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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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Schlittenhundemannschaft. Hoffentlich bellten die Viecher nicht die ganze Nacht.
    Ich wollte mich gerade bedanken und mich bei Elke dafür entschuldigen, dass sie auf dem völlig verfleckten, zerbeulten Cordsofa schlafen musste, da kam sie mir zuvor.
    »Es ist das dritte Zimmer auf der rechten Seite. Die Toilette ist direkt gegenüber. Sei bitte sparsam mit dem Klopapier, wenn es geht, benutze gar keins. Links davon ist das Bad, Zahnpasta, Creme und das andere Zeug sind selbstverständlich tabu. Die Küche ist neben der Toilette rechts. Notiere bitte auf den Listen, wenn du dir etwas nimmst, und leiste einen entsprechenden Obolus. Wir sind hier kein Hotel.«
    »Ach«, entfuhr es mir. »Ich dachte ...«
    Bevor mir etwas an den Kopf fliegen konnte, flüchtete ich mich in das dritte Zimmer rechts. Ein wackeliger Holztisch. Ein Jugendbildnis von Fräulein Rottenmeier, gekrönt mit einer gelben Plastiktulpe. Ein Regal mit zehn Büchern. Eine Matratze. Fertig. Dazu noch rationiertes Klopapier und keine Zahnpasta. Das Synchronisiergeschäft schien nicht allzu rosig zu laufen, sonst würde die Dame wohl kaum ein derart karges Dasein fristen.
    Seufzend ließ ich mich auf die Matratze fallen und überlegte einen Moment. Zum Henker! Ich brauchte jetzt eine Dusche! Leise kramte ich mein Duschgel und ein Handtuch aus der Tasche. In diesem Haushalt wäre ich nie auf die Idee gekommen, mir ein fremdes Handtuch zu borgen. Wer wusste schon, was für eigenartige Bakterien sich darauf tummelten.
    Leise schlich ich mich auf den Gang und weiter ein paar Schritte Richtung Wohnzimmer. Hier betüddelte Elke meinen Göttergatten in spe aufs Heftigste. Von seiner Seite hörte ich nichts außer gefräßigem Schweigen. Der Kerl hatte einen wahren Saumagen. Auf Zehenspitzen schlich ich mich jetzt von Raum zu Raum und lauschte an den Türen. Da nichts zu hören war, beschloss ich, mich todesmutig unter die Dusche zu stürzen und betrat das Badezimmer. Aus jeder Ecke glotzten mich poröse Listen mit Vorschriften, Verboten und Namensschildern an. Ich beschloss, den ganzen Nonsens zu ignorieren, schlüpfte in Windeseile aus meinen Klamotten und stellte mich unter die Dusche.
    Der Boden sah schlimmer aus als in der einzigen funktionierenden Dusche eines öffentlichen Freibads am Ende eines laaaaangen, heißen Sommertages mit 100 000 Besuchern, von denen jeder einzelne drei Meter lange Haare gehabt hatte.
    Augen zu und durch. Im Koffer hatte ich irgendwo eine Flasche Sagrotan verstaut – das würde ich in dem Fall einfach anschließend direkt auf meine Füße sprayen. Lieber hatte ich eine kaputte Hautschicht als für die nächsten Wochen Hamburger Einzeller und Pilze an den Hacken kleben.
    In Erwartung einer laut schrillenden Alarmanlage stellte ich mich schnell mitten in den Siff, das Wasser an – und horchte nach draußen.
    Nichts passierte. Hektisch seifte und brauste ich mich in Rekordzeit ab. Keine zwei Minuten später schlich ich mich mit rasendem Herzklopfen schon wieder in Elkes urgemütliche Räuberhöhle. Noch immer nichts. Langsam begann ich zu kapieren, dass Elkes wildes Gebaren völliger Schwachsinn gewesen war. Naja. Wenigstens kostete diese Übernachtung nichts außer Nerven. Ich kramte mir die letzte steinharte Brezel, die von unserer Fahrt noch übrig geblieben war, aus der Tasche und begann sie abzunagen, während ich mich mit Sagrotan entpilzte.
    Dann schnappte ich mir ein gutes Buch, nahm die Tasche als Rückenlehne und richtete mich für die nächsten vierzehn Stunden gemütlich ein.

    Irgendwann kam Steve gähnend angeschlichen.
    »Du stinkst«, erklärte ich ihm.
    »Ich weiß«, sagte er achselzuckend. »Ich würde auch wahnsinnig gerne duschen. Aber leider sind Elkes Zeiten schon vorbei.«
    »Na, dann würde ich doch sagen, du stellst dir deinen Wecker auf 6.30 Uhr und schläfst heute Nacht auf dem Boden. So kommst du mir nicht auf die Matratze«, erklärte ich würdevoll.
    Das wollte Steve aber dann doch nicht, schnappte sich seinerseits ein Handtuch und verschwand auf Zehenspitzen im Badezimmer. Auch er war keine drei Minuten später wieder zurück.
    »Schon komisch«, erklärte er mir tropfnass und kopfschüttelnd. »Irgendwie hatte ich gedacht, dass jetzt eine Alarmglocke angeht, eine Horde Hunde über mich herfällt oder mich ein Blitz erschlägt.«
    »Apropos: Wo sind denn die reizenden Scheißerchen, die hier überall ihre Haare verteilt haben?«
    »Meinst du die Hunde oder die Leute, die ihren Pelz in die Dusche

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