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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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jedenfalls noch nicht. Willst du dir das Ganze nicht noch einmal überlegen? Du bist noch so jung und hast, wie gesagt, alle Möglichkeiten.«
    Ich beugte mich vor: »Jetzt muss ich doch einmal nachhaken: Wie kommst du denn auf die Idee, ich habe alle Möglichkeiten und sei reich? Nur weil Steve gestern so einen Schwachsinn in die Runde trompetet hat?«
    »Dein Herr Eventuell-Schwiegervater freut sich jedenfalls mächtig darüber, dass dein Herr Vater ein reicher Bauunternehmer ist. Und dein Herr Bruder sogar Besitzer einer Baumarkt-Kette.«
    »Ich möchte mal wissen, woher der ganze Quatsch stammt«, grübelte ich. »Gestern dachte ich noch, Steve hätte spontan irgendeinen Mist erzählt. Aber jetzt kommt mir das alles doch reichlich spanisch vor.« Ich beugte mich näher zum Prof hin: »Mein Vater ist ein sehr braver, fleißiger und ordentlicher Flaschner mit dem Spezialgebiet Sanitärinstallationen. Er hat einen kleinen Betrieb mit drei Angestellten. Und mein Bruder ist zwar Schreiner – aber bestimmt kein Baumarkt-Besitzer.« Ich schüttelte den Kopf. »Steve weiß das doch. Wie kommt der dazu, so einen Mist zu erzählen?«
    »Am besten, du fragst ihn«, schlug mir der mitfühlende Prof vor.
    »Das mache ich auch. Aber vorher könnte ich eine Zigarette brauchen. Hast du welche? Ich meine, außer deiner Pfeife?«
    Kurt schüttelte energisch den Kopf und erklärte streng. »Oh nein, junge Dame! Du wirst jetzt nicht auch noch das Rauchen anfangen, nur weil du bis zum Hals im Morast steckst. Ich werde ein Auge auf dich haben, solange du hier bist!«
    »Ja, aber was soll ich denn machen?«, fragte ich verzweifelt. »So ganz nüchtern halte ich das nicht aus. Das müsstest du doch verstehen! Und Edith hat etwas gefaselt, dass der komplette Alk versteckt und rationiert ist. Oder weißt du etwas, das ich nicht weiß?«
    Kurt schüttelte bedauernd den Kopf: »Meine eigenen eingeschmuggelten Vorräte sind seit gestern Abend aufgebraucht. Und ich habe inzwischen bereits ergebnislos den einen oder anderen Streifzug durch unser so genanntes ›Feriendomizil‹ unternommen. Es ist übrigens eine ehemalige Schule für schwer erziehbare Jugendliche an einem schön abgelegenen Ort, wo randalierende Teenager recht wenig anrichten konnten. Vor dreißig Jahren hat man das Etablissement allerdings geschlossen. Daraufhin stand das Gebäude jahrelang leer, bis Edith es bei einem Schwedenurlaub zufällig entdeckte. Zur Hochzeit hat sie sich die Bude dann von Udo als Geschenk gewünscht. Und wir besuchen sie seitdem jedes Jahr für ein paar Tage. Doris und ich fahren danach regelmäßig in ein Kurhotel an der Ostsee, um den an Leib und Seele entstandenen Schaden auszubügeln. Aber ich schweife ab. Du wolltest wissen, ob es hier etwas zu trinken gibt? Udo hat mir seinen heimlichen Whiskyvorrat bereits geopfert. Davon ist also nichts mehr übrig. Morgen könnten wir unter einem Vorwand nach Ljungby fahren und uns heimlich neuen besorgen, was meinst du?«
    Ich raufte mir die Haare: »Warum erst morgen? So lange halte ich das nicht aus!«
    »Weil sich heute schon die Zwillinge mit Udo, Joe und Ulrike aus dem Staub gemacht haben. Doris und Martha sind in den Wald geflüchtet. Und Britt und Anke lassen sich gerade zum x-ten Mal ihre schon lange nicht mehr vorhandene Unschuld rauben. Wenn wir jetzt auch noch gehen, wäre das auffallend unhöflich. Du solltest dich, meine ich, etwas mit den noch Anwesenden unterhalten. Wenn das mit der Heirat dein Ernst ist, wäre es höchste Zeit, Pluspunkte zu sammeln und gut Wetter zu machen.«
    »Ich schaff das nüchtern nicht, ehrlich«, jammerte ich.
    »Doch, doch. Wir schaffen das schon«, meinte der Prof resigniert lächelnd.

    Nach der Sitzung mit Kurt wollte ich nachsehen, wo Steve steckte. Ich lief ins Wohnzimmer, wo Steve mit ein paar der Pferdegesicht-Damen beim Scrabble-Spielen war.
    Ich setzte mich demonstrativ besitzergreifend auf seinen Schoß. »Steve, hast du den Autoschlüssel? Ich würde gerne mein Gepäck holen.«
    »Ja, ich hab den Schlüssel«, erklärte Steve abwesend. »Du kannst gerne unser ganzes Gepäck reinbringen. Bring das Ganze einfach in Marias Zimmer. Sie ist so nett und teilt ihren Schrank mit uns.«
    »Sie soll sich aber vorher abtrocknen. In meinem Zimmer brauche ich keine Pfützen«, erklärte Frau Großzügig energisch.
    »Ja, ja, in Ordnung«, brummte ich.
    Typisch, dass Steve sich den Allerwertesten nachtragen ließ. Und die Schreckschraube überließ uns doch bestimmt

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