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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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zwinkerte mir zu. »Auf so ois, zom Beischbiel!«
    Triumphierend hielt sie eine Flasche Jack Daniels hoch, in der noch gut eine Handbreit trübe Flüssigkeit vor sich hinschwappte.
    Kurt musterte sie misstrauisch und räusperte sich: »Ist das eine von dir bei Vollmond zusammengebraute Spezialität mit Spinnenbeinen, Käferaugen und Brennnesseln – oder darf ich zu hoffen wagen, dass das noch der Originalinhalt ist?«
    Kerschdin kicherte. »Des isch dr Reschd vom Original. An Single Barrel. Ned des ibliche Glomb. On i schenk en eich – abr bloß, wenn d’ Sabine morga Frieh zu ra Sitzung en mei Heisle kommt. On wenn ihr zwoi mir morga Middag a neie Flasch bsorgat.«
    »Einverstanden«, trompeteten Kurt und ich ermattet.
    Was blieb uns anderes übrig, so schlecht wie es uns beiden war?
    »Also guad. Morga Frieh, saga mr om zehne?«, fragte mich Kerschdin freundlich.
    Ich nickte.
    »Also dann!« Sie winkte und ließ uns in Jack Daniels’ erfreulicher Gegenwart zurück.
    Bleichgesichtig grinsten Kurt und ich uns an.
    »Ixen, dixen, Silbernixen, ixen, dixen, daus, und du bist raus«, sagte ich, auf mich deutend, und reichte Kurt die Pulle.
    »Na dann prost«, erklärte Kurt und nahm einen beherzten Schluck aus der Pulle.
    Während er trank, fiel mir mein Nacht- und Flurschreck wieder ein. »Sag mal, Kurt, wer ist eigentlich dieser merkwürdige Kerl, der hier immer so lautlos herumschleicht? Ungefähr einsachtzig groß, dunkelblond, Anfang dreißig, würde ich sagen. Er hat mich heute Nacht in der Küche fast zu Tode erschreckt und im Gang eben wieder. Gehört der zur Familie oder zu Ediths Freunden?«
    Kurt reichte mir die Pulle und wischte sich zufrieden den Mund ab: »Es tut mir sehr leid, aber so jemand ist mir in den letzten Tagen hier nicht begegnet. Kann es sein, dass du halluzinierst? Oder dir deinen tatsächlichen Traummann als Gegenpol zu Steve zurechtphantasierst?«
    »Ich hoffe nicht«, meinte ich nachdenklich. »Er schien mir auf jeden Fall sehr real zu sein, nur eben auch sehr zurückhaltend. Vielleicht gibt es hier im Haus noch einen Raum? Auf dem Dachboden zum Beispiel, wo er sich versteckt hält? Er könnte ja auch ein Überraschungsgast sein – ein Musiker für Ediths Geburtstagsfeier, oder so ...«
    Kurt zuckte mit den Schultern. »Ehrlich gesagt ist mir die ganze Meute hier so gleichgültig bis zuwider, dass ich mir keine Gedanken über sie machen möchte. Einer mehr oder weniger von ihnen stört keinen großen Geist. Aber, Sabine, sag mal: Möchtest du von diesem Getränk jetzt einen Schluck nehmen oder nicht? Im letzteren Fall könntest du mir die Flasche nämlich wieder geben ...«
    »Oh nein, Herr Professor. Jetzt bin ich dran! Prost!«

Totalschaden auf der Nord-Süd-Achse oder:
Warum Fisch und Spätzle nicht zusammenpassen
    Nach dem Abendessen, als alle auf ihren Zimmern vergeblich versuchten, eine völlig ungenießbare Fischsuppe zu verdauen, oder die Toiletten blockierten, nutzte ich die Gunst der Stunde und versuchte erneut mein Glück bei Steve. Da auch der liebe Kurt seinen kaputten Magen pflegte, die Giggelzwillinge im Wohnzimmer Radau machten und Britt und Anke immer noch nicht aufgetaucht waren, schleppte ich Steve in das Bücherzimmer. Ganz gemütlich platzierte ich Steve in einen der bequemen Sessel und hielt ihm mit treuherzigem Augenaufschlag die letzte der drei AltherrenPralinenschachteln unter die Nase. »Für dich. Von mir.«
    »Äh, danke. Aber ich weiß nicht, mir rumort die Suppe langsam auch im Magen«, gab er skeptisch zurück.
    Ich kämpfte erfolgreich ein Grinsen nieder – war ich doch die Einzige, die nichts von der Suppe gegessen und damit auch nichts von ihr zu befürchten hatte – und setzte stattdessen einen besorgten Gesichtsausdruck auf. »Oh, du Armer. Nimm doch eine Praline. Da ist Schnaps drin. Der hilft dir sicher.« Ich setzte mich auf die Sessellehne und ließ eine dieser schrecklichen Dinger vor seiner Nase schweben.
    Er blinzelte mir dankbar zu. In seinem Gesicht stand das gesamte Leid der Welt. Schon wieder musste ich ein Grinsen unterdrücken. Steve war anscheinend ein echter Mann. Nur die konnten derart herzzerreißend leiden. Immerhin ließ er sich jetzt brav von mir mit den Ekelbomben füttern.
    »Also, mein Pirat«, flüsterte ich nach der dritten Praline und strich meinem ermatteten Rotlöckchen eine Strähne aus der Stirn, »meinst du, du bist bereit für ...«
    »Ja, sicher!«, nickte er eifrig.
    Er sprang aus dem Sessel hoch, in dem er eben

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