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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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schnappten.
    Ich grinste mir im Spiegel aufmunternd zu. Dann bewegten sich meine Mundwinkel wieder talwärts. Schließlich musste ich bei Steve auch einige fiese Kröten schlucken: die krummen Beine, die Aufschneiderei, das Herumgeflirte, die Döner zum Mittagessen, die Raucherei – und dass er nun mal definitiv nicht meine große Liebe war. Das größte Problem lag allerdings woanders: Ich war mir sicher, dass Sex mit diesem Kerl nie der große Bringer sein würde. Und war ich mit Anfang dreißig wirklich schon alt genug, um für den Rest meines Lebens auf guten Sex zu verzichten?
    Wehmütig dachte ich einen Moment lang über meine Exfreunde nach – und über die großartige Bettakrobatik, die wir veranstaltet hatten. Ich seufzte und warf mir noch ein paar letzte Hände voll Wasser ins Gesicht. Immerhin hatte ich in meinem Leben schon großartigen Sex gehabt! Es gab Frauen, die das nie erleben durften! Und nun, da ich mit großen Sätzen auf die vierzig zuging – war es da nicht Zeit für etwas anderes? Für Freundschaft, Karriere … mit Steves Verwandtschaft im Rücken kam die ganz automatisch ins Rollen.
    Ich nickte mir zu. Man musste auch Opfer bringen können.
    Schnell trocknete ich mich ab, lief zu Steve zurück ins Zimmer, hüpfte auf das Bett und erklärte: »Okay.«
    Er grinste, schaute mir tief in die Augen und erwiderte: »Okay.« Dann ließ er sich zurück in die Kissen plumpsen.
    So schnell konnte es also gehen. Allerdings hätte ich doch etwas mehr Reaktion erwartet.
    »Ähm: Wie hast du dir das vorgestellt? Wann sagen wir es unseren Familien und wann sollen wir heiraten? Und wo?«, insistierte ich deshalb leicht irritiert.
    Er reckte sich und gähnte. »Wie wär’s, wenn wir in ein paar Wochen für vierzehn Tage nach Schweden fahren, nach Småland. Das wollte ich dich die ganze Zeit schon fragen. Meine Schwester, Edith, feiert dort ihren fünfzigsten Geburtstag mit der ganzen Familie. Du könntest dort alle auf einen Schlag kennen lernen, als meine zukünftige Gattin.« Er grinste. »Und wir könnten nebenbei kostenlos Urlaub machen: Edith hat ein gigantisches Ferienhaus, eine ehemalige Schule. Da ist sicher noch ein Zimmer für uns frei. Mit meiner Familie können wir dann besprechen, wie es weitergeht. Mir wäre eine schlichte Hochzeit, zum Beispiel in einem Schrebergarten, am liebsten. Was sagst du?«
    »Wrkstmpf.«
    Seltsam war Steve mir schon immer vorgekommen. Aber der Ablauf entsprach nun wirklich nicht ganz meinen Vorstellungen.
    »Äh … Ich weiß gar nicht, ob ich jetzt schon Urlaub vom Job bekomme«, setzte ich deshalb vorsichtig an. »Und, sag mal, willst du nicht zuerst mal meine Verwandtschaft kennen lernen? Die wohnt praktischerweise keine zehn Autominuten von hier weg. Da könntest du auch gleich deine Schwiegereltern in spe kennen lernen.«
    Wie sich das anhörte: Schwiegereltern in spe!
    Wieso drehte sich eigentlich das ganze Zimmer? Außer den drei doppelten Whiskeys vor vier Stunden hatte ich den ganzen Abend nur literweise Wasser getrunken, um die Shiitake-Pilze unzerkaut in einem Stück hinunterspülen zu können. Vielleicht waren die Dinger bewusstseinserweiternd gewesen und ich befand mich komplett im Drogenrausch?
    Steve gähnte und rülpste gleichzeitig.
    Okay. Kein Drogenrausch. Rülpsgähnen kam da im Zusammenhang mit einem Heiratsantrag sicher nicht vor.
    Steve schloss die Augen, schmatzte und räkelte sich tiefer in die Kissen.
    »He! Du wirst doch jetzt nicht einschlafen? Mitten im Gespräch? Du spinnst wohl!«, schimpfte ich und rüttelte ihn.
    »Natürlich nicht«, empörte er sich und hievte sich wieder dreißig Zentimeter höher.
    »Jetzt sag schon: Warum willst du unbedingt zuerst nach Schweden, um mich deiner Verwandtschaft vorzustellen? Wäre es nicht deutlich einfacher, wenn wir zuerst die Tour durch die Wohnzimmer meiner Verwandtschaft machen würden?«
    »Naja«, begann Steve zögernd, »ich würde dich lieber zuerst meiner Sippe vorstellen, weil meine Verwandtschaft ziemlich tolerant ist. Sie wird dich sicher mit offenen Armen empfangen. Bei deinen Verwandten bin ich da nicht so sicher. Wenn ich an heute Abend und deine Freundinnen denke ... Aber wenn wir das Ganze bei meiner Familie schon offiziell gemacht haben, ein Termin feststeht und so weiter, dann werden deine Verwandten sicher einlenken.«
    Da hatte er natürlich Recht. Ich gab nach. »Also gut. Wir fahren zuerst nach Schweden. Sind wir jetzt eigentlich verlobt?«
    »Schauen wir mal«, grinste

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