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Schneeflockenbaum (epub)

Schneeflockenbaum (epub)

Titel: Schneeflockenbaum (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marten t Hart
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ihr schwaches Licht aufs Wochenbett. Der greise Mops, kahl noch, aber bereits mit einer ordentlichen Mathebeule am Hinterkopf ausgerüstet, sog ebenso geduldig wie hartnäckig an Fredericas linker Brust. Auch ihre rechte Brust war entblößt. Zu der Säuglingsschwester sagte sie: »Mach unserem Gast doch bitte einen Tee.«
    Das Mädchen verließ das Zimmer und ging die Treppe hinunter.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich.
    »Vielen Dank.« Sie sah mich an, wie sie mich vor langer Zeit angesehen hatte, hinten im Garten ihres Elternhauses beim Schneeflockenbaum, als sie mich in die hohe Kunst des Küssens eingeführt hatte. Sie fragte: »Wie findest du unsere Säuglingsschwester?«
    »Ein sehr nettes, anstelliges Mädchen.«
    »Sie ist phantastisch, flink wie ein Floh und doch sehr akkurat und überaus nett. Ihr Freund hat gerade Schluss gemacht; ich verstehe nicht, wie dieser Idiot solch ein Juwel einfach so verlassen kann. Weißt du, was du tun solltest? Du solltest ihr ein wenig den Hof machen, sie wäre die ideale Frau für dich.«
    »Wie du weißt, bin ich bereits verheiratet.«
    »Ach«, erwiderte sie gereizt, »trenn dich doch von dem Scheusal. Mit der ist nichts anzufangen. Dieses Mädchen ... es ist noch eine Weile hier ... dieses Mädchen, darum solltest du dich bemühen, wirklich, du wirst nie richtig glücklich werden mit dem schnippischen, übellaunigen Klappergestell, mit dem du jetzt ... Wie konnte es passieren, dass du ausgerechnet diese Frau geheiratet hast?«
    »Dich konnte ich ja nicht kriegen.«
    »Trauerst du mir immer noch nach?«
    »Ja.«
    »Du bist so ein netter Kerl. Du weißt genauso gut wie ich, dass es nie meine Absicht war, dir Kummer zu bereiten. Du hast dir das alles ausgedacht und gesagt: ›Wenn du so tust, als wärest du in mich verliebt, dann wird sein Interesse für dich geweckt.‹ Also tu ich so, als wäre ich in dich verliebt, und dadurch verliebe ich mich tatsächlich ein wenig in dich und du dich in mich. Aber nicht nur das, denn meiner Meinung nach ist das alles noch sehr viel komplizierter. Solange du mir nachtrauerst, solange du mich noch liebst, so lange liebt auch Jouri mich. Jedes Mal, wenn Jouri spürt, wie groß dein Schmerz ist, dann flammt seine Liebe zu mir auf. So war es etwa an dem Abend unserer Verlobung, denn glaub ja nicht, Jouri und ich hätten nicht bemerkt, wie elend dir zumute war, als du nach Hause geradelt bist, das Gleiche an unserem Hochzeitstag, als du deinen ganzen Schmerz in dein Orgelspiel gelegt hast, und voriges Jahr war es wieder genauso, als du mit diesem Scheusal zum Essen hier warst. Ich muss mir keine Mühe geben, dafür zu sorgen, dass Jouri mich auch weiterhin liebt. Wofür ich sorgen muss, ist, dass du mich weiterhin liebst. Wenn ich dich verliere, verliere ich Jouri ...
    »Was faselst du da, so einfach ist das alles nicht«, versuchte ich sie zu unterbrechen, aber sie achtete nicht darauf.
    »Es ist gut, dass du mit einer solchen Furie verheiratet bist. Wenn du mit ihr glücklich wärest, dann würde dein Schmerz bestimmt vergehen.«
    »Wie kommst du darauf, dass sie eine Furie ist? Sie kann im Gegenteil sehr liebevoll sein, sie ist nur kratzbürstig, wenn sie überarbeitet ist, und das ist sie ziemlich oft, da sie nicht viel Kraft hat. Außerdem hat sie einen sauschweren Job.«
    »Siehst du, dass du ein netter Kerl bist. Sogar sie verteidigst du, obwohl sie verdammt viele Haare auf den Zähnen hat, die sogar durch ihre Lippen hindurchwachsen. Sie ist ein Mannweib, nein, ein Weib, das gern ein Mann wäre. Ihre ganze Bissigkeit ist nichts anderes als Penisneid. Nicht einmal Jouri ist von ihr angetan, und das will was heißen, denn er findet bekanntlich Frauen nur attraktiv, wenn sie dir gefallen ...
    »Da irrst du dich, Jouri mag sie durchaus.«
    »Und wenn schon, du musst dir jedenfalls keine Sorgen machen, dass er mit ihr durchbrennt ...
    »Nein, heute nicht mehr, aber früher wäre er ganz bestimmt ...
    Wieder hörte sie mir nicht zu, denn sie fuhr einfach mit ihrem Satz fort: »… was schade ist, denn dann wären wir logischerweise aufeinander angewiesen. Manchmal denke ich: Ich wünschte, er würde mit einer anderen Frau durchbrennen. Denn diese Angst, diese würgende Angst, ihn zu verlieren ... Er kann jede Frau haben, bei seinem Anblick liegen sie ihm zu Füßen ... und darum habe ich ständig Bammel. Wäre es nur vorbei, dann würde ich nicht mehr in ständiger Furcht leben. Er ab durch die Mitte mit deiner Nervensäge,

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