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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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ich.«
    Heute war Pumuckl eindeutig weniger verführerisch. Nicht nur wegen seiner miesen Laune, sondern auch wegen des unschönen Knoblauchgeruchs und des Schnittlauchs, der ihm zwischen den Zähnen steckte.
    »Ich denke, immer dem Gläserklirren nach«, entgegnete ich Herrn Es-gab-offensichtlich-Döner-zum-Mittagessen und machte eine einladende Handbewegung Richtung erster Stock, aus dem das Klirren an unsere Ohren drang.
    Oben war das allgemeine Händeschütteln und Selbstbeweihräuchern schon in vollem Gang. Ich begrüßte den einen oder anderen Lokalpolitiker, postierte sie auffällig unauffällig lässig für Steve und beschloss nach fünfzehn Minuten: »Das dürfte es gewesen sein. Machen wir die Biege.«
    »Hi, Biene. Na, was macht das Leben, so ganz ohne mich?«, raunte mir da jemand mit nur wenigen Zentimetern Abstand in mein rechtes Ohr.
    »Ach herrjeh!« Mir blieb fast das Herz stehen. »Jochen! Du hasch mir grad no gfehld!«
    »Echt? Du mir auch«, säuselte der Erschrecker. »Ich muss noch die Ochsentour durch den Politiker-Pfuhl machen, dann hätte ich jede Menge Zeit. Na, wie wär’s?« Er grinste mich dreist an.
    Dreist deshalb, weil er mich vor genau zwei Wochen nach einer immerhin dreiwöchigen, ziemlich heißen Affäre aus dem Nichts ins Nichts hatte fallen lassen. Mit der Begründung: »Wir sind uns zu ähnlich, findest du nicht?«
    Damit mochte der werte Kollege von der tatsächlich seriösen Stuttgarter Tagespresse vielleicht recht gehabt haben, und ich hatte den Absprung ebenfalls schon geplant. Allerdings hätte er mir den Part der Verlassenden überlassen und sich selbst mit dem des Verlassenen begnügen sollen. Stattdessen schoss er mich auf den Mond, um nun auf einmal wieder an mir herumzubaggern. Was fiel dem denn eigentlich ein? Das Ganze schrie regelrecht nach Rache und mein Blick fiel auf Steve, der ziemlich interessiert neben mir stand und unseren Dialog mitverfolgt hatte.
    »Tut mir schrecklich leid«, säuselte ich deshalb und stellte mich so dicht neben Steve, dass kein Blatt mehr zwischen uns gepasst hätte. »Ich habe überhaupt keine Zeit. Steve und ich haben noch ziemlich viel vor!« Ich gackerte albern und anzüglich und hoffte, dass der norddeutsche Miesepeter mir keinen Strich durch die Rechnung machte.
    Steves Gesicht konnte ich zwar nicht sehen, dafür haute mich seine Knoblauchfahne fast um. Doch immerhin war er Gentleman genug, um das Spielchen mitzuspielen, und säuselte: »Das stimmt. Komm, du heißer Feger, ab in die Kiste!«
    Das war eindeutig mehr, als ein Schwabe in derselben Situation losgelassen hätte. Aber Jochens herunterklappender Unterkiefer war einen ruinierten Ruf sicher wert. Eng umschlungen eierten Steve und ich aus dem Gebäude Richtung blaue Flunder, die nur ein paar Meter entfernt auf einem Parkplatz stand.
    »Schaut er uns hinterher?«, wollte ich von Steve wissen, der sich inzwischen gegen die Flunder gelehnt hatte und mich an sich zog.
    »M-hm«, bestätigte er.
    Ich holte also tief Luft und begann eine halbherzige Knutscherei mit dem Knipser, der eindeutig zu den weniger begabten Küssern zählte. Vielleicht lag’s am Knoblauch, der seine Zungennerven lahmgelegt hatte? Oder vielleicht waren die nordeuropäischen Kiefermuskeln nicht so ausgeprägt wie bei uns Schwaben? Nach ein paar Sekunden machte ich mich deshalb los und drehte mich Richtung Gebäude um. Jochen stand tatsächlich mit hängenden Armen und offenem Mund in der Eingangstür. Toll!
    »Darf ich dich bitte, bitte jetzt irgendwohin mitnehmen?«, zischte ich Steve zu.
    »Nur wenn ich dir dafür am Ziel vor die Füße kotzen darf«, zischte er zurück.
    »Geht in Ordnung«, murmelte ich.
    Wenigstens war sein Sinn für Humor wiederauferstanden.
    Lässig winkte ich Jochen noch einmal zu, ging popowackelnd zur Fahrertür und ließ mich filmreif in die Flunder plumpsen. Steve stieg derweil tatsächlich auf der Beifahrerseite ein. Und gemeinsam brausten wir davon.
    »Wo soll ich dich denn absetzen?«, wollte ich von meinem Beifahrer wissen.
    »Ich muss noch die Bilder von gestern bearbeiten«, erklärte er mir. »Du könntest mir bei der Vorabauswahl helfen. Das wird ein ziemlicher Eiertanz.«
    Die Steilvorlage musste ich einfach verwandeln: »Du meinst, das
war
ein ziemlicher Eiertanz!«
    »Du musst immer das letzte Wort haben, hab ich recht?«, wollte er wissen.
    »Auf jeden Fall«, erklärte ich zufrieden und trat aufs Gas.
    Was vergab ich mir schon, wenn ich ihm bei der Auswahl half? Er

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