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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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aber wir haben das nicht sofort mitgekriegt. Ich habe nur Schreie gehört, Durcheinander, einen dumpfen Schlag, und die Polizisten sind die Treppe hinaufgestürzt, hinter den Jungen her. Als hätten sie es mit gefährlichen Verbrechern zu tun!«
    »Aber wieso, glauben Sie, sind die Jungen abgehauen?«
    »Kinderkram, Signora, Kinderkram. Ein Joint, und da haben die Schiss gekriegt, ich möchte Sie mal in dem Alter sehen, Signora, wenn jemand mit Hunden und Maschinengewehren hinter Ihnen her ist und Sie haben ein Tütchen in der Tasche. Und dann ist die Lehrerin noch blutüberströmt!«
    »Haben Sie hinterher etwas gesehen?«
    »Nein, wir haben versucht, die Schüler zu beruhigen, die wollten alle aufs Dach, um zu sehen, was da los war, das reinste Chaos. Und dann, nach dem Schuss ... aber da waren Sie ja schon da und haben den Wahnsinn gesehen.«
    In ihrer Stimme lag ein unverhohlener Vorwurf: Du bist auch eine von denen, die Franci umgebracht haben.
    »Wer hatte die Aufsicht in der 12 a? Wer hat sich um Dottoressa Galli gekümmert?«
    »Ich, Signora«, sagte die vierzigjährige, stets auf ewig junge Sexbombe getrimmte Adele.
    »Sie glauben ja nicht, was das für ein Tohuwabohu war. Die Lehrerin blutete aus dem Kopf und hatte die Augen zu, ich hab ihr den Kopf gehalten und mich überall mit Blut bekleckert ...«
    »Und die Schüler?«
    »Na, um die hab ich mich nun wirklich nicht besonders kümmern können. Ich hab gerufen, sie sollen auf ihren Plätzen bleiben, aber einigen ist schlecht geworden, und die sind auf die Toilette gegangen. Ist doch normal, finden Sie nicht?«
    »Erinnern Sie sich, wer aufs Klo gegangen ist?«
    Adele glotzte sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
    »Keine Ahnung. Ein paar eben, sonst hätten die mir noch den Fußboden vollgekotzt. Miriam Fallari, die unter Epilepsie leidet, hat einen Anfall gekriegt, ich konnte mich einfach nicht um alle kümmern, aber zum Glück ist dann ja der Krankenwagen gekommen.«
    »Wissen Sie noch, ob Monica Pittaluga rausgegangen ist?«
    »Monica hat Miriam im Rettungswagen ins Krankenhaus begleitet. Die beiden sind schließlich engbefreundet.«
    Liebschaften, Schülerfreundschaften, vielleicht auch Mittäterschaften ...
    »Danke, Adele.«
    Tina, die andere Hausmeisterin, war nicht da, sie hatte sich krankgemeldet. Die Kolleginnen sagten, sie habe Franci vom Dach fallen sehen. Dafür war Gian da, der Mann für alle Fälle, für den es nichts gab, was man nicht reparieren konnte: Klinken, Heizkörper, Türen, Fenster, einfach alles. Ohne ihn hätte das Gymnasium dichtmachen können. Er kam aus dem Val Fontanabuona im Genueser Hinterland. Er war irgendwas zwischen fünfunddreißig und vierzig, kräftig und kompakt, mit kurzem, mittelblondem Haar und leuchtend blauen Augen. Ein Mann wie ein Fels, so meinte jedenfalls Mau.
    » Mia che cose, ’sti figgiêu fan de cose ... Meine Güte, das ist vielleicht was! Diese Jungs machen Sachen ... Als ich in dem Alter war, hat man nur ans Schaffen gedacht, heute denken sie nur an Drogen. Aber so einen Jungen wie den Franci Bagnasco, verdammt, den kann man doch nicht einfach so abknallen.«
    Er schüttelte den Kopf und sah sich auf die kräftigen Bauernhände. Vor Aufregung hatte er ganz leise und in seinem Dialekt gesprochen. Sein Blick wanderte unruhig zwischen Nelly und Gerolamo hin und her.
    »Wo waren Sie, Gian, als es hier plötzlich drunter und drüber ging? Sie waren der Erste, der bei Francesco Bagnasco war, wie kam das?«
    »Ich war das Auto umparken gegangen, ich hatte es vor dem Santuario del Padre Santo abgestellt, allerdings im Halteverbot, und da bin ich rausgegangen, um einen richtigen Parkplatz zu suchen, sonst hätte ich noch ’nen Strafzettel bekommen oder wäre sogar abgeschleppt worden. Ich musste die halbe Ringstraße entlangfahren.«
    »Also haben Sie nicht viel gesehen?«
    »O doch, Signora, ich stand direkt drunter und hab den Franci Bagnasco runterfallen sehen wie eine Sumpfschnepfe. Ich hatte keine Ahnung, was passiert war, aber ich hab ihn selbst im Fallen erkannt, die Sonne stand schon ziemlich hoch und hat ihn direkt angestrahlt. Ich hab ihn fallen sehen. Das werd’ ich meiner Lebtage nicht vergessen. Deshalb war ich einer der Ersten, die bei ihm waren. Ihre Leute haben meine Aussage bereits aufgenommen.«
    Nachdem sie sich von den Schuldienern verabschiedet hatten, gingen Nelly und Privitera zu den Leuten der Spurensicherung, die ihre Arbeit fast abgeschlossen hatten. Celsi stand mit ein

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