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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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ganz schnell das Thema oder du erklärst dich damit einverstanden, dass dieses Thema das einzige des ganzen Tages bleibt.«
    Er winkte ab. »Geschenkt. Zeig mir doch mal etwas Schönes. Oder ist Stuttgart überall so hässlich?«
    »Vorsicht, mein norddeutscher Freund. Sprich nicht von Dingen, von denen du keine Ahnung hast«, zischte ich zurück.
    »Okay. Dann verschaff mir Ahnung«, sagte er auffordernd.
    »Das mache ich doch gerade«, entgegnete ich empört und zerrte ihn über die Königstraße bis zum Schlossplatz. »Na?«, machte ich triumphierend. »Was sagst du jetzt?«
    Zum einhunderttausendsten Mal stand ich – wie sicher jede und jeder andere Stuttgarter – an diesem Ort und platzte fast vor Stolz.
    Volker stand dagegen recht lässig mit den Händen in den Hosentaschen vor dem Neuen Schloss, der Jubiläumssäule und der barocken Gartenanlage und zuckte mit den Schultern.
    »Ganz nett.«
    »Ganz ... bist du wahnsinnig?«, kreischte ich empört.
    Er lachte und schloss mich in die Arme. »Nein«, flüsterte er mir ins Ohr. »Das ist großartig. Aber ich liebe es einfach, dich auf die Palme zu bringen.«
    »Besten Dank auch«, schimpfte ich und schob ihn einen halben Meter weit von mir weg. »Na warte.«
    Zur Strafe erklärte ich ihm sämtliche Sehenswürdigkeiten, die mir einfielen, vom Neuen Schloss über den See im Schlosspark inklusive Großem Haus, das Alte Schloss, das Denkmal auf dem Schillerplatz, die Stiftskirche und das Rathaus und jagte ihn anschließend den Berg auf die Karlshöhe hinauf.
    Das hatte gedauert und wir waren ziemlich hungrig und durstig geworden. Im Biergarten oben organisierte ich uns einen Tisch, zwei Radler und zwei Brezeln und fragte meinen Hamburger Südschweden: »Und? Was sagst du jetzt?«
    Er hatte deutlich Mühe, sich von der großartigen Aussicht loszureißen, schenkte mir dann aber ein strahlendes Lächeln: »Dass du einfach nur phantastisch bist. Genau wie deine umwerfende Stadt.«
    »Ha«, triumphierte ich. »Meine Rede. Nichts geht über Stuttgart.« Ich genehmigte mir zufrieden einen großen Schluck aus meinem Halbe-Glas.
    »Ruck nomm, Mädle«, tönte es da in meinem Rücken.
    Noch während ich mich zu der Stimme umdrehte, rempelte mich jemand an und schubste mich mitsamt meinem Stuhl näher an die steinerne Brüstung.
    »He!« Volker war von seinem Stuhl aufgesprungen und hatte den Rempler, einen ungefähr vierzigjährigen, 200 Kilo schweren Bodybuilder mit Glatze und Ziegenbärtchen am T-Shirt gepackt.
    Seine drei Kumpels, die alle ein ähnliches Format hatten und ebenfalls Bärtchen trugen, staunten nicht schlecht.
    Volker schien die Masse Mensch jedoch wenig zu beeindrucken. »Lass meine Freundin in Ruhe«, motzte er seinem Opfer entgegen.
    Der Muskelberg schaute ihn ungläubig an. »Bidde?«, fragte er.
    »Nix«, schaltete ich mich schnell ein. »Setz de her. On ihr au, Kerle. Mir ruggad nomm. Volker, ist gut. Setz dich und rück ans Mäuerle, äh, an die Mauer. Am Tisch ist doch genug Platz.«
    Volker ließ den nach wie vor ungläubig staunenden Berg von einem Mann los und rückte mit finsterer Miene zur Mauer.
    »Ist doch wahr. Man kann doch zuerst fragen, bevor man handgreiflich wird«, meckerte er vor sich hin.
    »Also i moin, dr Oinzig, der wo handgreiflich worda isch, bisch du, Birschle«, meinte das Muskelpaket. »Nix fir ungud.«
    »Ich weiß zwar nicht, welche Sprache der Fleischberg spricht, aber es hörte sich für mich ganz so an, als ob er Streit sucht«, schimpfte Volker nach wie vor aufgebracht.
    »Aber nein. Volker, Schnauze jetzt.«
    So langsam brach mir der Schweiß aus. Volker musste größenwahnsinnig sein. Jeder einzelne der Schwergewichtler könnte meinen Fischkopf mit einem einzigen Draufsitzen zu Marzipan verarbeiten. Zu Lübecker.
    Doch zu meinem großen Erstaunen rauschte mein Nebensitzer ohne weiteren Kommentar davon und knallte fünf Minuten später zwei volle Halbegläser vor Volker und mich auf den Tisch. »Proschd. Dud mr leid, wenne a bissle grob war.«
    Volker warf ihm einen eisigen Blick zu und nickte gnädig. »Na denn, Prost, wer nix hat de host«, erklärte er, hob sein Glas und trank.
    »Was sagd er?«, fragte mich der spendable Muskelmann.
    »Keine Ahnung. Er kommt aus Lübeck«, erklärte ich.
    »Ach so. Där Arme.« Mein Nachbar warf Volker einen mitleidigen Blick zu. Dann grinste er. »Mach schee dei Prositle, gell?«
    »Was sagt er?«, fragte jetzt Volker.
    »Er sagt ... ist gut jetzt. Proschd.«
    Ich ließ mein Glas

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