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Schneeflockenbaum (epub)

Schneeflockenbaum (epub)

Titel: Schneeflockenbaum (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marten t Hart
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mitnehmen.«
    »Das tun wir nicht«, erwiderte mein Schwager barsch.
    »Dann rufe ich auf der Stelle die Heilsarmee an und bitte sie, die Kleidersäcke so schnell wie möglich abzuholen.«
    »Die wirst du am Samstagnachmittag kaum erreichen«, sagte mein Schwager. »Lass die Säcke ruhig stehen. Morgen denkt ihr zweifellos anders darüber, bestimmt, was Pam sagt, ist gar nicht so dumm, je früher die Kinder kommen ...
    »… umso jünger und belastungsfähiger ist man, um die vielen schlaflosen Nächte zu überstehen«, sagte ich ironisch.
    »Genau.« Er bemerkte den ironischen Unterton nicht. »Ich kann dir versichern, dass es anstrengend ist, sehr anstrengend, vor allem in den ersten Monaten, da machst du fast kein Auge zu.«
    »Und das nur, um die Erde noch voller zu machen, auf der es ohnehin vor Menschen nur so wimmelt.«
    »Das ganze Gerede von der Überbevölkerung«, mischte meine Schwägerin sich ins Gespräch, »das ist doch alles poppycock. Erst neulich habe ich im Fernsehen eine Dokumentation über Grönland gesehen. Dort ist es praktisch menschenleer.«
    »Und in der Antarktis wohnt, abgesehen von ein paar Pinguinen, praktisch auch niemand«, sagte ich. »Was hält euch also davon ab, euch dort oder in Grönland niederzulassen?«
    »Was jetzt?«, fragte mein Schwager seine Frau. »Sollen wir dann mal zu meinen Eltern fahren?«
    »Ich wollte eigentlich hierbleiben, bis Katja wieder nach unten gekommen ist. Ich nehme doch an, sie wird sich, wenn sie wieder etwas zur Besinnung gekommen ist, bei uns entschuldigen wol…«
    »Da kannst du wahrscheinlich lange warten«, sagte mein Schwager. »Früher hatte sie auch gelegentlich solche hysterischen Anfälle. Dann war mit ihr nichts anzufangen. Sie schnappte sich ihre Flöte und spielte ein Liedchen von Bach mit einem englischen Tanz am Ende. Zum Wahnsinnigwerden.«
    »Dann lass uns gehen. She will apologize later.«
    Sobald ich das Zuschlagen der Autotüren vernahm, machte ich mich daran, die Kleidersäcke wegzuräumen. Der Reihe nach ließ ich sie die Treppe hinunterrollen. Jeder der Säcke öffnete sich dabei, und allerlei Unisexlätzchen in schreibunten Farben fielen heraus, als wollten sie sich sofort auf das nächste Baby stürzen. Ich hob die Sachen auf und steckte sie zurück in die Säcke, die ich anschließend in den hintersten Winkel des Ladens schleppte, wo ich sie hinter einem fahlen Vorhang versteckte. Ich dachte an die pensionierte Inhaberin des Geschäfts, die so an diesem Raum, in dem sie ein halbes Jahrhundert gearbeitet hatte, hing, dass sie sich nicht dazu entschließen konnte, die unterste Etage auszuräumen und zu vermieten. Der Laden sollte so bleiben, wie er immer gewesen war. Mir war das sympathisch. Außerdem passte es mir jetzt gut in den Kram, denn so konnte ich die seltsamen Säcke unauffällig verschwinden lassen.
    Als ich damit fertig war, ging ich nach oben. Ich wartete, bis die letzte Note von Eschers Meisterwerk verklungen war, und rief dann: »Sie sind weg!«
    Hörte sie mich nicht, oder wollte sie mich nicht hören?
    »Sie sind weg!«, rief ich noch einmal. »Und die Kleidersäcke auch. Du kannst Escher also auch ruhig hier unten üben.«
    Schließlich kamen zwei wütend funkelnde Augen zum Vorschein. Und bebende Lippen.
    »Nie, niemals will ich Kinder. Niemals.«
    Wird eine solch dezidierte Absicht geäußert, ist man geneigt zu entgegnen: »Ach, sag niemals nie.« Aber die Erfahrung hat mich gelehrt, dass man, vor allem wenn Frauen sich so entschieden äußern, vorbehaltlos dem anderen Geschlecht zustimmen muss. Also sagte ich: »Ich auch nicht. Es spricht natürlich für sich, dass wir uns über dieses Thema noch nie unterhalten haben. Sonst hätte ich dir bestimmt schon erzählt, dass ich im Konfirmationsunterricht wiederholt zum Pastor gesagt habe, es sei viel besser, keine Kinder in die Welt zu setzen, denn wenn sie nicht geboren werden, können sie auch nicht vom Glauben abfallen und anschließend auf ewig verloren sein. Mein Gott, war der Pastor wütend. Wenn man seinen Kindern betend auf dem Weg des Heils vorausgehe, sei es ausgeschlossen, dass sie vom Glauben abfallen. Oh, oh, was für ein Optimist, unser Pastor.«
    »Kleidersäcke mit Babykram«, grollte Katja.
    »Denk nicht mehr dran, die Säcke sind weg, und es waren nicht nur Kleider darin, sondern auch knallbunte Unisexlätzchen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ein Sack ging auf, als ich ihn die Treppe hinuntergeworfen habe.«
    »Und wo sind sie

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