Schneemann
seinen Blick auf die Anzeige, auf der noch immer ,,0 Treffer” stand. Er versicherte sich, dass er das Suchwort auch wirklich richtig geschrieben hatte. Toowoomba. Dann schloss er die Augen und hörte den Computer dunkel schnurren wie eine verwöhnte Katze, bis es plötzlich still wurde. Harry öffnete die Augen. “Suchtext wurde in einer Datei gefunden.”
Er ging mit dem Cursor auf das Word - kon. Ein gelbes Informationsfenster erschien. “Zuletzt geändert am 9. September.” Er spürte, wie sein Finger zitterte, als er zweimal auf die Maustaste tippte. Der weiße Hintergrund des kurzen Textes erhellte den Raum. Es gab keinen Zweifel. Die Worte waren identisch mit denen im Brief des Schneemanns.
KAPITEL 25 19. Tag. Deadline
Arve Stop lag in einem bei Misuku in Osaka maßgeschreinerten Bett, das fertig montiert per Schiff zu einer Gerberei in Chennai in Indien transportiert worden war, weil die Gesetze des Teilstaates Tamil Nadu keinen Direktexport dieser Art von Leder erlaubten. Nach der Bestellung hatte es ein halbes Jahr gedauert, bis ihm das Bett geliefert wurde, aber das Warten hatte sich gelohnt. Wie eine Geisha schmiegte es sich perfekt an seinen Körper, stützte ihn, wo es nötig war, und erlaubte ihm, es überdies an allen Seiten zu verstellen.
Er starrte auf den langsam rotierenden Teakholz-Ventilator an der Decke.
Sie war im Aufzug auf dem Weg zu ihm. Er hatte ihr durch die Gegensprechanlage mitgeteilt, er warte im Schlafzimmer auf sie und die Tür der Wohnung stehe offen. Die kühle Seide der Boxershorts lag wohlig auf seiner vom Alkohol erhitzten Haut. Die Klänge einer Cafe-del-Mar-CD strömten aus der Bose-Anlage mit den kleinen, kompakten, beinahe unsichtbaren Lautsprechern in allen Räumen.
Dann hörte er ihre Absätze auf dem Parkett im Wohnzimmer.
Langsame, aber entschlossene Schritte. Allein dieses Geräusch ließ ihn schon hart werden. Wenn Sie nur wüsste, was sie erwartete …
Seine Hand fuhr unter die Decke, und seine Finger fanden, was sie suchten.
Und dann stand sie in der Türöffnung und zeichnete sich wie eine Silhouette vor dem Mondlicht über dem Fjord ab. Kühl lächelte sie ihn an, während sie den Gürtel löste und den langen, schwarzen Ledermantel fallen ließ. Er hielt schon die Luft an, aber
331
sie hatte doch noch ihr Kleid darunter an. Dann trat sie ans Bett und reichte ihm etwas Gummiartiges. Es war eine Maske. Eine hellrosa Tiermaske.
“Zieh sie an”, befahl sie mit neutraler, geschäftsmäßiger Stimme. “Sieh an, sieh an”, staunte er. “Eine Schweinemaske.”
” Tu, was ich dir sage.” Wieder dieser seltsame gelbliche Schimmer in ihren Augen.
“Mais oui, Madame.”
Arve Stop setzte die Maske auf. Sie bedeckte sein ganzes Gesicht und roch nach Spülhandschuhen. Außerdem konnte er seine Besucherin durch die kleinen Augenausschnitte kaum mehr sehen.
“Ich will, dass du … “, begann er und hörte seine eigene belegte, fremde Stimme. Weiter kam er nicht, weil er plötzlich einen brennenden Schmerz an seinem linken Ohr verspürte.
“Du hältst deinen Mund! “, rief sie.
Langsam dämmerte ihm, dass sie ihn geschlagen hatte. Er wusste, er sollte ihr Spiel nicht kaputtmachen, aber es gelang ihm nicht. Es war einfach zu komisch. Eine Schweinemaske! Ein klammes, rosa Gummiteil mit Schweineohren, einer Schweineschnauze und Überbiss. Er kicherte. Der nächste Schlag traf ihn mit schockierender Wucht im Bauch, so dass er sich zusammenkauerte, stöhnte und auf dem Bett nach hinten kippte. Er merkte nicht, dass er keine Luft mehr bekam, bis ihm plötzlich schwarz vor Augen wurde und ihm die Sinne schwanden. Verzweifelt schnappte er unter der erstickenden Maske nach Luft und spürte dabei, wie sie ihm die Arme auf den Rücken bog. Dann bekam sein Hirn endlich wieder Sauerstoff, doch gleichzeitig meldeten sich die Schmerzen und die Wut. Verdammtes Weib, für wen hielt die sich eigentlich? Er ruckelte hin und her, um sich loszureißen und ihre Hände zu packen, bekam die Arme aber nicht frei, da sie auf dem Rücken festsaßen. Noch ein Ruck, und er spürte, wie sich etwas Scharfes in die Haut seiner Handgelenke schnitt. Handschellen? Diese perverse Hure!
Sie zerrte ihn in eine sitzende Position.
“Siehst du, was ich hier habe?”, hörte er sie flüstern.
Aber die Maske war seitlich verrutscht, so dass er nichts sah.
332
“Nicht nötig”, erwiderte er. “Ich kann deine Fotze schon riechen.”
Der Schlag traf ihn auf die Stirn und
Weitere Kostenlose Bücher