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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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geschmissen haben?«, fragte Steve. Dann jammerte er: »Keine Ahnung, wie ich dieses Gewirr jemals wieder aus meinen Zehen kriegen soll!«
    »Ich dachte, du wärst so scharf auf Elke und ihre Gesellschaft. Da sollten dich so ein paar Zotteln doch nicht stören«, höhnte ich, reichte ihm aber gnädig das Sagrotan.
    Während er sich tatsächlich ebenfalls damit einsprühte, erklärte er: »Elke ist eine ganz Nette. Die hat nur dein Auftritt vorher irritiert, deshalb war sie etwas abweisend.« Er beugte sich verschwörerisch vor: »Sie ist mit meiner Schwester gut befreundet. Und eigentlich war sie es, die mich über ein paar Ecken mit Chantal verkuppelt hat. Sie ist bis heute ziemlich traurig, dass nichts Festes daraus geworden ist, weil sie auch gerne eine Stelle bei Chantals Vater bekommen hätte.«
    »Wie schade«, feixte ich. »Aber wenigstens ist mir jetzt erstens klar, warum sie mich nicht leiden kann, und zweitens, warum sich dein Vater von ihr hat scheiden lassen.« Zwischen den Zähnen fügte ich noch leise hinzu: »Und ich knie demütigst vor jeder höheren Macht nieder, die das Wunder vollbracht hat, dass dieses Miststück nicht auch nach Schweden fährt.«
    Steve hatte derweil seine Zehen entwirrt und warf sich auf die Matratze. »Willst du so wohnen, wenn du zackig Richtung Rente marschierst?«, wollte er von mir wissen, unbestimmt in den Raum deutend.
    Da fand ich es plötzlich doch nicht mehr so schlimm, dass ich ihn heiraten wollte.
    »Nö«, erklärte ich. »Aber ich glaube, da bin ich nicht die Einzige.« Doch bevor ich einschlafen konnte, wollte ich weiter beruhigt werden: »Sag mal: Sind die anderen Exfrauen von deinem Vater auch so, äh, schwierig? Wie viele kommen denn da eigentlich? Und überhaupt: Wie viele Leute sind denn da in diesem Ferienhaus?«
    »Keine Ahnung«, gähnte Steve.
    »Aha.«
    Selber schuld, wenn ich drei Fragen stellte und nur eine Antwort bekam. Steve wohnte jetzt im Schwabenland. Dass er an der Sprache sparte, war nur logisch.
    Ich beschloss, die Dinge und Exfrauen einfach auf mich zukommen zu lassen. Das Wichtigste war schließlich dieser warme Schnarchsack, an den ich mich jetzt kuscheln konnte, und Schweden. Ich konnte es kaum erwarten, endlich einen Fuß ins Michel-Land zu setzen.

    »Ich fand immer die Geschichte mit dem betrunkenen Schwein am besten«, erklärte Steve mir. »Du weißt schon, die, in der Michel die Tiere mit den Kirschen füttert, aus denen seine Mutter Wein macht.«
    »Macht Michels Mutter aus den Kirschen oder den Tieren Wein? Haha, nein, klar weiß ich, welche das ist. Ich fand die Geschichte immer genial, als Lina sich von einem ekligen alten Knacker mit Bonbons füttern lässt und anschließend Zahnschmerzen bekommt. Michel fallen dann tausend kreative Wege ein, wie sie ihren kaputten Zahn loswerden könnte: mit der Seilwinde vom Brunnen, mit Michels Pferd Lukas – und er lässt sie sogar vom Dach springen! Aber am Ende muss dann doch der Schmied Pelle den Zahn mit einer riesigen, fiesen, verrosteten Zange ziehen. Dann lieber vom Dach springen.«
    Seit ungefähr fünfzig Kilometern waren wir im Michel-Fieber. Die Umgebung ließ ganze Filmnachmittage aus rundherum zufriedenen Kindheitstagen wiederauferstehen – zumal es gerade aufgehört hatte zu regnen. Wir fuhren durch endlose Wälder, in denen immer wieder hübsche kleine Seen aufblitzten. Die Luft war nach dem Regenguss glasklar. Der Himmel herrlich babyblau mit weißen Schäfchenwolken. Es war umwerfend.
    »Ich kann gar nicht glauben, wie schön das hier ist!«, rief ich ein ums andere Mal euphorisch aus. »Ich bin tot und im Astrid-Lindgren-Himmel!«
    »Ja, Schweden ist genial«, erklärte Steve zufrieden. »Warte ab, bis du Ediths Ferienhaus siehst. Es ist riesig und einfach unglaublich gelegen – mutterseelenallein. Wir können nackt und schreiend durch den Wald rennen, wenn’s uns Spaß macht – keiner würde es mitbekommen.«
    »Hm«, überlegte ich laut. »Das machen wir auf jeden Fall. Und außerdem könnten wir wohl auch ungestört die eine oder andere Exfrau schlachten und unter freiem Himmel am Spieß braten – gesetzt den Fall, sie ist ähnlich charmant wie Elke.«
    Steve warf mir einen entnervten Blick zu, ging aber nicht weiter auf den Einwurf ein und erklärte stattdessen: »Edith will übrigens nächstes Jahr mit ihrer Familie für immer hierherziehen. Zu ihren Auftritten kann sie fliegen – und ihre anderen künstlerischen Ambitionen kann sie hier voll ausleben. Meine

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