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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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blaffte sie quer durch das Lokal, dem armen Paolo hinterher.
    Ich wäre jede Wette eingegangen, dass er jetzt nach Hause schleichen und seinen schlaksigen, schielenden Kollegen Mauro vorschicken würde. Doch zu meinem Erstaunen kam Paolo nur wenige Sekunden später schwitzend mit einer Flasche Prosecco und seinem ebenso dicken, wenn auch zwei Köpfe größeren Chef Fabrizio persönlich angerannt.
    »Es gab ein Problem? Jetzt nicht mehr!« Der Obermufti bemühte sich um Schadensbegrenzung, während er sich fortwährend die Hände rieb. »Bitte, darf ich Sie heute Abend einladen? Alles geht aufs Haus.«
    Paolo entkorkte den Prosecco und postierte sich untertänig neben Nina.
    Fabrizio forderte den eingeschüchterten Paolo mit einem Fingerschnipsen zum Einschenken auf und stöhnte wieder an uns gewandt: »Ich bitte Sie inständig, verstehen Sie die Einladung als Zeichen unserer Wertschätzung und entschuldigen Sie den Fehler. Es wird nicht wieder vorkommen. Bleiben Sie uns gewogen, meine Damen. Sie sind die Zierde unseres Hauses. Berauben Sie uns nicht Ihrer Anwesenheit!« Er schenkte Nina den schönsten Dackelblick der Welt und hatte tatsächlich Tränen in den Augen.
    Ach, daher wehte der Wind!
    »Wir werden sehen«, erwiderte Nina kühl und entließ die beiden mit einem Wimpernschlag.
    Silke und ich starrten zuerst sie und dann die beiden Italiener an, die jetzt simultan rückwärts schlichen.
    »Meine Güte«, röchelte ich, »was hast du mit den armen Männern gemacht? Die sind dir ja völlig verfallen!«
    »Natürlich«, brummte Nina zufrieden. »Das gehört sich auch so. Männer brauchen klare Ansagen. Sie schreien geradezu danach. Gibt man sie ihnen, fressen sie einem aus der Hand.« Ihr Blick wanderte zu Silke. »Silke, du hast ja immer noch nichts gesagt. Weißt du was? Du trinkst jetzt erst mal dein Glas aus, dann sagst du dieser völlig verwirrten Kreatur mit dem Karottensalat auf dem Kopf, dass
sie
dringend in die Geschlossene gehört und nicht du. Silke, hallo?«
    Silke starrte immer noch gläsern vor sich hin. Doch immerhin schnappte sie jetzt zitternd ihr Glas und stürzte es ebenfalls in einem Zug hinunter.
    Kaum hatte es das Tischtuch wieder berührt, stand dieses Mal wie der Blitz Paolo neben ihr und fragte: »Darfe ich nachschenke?«
    Silke nickte stumm. Nina tat es ihr wohlwollend gleich, was auf Paolos Gesicht ein Strahlen wie die aufgehende Sonne hervorzauberte.
    »Grazie, grazie«, machte er eilfertig und schlich wieder rückwärts davon.
    Ich schaute ihm hinterher und wartete gespannt, wurde aber enttäuscht: Er stieß gegen keinen anderen Tisch, trat niemandem auf den Fuß und rutschte auch nicht aus.
    Ich gähnte. War das langweilig.
    Silke, die inzwischen ihr zweites Prosecco-Glas geleert und sich danach selber die Flasche zum Nachschenken geschnappt hatte – wahrscheinlich ging ihr dieses Geschleime und Gekrieche ebenso auf die Nerven wie mir – schaute mich zum ersten Mal seit meiner Ankündigung an. »Duuuu«, brachte sie aber nur heraus. »Duuuu!« Wieder leerte sie ein Glas und schenkte sich nach.
    »Immerhin bin ich jetzt ›Duuuu‹ und nicht mehr ›Es‹. Ist doch ein Fortschritt, oder?«, witzelte ich etwas hilflos.
    Silkes Verhalten erschreckte mich deutlich mehr als Ninas vorprogrammiertes Gemotze. Silke war meine älteste Freundin. Wir kannten uns schon seit dem Kindergarten. Dort hatten wir zwei Jungs, die wochenlang alle anderen Kinder terrorisiert hatten, nacheinander in den Garten gelockt, verprügelt und gezwungen, Regenwürmer zu essen. Zwar galten wir ab dem Zeitpunkt als verhaltensgestört und durften mit vielen anderen Kindern aus der Gruppe nicht mehr spielen, aber uns verband seitdem eine tiefe Freundschaft. Ihre Reaktion war mir deshalb noch wichtiger als Ninas. »Es« und »Duuu« machten mir deshalb mächtig zu schaffen.
    »Soll ich dolmetschen?«, fragte Nina sarkastisch. »Silke ist
not amused
. Die Vorstellung, dass du dir mit diesem KartoffelKretin mit Clownsfrisur nicht nur ein paar alberne Wochen machst, sondern ihn auch noch heiraten willst, erschreckt sie zu Tode. Und dann deine Hochzeitsplanung: standesamtlich. Onkel Eugens Garten. Stuttgart-Stammheim. Gartenfeschd. Kein Klo ... Wenn ich mich recht erinnere, habt ihr in eurer Tanzstundenzeit früher ganze Nachmittage zusammen verbracht, an denen ihr nichts anderes getan habt, als euch eure jeweiligen Hochzeiten zurechtzuphantasieren. Lass mich mal überlegen: Silke war immer für Reinweiß, du für

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