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Schneegeflüster

Titel: Schneegeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind , Rebecca Fischer , Steffi von Wolff , Andrea Vanoni
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Sex meines Lebens.
    AUF DEM KÜCHENTISCH!
    AUF DER ARBEITSPLATTE NEBEN DEM OFEN!
    JEDES KLISCHEE BEDIENEND AUF DEM FELL VORM KAMIN!
    ABER DIE MEISTE ZEIT IN DER KÜCHE!
    WIE GLENN CLOSE UND MICHAEL DOUGLAS BEI IHREM ERSTEN MAL, DA WO SIE IN DER SPÜLE HOCKT UND DAS WASSER AUFDREHT, WÄHREND ER ES IHR SO RICHTIG BESORGT!
    DAS HABE ICH AUCH GETAN!
    HILFE!
    ALLES LÄUFT AUS DEM RUDER!
    Max liegt auf dem Sofa und ist eingeschlafen. Wie ist es dazu gekommen? Also zum Sex. Er roch so verdammt gut.
So nach Mann ohne Allergie. So wie einer, der zupacken kann, was er dann ja auch getan hat. Wäre es nicht passiert, wenn wir beide nichts getrunken hätten? Wer weiß das schon.
    Später haben wir dagelegen und geredet. Ich liebe ja diesen österreichischen Akzent, habe bislang nur vergessen, das zu erwähnen.
    Es entstand nicht ein Mal eine Gesprächspause. Wir haben uns richtig gut unterhalten. Also - so richtig gut. Von One-Night-Stand-Liebhabern hört man ja oft, dass man sich »danach« nichts mehr zu sagen habe und das Ganze eher peinlich sei. Bei uns war das ganz anders.
    Max mag Erdnussbutterbrot mit Tomaten drauf, so wie ich.
    Er möchte gern mal nach Schottland, so wie ich.
    Er hielt mich nicht für blöd, weil ich das mit den Stromkabeln vergessen hatte. Ich halte mich deswegen schon für blöd, finde es aber gut, dass er das nicht denkt.
    Er findet mich schön, das hat er gesagt.
    Mein Herz klopft ein bisschen.
    Wie soll es jetzt nur weitergehen? Wird er nachher oder morgen einfach verschwinden - natürlich muss erst mal der Schneesturm nachlassen -, und ich werde ihn dann nie wiedersehen?
    Was für eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet wir beide aufeinandertreffen.
    Das ist ja fast wie Magie.
    In dieser Sekunde klingelt mein Handy, und als hätten die beiden Telefone sich abgesprochen, klingelt auch das von Max. Es sind auch noch identische Töne. Wie unheimlich ist das denn?

    Max wacht auf und dreht sich suchend um. Er lächelt mich an. Ganz liebevoll. Dann steht er auf und holt das Handy aus seiner Tasche. Ich hole meins.
    Es ist das Arschloch, und ich sehe an Max’ Gesicht, dass auf seiner Leitung die Betty ist.
    Beinahe unmerklich schüttelt er den Kopf, während er das Handy an sein Ohr hebt. Ich tue es ihm nach.
    »Annette, liebste Annette, ich bin es, Ingo«, höre ich. »Ich glaube, nein, ich weiß, dass ich einen schweren Fehler gemacht hab. Es tut mir alles leid. Das kommt nie wieder vor, das verspreche ich.«
    Ich gehe mit dem Handy am Ohr auf Max zu und er auf mich. Voreinander bleiben wir stehen, und ich weiß, dass diese Betty gerade dasselbe zu ihm sagt wie Ingo zu mir.
    Eine wunderbare Ruhe ergreift von mir Besitz, es ist beinahe bizarr - aber ich habe das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein. Ich kann es nicht erklären, ich weiß nicht, warum es so ist. Ich weiß nur, dass ich hierbleiben möchte.
    Und merkwürdigerweise weiß ich, dass es Max genauso geht.
    »Es gibt kein Zurück«, sage ich und höre, wie Max zeitgleich exakt die gleichen Worte sagt, wenn auch in österreichischem Dialekt.
    Noch während Ingo und Betty weiterschwafeln, legen wir auf.
    Ich schwöre, so etwas habe ich noch nie vorher erlebt.
    »Mir ist so komisch«, sagt Max und spricht mir aus der Seele. »Als wär i grad heimg’kommen.«
    »Mir geht es genauso«, krächze ich verzweifelt.
    »Sollen die zwoa doch machen, was woll’n«, sagt er, und ich nicke. »I bleib hier bei dir.« Er zieht mich an sich, was
ich selbstredend geschehen lasse. Dass beide Handys wieder anfangen zu klingeln, wird von uns ignoriert.
    »Sag amal …« Er gibt mir einen Kuss. »Was machst eigentlich Weihnachten?«
    »Ich bin hier«, flüstere ich und finde es ganz toll, dass an dem Ausdruck »wie auf Wolken schweben« etwas Wahres dran ist.
    »Dann würd i vorschlog’n, dass i au hier bin.«
    Ich nicke. »Eine gute Idee.«
    Er zieht mich zum Tisch. »Reden kumma späder.« Wieder küsst er mich. »Aber bei dem Schneetreiben da drauß würd i jetzt liaba was and’res mache … Was meinst?«
    Wieder nicke ich.
    Mir geht es gut. So gut.
    Ich weiß nicht, was morgen oder übermorgen sein wird, aber heut ist heut, und man soll doch jeden Tag genießen, als wenn es der letzte wäre. Verstohlen schaue ich in Wilsons Richtung. Wenn er könnte, würde er nicken.
    Stimmt doch, oder?

VERZEICHNIS DER AUTOREN
    Susanne Becker
    Susanne Becker, 1974 in Landshut geboren, studierte Germanistik und Kommunikationswissenschaft. Sie lebt in München und

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