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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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leider auch Chantal, meine Ex. Mein Gott, war die eifersüchtig! Wenn ich nur mit einer anderen Frau gesprochen habe, ist sie komplett durchgedreht. Das wurde immer schlimmer und ging mir tierisch auf den Zeiger. Tja, irgendwann konnte ich diesen Wahnsinn nicht länger ertragen und habe Schluss gemacht. Und sie hat sich gerächt … Als ich am nächsten Tag in die Agentur kam, lag meine Kündigung schon auf dem Schreibtisch und mein Chef hat mir erklärt, dass ich in keiner Werbeagentur in Deutschland mehr einen Fuß auf den Boden bekäme.«
    »Moment … hä?«, machte ich. »Sorry, ich kann nicht ganz folgen. Wieso bekommst du in keiner Agentur mehr einen Fuß mehr auf den Boden, weil du mit deiner Ex Schluss machst?«
    Steve seufzte. »Sie war die Tochter des Inhabers …«, brummte er mit einem kurzen Seitenblick auf mich.
    »Aaah«, machte ich und ließ mich zurück in die Kissen sinken.
    James hätte die Pfoten von Moneypenny lassen sollen.
    Der fuhr fort sich zu verteidigen: »Sie hat Papa allerhand Lügengeschichten über mich erzählt und wollte sich wohl dafür rächen, dass ich sie wegen ihrem dauernden Stalking abserviert hatte.«
    »Unfassbar!« Ich schüttelte den Kopf. »Mir ist in der Schule auch mal eine Zeitlang ein Junge aus meiner Parallelklasse nachgelaufen. Allerdings habe ich ihn mir irgendwann mal geschnappt und gefragt, warum er das macht. Er dachte, ich sei der wiedergeborene John Lennon. Wahrscheinlich, weil wir ähnliche Frisuren hatten … Wie auch immer. Ich habe ihm dann erklärt, dass ich a) überhaupt nicht singen kann, b) zum Zeitpunkt von Johns Ermordung bereits auf der Welt war und c) mich selber für die Reinkarnation von Marilyn Monroe halte. Daraufhin hat er das Nachlaufen sein lassen. Vielleicht hättest du Schantall einfach ebenfalls erklären sollen, dass sie falsch liegt?«
    Steve starrte mich an. »Was?«
    Ich winkte ab. »Ist ja egal. Um wieder auf den Punkt zurückzukommen: Wie kamst du dann ausgerechnet als Fotograf zu uns? Hast du denn überhaupt eine entsprechende Ausbildung? Die braucht man ja sogar beim Boten …«
    »Naja«, seufzte Steve. »Als mich tatsächlich keine Agentur mehr wollte, war mir klar: Das ist ein Zeichen! Ich sollte meine große Begabung als Fotograf endlich zu meinem Beruf machen. Eine Ausbildung zum Fotografen braucht man schließlich nur, wenn man das Fotografieren nicht im Blut hat. Und gerade als mir das klar wurde, hat mein Bruder über einen guten Bekannten, dem Verlagsleiter des Stuttgarter Boten, erfahren, dass die Zeitung einen Fotografen sucht. Du siehst: Er hatte zwar die Hände im Spiel, aber nicht so, wie du gestern vermutet hast.« Er grinste. »Auf jeden Fall ist das hier meine große Chance, um wieder bei null anzufangen und mich Schritt für Schritt nach ganz oben hochzuarbeiten.« Er zuckte, ganz Märtyrer, ergeben mit den Schultern.
    Mir brach nach der Geschichte fast das Herz. So ein tapferer kleiner Pirat! Er war mit seiner Ehrlichkeit am weiblichen Wahnsinn gescheitert und nahm nun mutig sein Schicksal im Stuttgarter Exil an. Vom spanischen Millionär zum schwäbischen Tellerwäscher sozusagen. Zum Glück hatte er seine Harry-Potter-Familie an seiner Seite!
    »Aber jetzt erklär mir doch bitte noch kurz, warum deine Familie überall in Deutschland Jobs und Wohnungen herbeizaubern kann«, wollte ich von ihm wissen.
    Steve seufzte: »Wir sind alle renommierte Kreative. Erfolgreiche Künstler. Mein Bruder ist Nachrichtensprecher beim SWR in Mainz. Meine Schwester ist Sängerin und Künstlerin und lebt mit meinem Schwager, unter anderem einer der Schweden-Korrespondenten der ARD, in Hamburg.«
    »Boah«, entfuhr es mir.
    Schlagartig dachte ich an unser Käseblättchen und schluckte. Wenn ich diese Leute jemals kennenlernen sollte, konnte ich ihnen mit Sicherheit nicht in die Augen schauen. Ich würde ihre Schuhe küssen und mich die ganze Zeit vor ihnen im Dreck suhlen.
    Steve fuhr derweil ungerührt und sehr selbstzufrieden fort: »Meine Mutter ist eine berühmte Avantgarde-Galeristin und lebt mit meinem Vater, einem ebenfalls international bekannten Performance-Künstler, in der Nähe von Frankfurt. Du siehst: Wir Labskausens sind eine ebenso mobile wie kreative und erfolgreiche Sippe. Da bleiben viele Kontakte und Verbindungen nun mal nicht aus.« Zufrieden drückte er seine Kippe im überquellenden Aschenbecher auf dem Ikea-Nachttischchen aus.
    »Wie heißt du mit Nachnamen?«, fragte ich konsterniert.
    »Labskaus, wieso?«,

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