieg, brach sich meine Neugier Bahn. »Wieso bist du eigentlich weg aus Hamburg? Und was hast du da gemacht?«
    »Account Manager in einer Werbeagentur«, brummte er. »Und vorher hatte ich drei Jahre lang eine Bar auf Mallorca.«
    »Du hattest mal eine Bar auf Mallorca?«, staunte ich mit kugelrunden Augen.
    Er nickte. »Irgendwann hatte ich die Nase voll von dem ganzen Rummel auf der Insel. Ein Promi gab dem anderen die Klinke in die Hand. Ein endloser Bussi-Bussi-Scheiß.«
    Er zog hektisch an seinem Glimmstängel, während man meinen offen stehenden Mund als Torwand hätte benutzen können. Steve hatte am Meer gelebt und eine eigene Bar geführt, mit endlos vielen Promis … Jetzt war ich gespannt, wie er den Bogen zum Stuttgarter Boten spann.
    Er tat mir den Gefallen: »Irgendwann habe ich die Bar verkauft und bin erst mal zu meiner Schwester Edith nach Hamburg gezogen. Sie ist Sängerin und Performance-Künstlerin.«
    Mir schoss nur durch den Kopf: »Edith! Ach herrjeh! Was haben sich die Eltern nur für bekloppte Namen einfallen lassen. Die armen Kinder …«
    Derweil fuhr Steve mit wichtiger Miene fort: »Ich habe dann, wie gesagt, bei einer großen Werbeagentur angefangen, wo ich gar nicht schlecht verdient habe. Dort habe ich ziemlich schnell ziemlich viele Leute kennen gelernt – dabei war

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