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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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dem Krawall gefolgt.«
    »Ach so«, meinte ich.
    Nach wie vor konnte ich ihm nicht ins Gesicht schauen. Nicht nur, weil ich ähnlich bunt war wie Nina. Sondern auch, weil die Peinlichkeiten einfach kein Ende nahmen. Denn jetzt tauchte auch noch der Pizzabote auf und starrte mich mit offenem Mund an. Ich rannte schnell zu meinem Geldbeutel und drückte ihm für zwei Pizzen einfach dreißig Euro in die Pfoten, damit er nur schnell wieder verschwand – wahrscheinlich war da mehr Trinkgeld dabei als sonst in einer ganzen Woche. Doch er schien von meinem Anblick sehr angetan zu sein. Auf jeden Fall blieb er weiter stur neben Volker auf der Türschwelle stehen und glotzte mich mit weit aufgerissenen Augen an.
    Volker schaute irritiert von ihm zu mir und räusperte sich. »Willst du mich nicht reinbitten?«, fragte er schließlich.
    »Natürlich.« Ich packte ihn am Schlafittchen, zog ihn in den Flur und schlug dem blöden Pizzaglotzer die Tür vor der Nase zu.
    Verzweifelt versuchte ich mich an einer Erklärung, um die Peinlichkeit der Situation zu überbrücken: »Wir sind nur gerade dabei ... ich meine ... wir ... es ist so, dass ...«
    »Kein Problem«, erklärte er fröhlich. »Jetzt weiß ich wenigstens, was Frauen so machen, wenn sie uns Männer weggeschickt haben. Sie verkleiden sich als Flickenteppiche und testen ihre Kenntnisse in asiatischen Kampfsportarten an ahnungslosen Hausierern, bevor sie sich mit heißem Fett vollstopfen.«
    »Äh, genau«, meinte ich schwach. »Komm doch rein.«
    Ich tappte vor ihm her in die Küche, wo Nina gerade eine Flasche Sekt köpfte. Die Pizzaschachtel knallte ich einfach daneben.
    »Mädels, das ist Volker. Volker – Nina, Silke.«
    »Moin«, trompetete er fröhlich und schüttelte zuerst der strahlenden Silke, dann der sehr indignierten Nina energisch die Pfote. »Ich will die Damen gar nicht lange bei ... was auch immer stören. Sabine, wenn du mir sagst, wo ich mich eine Stunde lang aufs Ohr hauen kann, löse ich mich in wenigen Sekunden in Luft auf. Ich bin hergetrampt. Dafür habe ich von Lübeck über Bremen, Essen, Luxemburg und Saarbrücken 18 Stunden gebraucht. Super, oder? Leider hat keiner der Fahrer auch nur für fünf Minuten die Klappe gehalten – und deshalb«, er gähnte uns weltrekordmäßig an, »würde ich mein müdes Haupt jetzt gerne etwas zur Ruhe betten.«
    »Okay. Äh, das Schlafzimmer ist dahinten.« Ich führte ihn zu meinem zum Glück ausnahmsweise halbwegs aufgeräumten Schlafzimmer und flüsterte: »Schlaf gut.«
    Gerade als ich mich wieder aus dem Staub machen wollte, umschlang er mich mit beiden Armen und zog mich an sich. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich dich vermisst habe«, brummte er.
    »Mich? Aber, äh, du kennst mich doch gar nicht«, entgegnete ich erstaunt. Jetzt kam ich leider nicht länger drum herum, ihm in die Augen zu schauen.
    Was war das denn? Nicht nur mein Magen benahm sich merkwürdig. Jetzt verwandelten sich auch noch meine Knie sachte zu Pudding. Hätte Volker mich nicht festgehalten, wäre ich auf den Boden geplumpst. Ganz sicher bekam ich eine Erkältung – das passte mir aber gar nicht in den Kram.
    »Nicht gut, das ist wahr«, gab er zu. »Aber das kann man ja ändern. Was meinst du? Wie lange belagern die beiden Vogelscheuchen noch deine Küche?«
    Ich versuchte Zeit zu schinden. »Ähm, eigentlich wollten wir nachher noch zusammen ins Kino.«
    »In Ordnung«, gähnte er wieder. »Dann haue ich mich jetzt tatsächlich erst mal für ein paar Stunden aufs Ohr. Weck mich einfach, wenn du zurück bist, ja?«
    Ich nickte verblüfft. So hatte ich wenigstens etwas Zeit, um mit meinen Mädels einen Schlachtplan zu entwerfen.
    »Also, verrücktes Huhn oder verrückte Schnecke oder was auch immer: Ich kann’s kaum erwarten«, grinste er.
    Und dann packte er mich und küsste mich durch die Gurkenmaske hindurch so umwerfend, dass ich spontan vergaß, wer da noch alles in meiner Küche saß.
    Nach ein paar Minuten dröhnte von dort aus zweistimmiges Rufen: »Sa-bi-ne!«
    Volker und ich trennten uns widerwillig.
    »Bis nachher«, kratzte er mit rauchiger Stimme, tappte durchs Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett fallen.
    »Ja, äh, ich, äh, bis dann«, stammelte ich und eierte auf meinen Puddingbeinen zurück in die Küche.
    »Alles klar?«, fragte Nina mich besorgt. »Du siehst irgendwie ziemlich derangiert aus. Wieso fährt der per Anhalter? Ist er bettelarm oder aus einer geschlossenen Abteilung abgehauen? Und hat

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