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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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muffig zu Kerstins windschiefem Schuppen. Einerseits war ich sehr gespannt auf SchwabenKerstin, die sich in dieser Umgebung ausnahm wie der Hulk im Buckingham Palace. Andererseits hatte ich noch nie das Bedürfnis gespürt, mich zu einem esoterischen Seelenklempner zu begeben – auch wenn das gerade bei kreativ arbeitenden Stuttgartern zum guten Ton gehörte. Die einzige Daseinsberechtigung für Psychologen, Psychiater, Therapeuten und weitere Seelenpopler bestand für mich im Fall eines echten Traumas. Und das lag in meinem Fall ja nicht vor. Genauer gesagt: noch nicht. Im Gegenteil: Je abartiger sich die ganze Sippe um mich herum verhielt, desto gesünder und höher schätzte ich meine seelische Verfassung ein.
    Was sollte ich also in punkto Psychosachen bei Kerschdin, der Rastanudel? Doktorte sie am Ende vielleicht in Richtung Rückführung herum? Dann würde ich mich in ein paar Minuten auf einer Liege wiederfinden, während sie auf mich einredete: »Du befindeschd dich en Paris, es ischd 1789, dein Name ischd Marie-Antoinette und dein Kopf liegt auf einem Holzblock. Ein schdinkender, halbnackter Kerl mit einer Maske steht über dir und schwingt ein schartiges Hackebeil. Jetzt sag mir: Wie fühlschd du dich?«
    Vielleicht würde es ja doch ganz witzig.
    Ich klopfte also an die Tür, hörte aber von drinnen keinen Mucks. Ich versuchte es noch einmal und rief: »Hallo, Kerschdin?« Wieder kam kein Piep von drinnen. Deshalb drückte ich einfach ein paar Mal heftig gegen die klemmende Tür und stolperte unelegant dem nächsten Kulturschock entgegen. Erwartet hatte ich eine schäbige Bretterbude, die zu einer EsoRäuberhöhle umfunktioniert worden war. Die Realität dagegen war sehr viel geschmackvoller. Ich wusste zwar von Kurt, dass Kerschdin die Decke des zwei mal drei Meter kleinen Raumes mit Plastiktüten abgedichtet hatte. Doch davon war nichts zu sehen, da sie direkt unter der Decke von Wand zu Wand weiße Seidentücher gespannt hatte. Auf dem Bretterboden lag ein schöner Flickenteppich und zwischen zwei weißen Sitzsäcken war ein Schlafsack zusammengerollt. Daneben stand eine antike Holztruhe. Ein kleiner Tisch, auf dem sich ein Laptop und ein Stapel Bücher befanden, mit einem Stuhl davor komplettierte die Einrichtung. Kein Blumentopf störte das Bild, geschweige denn kitschiger Nippes.
    »Ned erschrecka«, flüsterte mir da von hinten eine Stimme direkt ins Ohr.
    Mein Herz setzte einen Schlag aus.
    »Das sagst du so einfach«, schnaufte ich, als ich wieder atmen konnte.
    Kerstin klopfte mir lachend auf die Schulter. »Komm rein. Ich war nur noch schnell am Auto und habe uns was zur Stärkung geholt.«
    Überrascht tappte ich ihr hinterher. Und wo war eigentlich ihr Schwäbisch geblieben?
    Aus nassen Rastalocken tropfend stellte Kerstin eine verheißungsvolle Schachtel und eine Ledertasche auf dem Tisch ab.
    »Setz dich doch und mach es dir gemütlich«, sagte sie.
    Ich ließ mich wie ein Nilpferd in einen der komfortablen Sitzsäcke plumpsen und platzte heraus: »Kerstin? Darf ich dich was fragen?«
    Sie nickte.
    »Da steht ja ein Laptop. Kurt hat schon gesagt, dass du dich tatsächlich traust, Edith anzuzapfen ...?«
    Sie nickte wieder sehr zufrieden. »Natürlich. Den Strom brauche ich schließlich nicht nur für den Laptop. Sondern auch für den Wasserkocher, meinen Föhn und den Heizlüfter. Wird alles prompt über das Kabel da geliefert. Das führt gut getarnt zum Hexen- beziehungsweise Herrenhaus.«
    »Aha. Und woher hast du denn die tolle Einrichtung? Karrst du das ganze Zeug für die paar Tage im Jahr, die du hier ausharren musst, her und anschließend wieder weg? Wenn du sie hierlassen würdest, hätte Edith sie doch schon längst konfisziert!«
    Kerstin winkte ab. »Sicher. Ich bringe nur immer die beiden Sitzsäcke und die weißen Seidentücher mit. Die Truhe hat Udo für mich ersteigert und versteckt sie, wenn ich nicht da bin, zusammen mit dem Rest auf dem Dachboden. Er hat Edith eingeredet, dass dort der Geist eines bösartigen Schweden umgeht, der vor über 200 Jahren unten im See ertränkt worden ist. Seitdem setzt sie keinen Fuß mehr hinein – und meine Sachen sind sicher.«
    »Kluger Mann, der liebe Udo. Aber wenn du den Schuppen so bewohnbar machst, quartiert Edith hier doch auch ohne Möbel jede Menge Pferdegesichter ein. Wie bekommst du ihn denn trotzdem immer wieder zurück?«, wollte ich wissen.
    Kerstin zuckte mit den Achseln. »Ganz einfach: Ich ruiniere ihn mit Udos Hilfe bei

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