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Schneegeflüster

Titel: Schneegeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind , Rebecca Fischer , Steffi von Wolff , Andrea Vanoni
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nicht die Rede, also warte ich einfach ab, was passiert, und genieße mein Dasein als Müßiggängerin. Auf der Erde habe ich sowieso viel zu viel gearbeitet. Zeit, sich Ferien zu gönnen!
    Ich schaue ein wenig in die Ferne und entdecke schließlich einen Mann in gelber Uniform auf einem Fahrrad. Sieht ein bisschen nach Postbote aus. Und das ist er auch.

    Wenige Minuten später bin ich im Besitz von drei handgeschriebenen Briefen, die allesamt denselben Inhalt haben: Alexander, Daniel und Thomas entschuldigen sich bei mir dafür, sich im Himmel verliebt zu haben und bitten um Verständnis, dass sie ihre neuen Freundinnen nicht einfach abservieren können, nur weil ich auf einmal hier aufgetaucht bin.
    Okay, das Ganze ist in Wirklichkeit ein wenig poetischer und liebevoller formuliert - aber unterm Strich servieren die drei Herren mich ab.
    Was hatte Alexander gestern noch gesagt, als ich mich über meine Wohnung wunderte? Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein:
    »Das Leben im Himmel ist eine Art Abziehbild des Lebens auf der Erde« - und das gilt offenbar nicht nur für Häuser und Möbel, sondern auch für menschliches Verhalten.
    Natürlich brauche ich eine Weile, um diese Erkenntnis zu verdauen. Nur weil ich tot bin, bin ich noch lange nicht unverletzbar oder cool.
    Also weine ich in der Küche ein bisschen vor mich hin und überlege, was ich mit dem Rest meines Daseins als Verstorbene anfange. Als Single-Verstorbene, wohlgemerkt!
    Nachdem ich einige Taschentücher vollgeheult und mich ausgiebig in Selbstmitleid gesuhlt habe, mache ich das, was jede auf der Erde an meiner Stelle getan hätte: Ich rufe Quirin an.
    Nun, nicht wirklich, denn im Himmel gibt es, wie ich zu meinem Leidwesen feststellen muss, weder Telefone noch Handys. Aber ich versuche es auf einem anderen Weg - zum Glück mit Erfolg!
    Mittels Telepathie gelingt es mir, eine Verbindung zu dem
Mann herzustellen, der mein Erdendasein so abrupt beendet hat. Dafür ist er mir was schuldig, hat er selbst gesagt.
    Also nehme ich ihn beim Wort und bitte ihn um ein Rendezvous.
    Ich möchte schick und pompös ausgeführt werden. Und zwar am besten an einem Ort, wo Alexander, Daniel und Thomas mich sehen können …
     
    Am frühen Abend sitzen wir in einem In-Restaurant, das Big Boss mir empfohlen hat. Das Le ciel ist das himmlische Pendant zum Restaurant Chateau Marmont, in das die Hollywood-Stars gehen, wenn sie mit ihrer neuen Liebe in die Boulevardpresse wollen.
    Quirin hat sich schick gemacht. Ich mochte ja sein Flanellhemd schon ganz gern, aber dieser Anzug steht ihm wirklich gut! Außerdem scheint er heute weitaus bessere Laune zu haben als gestern und lässt seinen Charme sprühen. Ob das an meiner Gegenwart liegt oder seinem Naturell entspricht, vermag ich nicht zu sagen. Aber wie auch immer: Ich genieße das Essen mit ihm. Er ist ausgesprochen intelligent und amüsant, und ich fühle mich gut in seiner Gesellschaft.
    So gut sogar, dass ich fast nicht bemerkt hätte, wie nach und nach weitere Gäste eintreffen - unter anderem meine drei Ehemänner (ab heute nur noch EX-EHEMÄNNER!) mit ihren neuen Freundinnen.
    Doch der Anblick der drei Damen irritiert mich nur kurz (auch wenn sie alle erschreckend jung sind), denn ich habe Besseres zu tun, als sie zu beobachten.
    Ich bin nämlich gerade dabei, mich zu verlieben.
    Während Minute für Minute immer mehr Schmetterlinge
in meinem Bauch flattern, wage ich es, Quirin noch einmal die Frage zu stellen, die er mir gestern nicht beantworten wollte: »Nun sag schon (wir sind mittlerweile beim vertraulichen ›Du‹), was du dir zu Weihnachten gewünscht hast. Ich erzähle es auch nicht weiter!«
    Quirin greift nach meiner Hand und hält sie lange zwischen seinen beiden Händen. Ich bekomme Gänsehaut. (Ist mir mit meinen drei Exen übrigens nie passiert!) Dann sieht er mir mit seinen waldseegrünen Augen tief in meine blauen.
    »Ich habe mir gewünscht, endlich die große Liebe zu finden«, flüstert er, und nun jagt ein Schauder nach dem anderen über meinen Rücken.
    »Und, hat es geklappt?«, frage ich beinahe tonlos, denn ich wünsche es mir auf einmal sehr. Ich wünsche mir, dass dieser wunderbare Mann sich ebenso in mich verliebt hat wie ich mich in ihn. Unsterblich …
    Doch bevor Quirin mir antworten kann, taucht auf einmal Big Boss vor uns auf.
    Diesmal trägt er einen Kellneranzug und hat eine weiße Leinenserviette über dem Arm. Er schenkt uns beiden ein Glas Champagner ein, zwinkert mir zu und

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