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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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Stunden los. Genau wie jede andere Gesellschaft.
    An diesem gottverlassenen Ort hatte ich nicht oft die Gelegenheit zu einer kleinen Rache. Und wenn sie sich mir ausnahmsweise bot, musste ich sie schnell am Schopf ergreifen. Sonst würde ich in diesem Haus noch verrückt werden.

    Für mittags um vier hatte ich mich wieder mit dem Professor in dem gemütlichen büchergespickten Zimmer von Britt und Anke verabredet, um nicht an den allgegenwärtigen und ungeheuer spannenden Gesellschaftsspielen teilnehmen zu müssen.
    Im Gang rannte ich fast in den sprachlosen Mann hinein, der mich schon in der Nacht fast zu Tode erschreckt hatte. »Meine Güte! Sie sind hier wohl für die Herzattacken zuständig, was?«, wollte ich atemlos wissen.
    Doch der Erschrecker starrte mich nur an und huschte lautlos an mir vorbei zur Tür und verschwand draußen im Regen. Er war schon sehr merkwürdig. Zuhause hätte ich auf eine seltene Form von Geisteskrankheit getippt. Doch hier war sein abnormes Verhalten schon fast normal.
    Im Zimmer der Zwillinge erwartete mich zum Glück ein strahlender Professor, der die Arme hinter dem Rücken verschränkt hatte.
    »Ich habe Ediths Vorrat an ›Echten Tropfen in Nuss‹ geplündert. Ich hoffe, der Alkoholgehalt reicht fürs Erste.« Er zauberte mit einem Griff drei Schachteln hervor. »Voilà!«
    »Her damit!« Gierig grabschte ich mir eine der Schachteln und ließ mich damit in einen der Ohrensessel fallen.
    Kurt tat es mir gleich. Einen Moment lang hörte man nur zerreißendes Zellophan. Dann steckten wir zeitgleich jeweils eine Praline in den Mund.
    Börk. Ich hatte schon mal etwas Leckereres gegessen.
    Na ja, Hauptsache, es wirkte! Die nächste Praline fand ich noch ekliger. Die übernächste pustete mir fast die Schädeldecke weg.
    »Schmeckt dir das?«, wollte ich schaudernd von Kurt wissen.
    »Och«, erklärte der abwinkend, »es gibt Schlimmeres.«
    Derart getröstet kämpften wir uns jeder wortlos und zügig durch die Schachteln. Danach saßen wir mit leerem Blick vor den ebenso leeren Packungen.
    »Sag jetzt bitte nicht, dass dir schlecht ist«, unterbrach Kurt unser Schweigen, während er so dezent wie möglich aufstieß.
    »Warum nicht?«, fragte ich matt.
    »Weil ich es dann auch sagen müsste.« Ein erneutes dezentes Aufstoßen.
    »Willst du die dritte Schachtel noch aufmachen?«, fragte ich der Form halber. »Ich fühle mich kein Stück betrunken. Und ich glaube auch nicht, dass eine weitere halbe Schachtel das ändert. Allerdings wäre uns danach garantiert so schlecht, dass uns der Gang zur Toilette nicht erspart bleiben würde. In welcher Form auch immer. Und bei der schlechten Spülung hier könnte das peinlich werden.«
    »So seh i des au«, erklärte eine belustigte Stimme von der Tür her.
    »Mein Gott, Kerstin! Hast du uns jetzt erschreckt!«, rief Kurt, der sich ans Herz gegriffen hatte.
    Sie kicherte. »Besser, i erschreck eich on hol eich zrick en d’ Realidäd, als dass eich d’ Edith erwischd.«
    »Sie hat recht«, gab ich zu. »Tut uns leid, Kerschdin, wir hätten dich fragen sollen, ob du an unserem Selbstversuch teilnehmen möchtest.«
    Strafend schaute Kerschdin auf ihren Vater. »Babba, des arme Mädle braucht was Aständigs zom Drenga – on dir fällt nix anders ei als die Zuggrbomba? Do isch viel zwenig Schnaps dren, om bsoffa zom werda. Des, was so scheißlich nach Fusl schmeckd, sen kinschdliche Arome. Nix Hochprozendichs.«
    »Du hast ja recht, Kerstin«, gab Kurt beschämt zu. »Es war leider keine hochprozentige Schnapsidee.«
    Wir grinsten uns leise rülpsend an.
    »Also, ihr zwoi, i hoff, ihr hend was draus glernd. Vorher han i di gseha, wie du in dr Edith ihrm Flurschrank rumgwuhlt hasch, Babba. Da hen i mir denkt, i muss was do, damit dir koiner uff d’ Schlich kommt. Deswege han i ois von denne scheißliche Badikdiecher gnomma on en den Schrank neigschdopft. Jetzt moind d’ Edith sicher, oine von denne alde Eule hod sich an dem Zeig vergriffa. On ihr seid raus, gud, odr?«
    »Ja, toll, super, genial«, murmelten Kurt und ich.
    Kerschdins Ideenreichtum hätte uns sicher noch viel mehr gefreut, hätten wir nicht derart mit immer dicker werdenden Backen zu kämpfen gehabt.
    »Kerstin, mein Kind, du hast nicht zufällig ein Alka Seltzer in deiner Kemenate?«, fragte Kurt kleinlaut.
    »Noi, so a Zeig däd i nie nemma«, erklärte sie kopfschüttelnd. »Des woisch doch: D’ Pharmainduschdrie ko mi gernhan. I vertrau bloß no auf nadierliche Middl.« Sie

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