Schneemond (German Edition)
sehr er diese flapsige und kindische Art von Ben mochte. Allein dieser Abend war Balsam für seine gequälte Seele und er hatte endlich wieder das Gefühl, nicht mehr völlig einsam und allein zu sein. Ein gutes Glas Wein und ein guter Freund – wie recht Ben doch hatte.
Er grinste als er sagte: »Demütig und ergriffen lausche ich Dir – also leg los.«
»Nun, dass ich mein Diplom als Architekt gemacht habe – übrigens mit Auszeichnung, wie ich überflüssigerweise hinzufügen möchte – weißt Du ja. Nach dem Studium hab ich mein überragendes Wissen für vier Jahre einem großen Hochbauunternehmen zur Verfügung gestellt. Harte Jahre, muss ichsagen, aber ich hab bei denen wirklich was über die raue Wirklichkeit der praktischen Arbeit auf den Baustellen gelernt. Ein Thema, das gerade bei uns Schöngeistern bei der Ausbildung recht stiefmütterlich behandelt wird. Nach diesen vier Jahren kamen für mich eigentlich nur zwei Alternativen in Frage. Entweder ein eigenes Büro zu gründen und die Fülle meiner Visionen dem gemeinen Volk anzupreisen, oder in die Welt hinaus zu ziehen, auf der Suche nach verborgenem Wissen. Ich hab mich, meinem Wesen entsprechend, für die Welt entschieden. Da kam mir ein Angebot des IOHCE gerade recht....«
»IOH...
was
?«, unterbrach ihn Lukas.
»IOHCE – Institut of human culture and evolution – Institut für menschliche Kultur und Entwicklung – IOHCE.«
»Was ist denn das, davon hab ich ja noch nie gehört«, fragte Lukas.
Ben schnaubte. »Wenn Du mal Deine Klappe hältst, erklär ich’s Dir ja! Also, das IOHCE ist ein kleines, privat geführtes Institut, das sich sehr mit allen Belangen des Menschseins beschäftigt. Du weißt schon: Woher kommen wir? Wo sind die Ursprünge der Menschheit? Wo steht der Mensch in der Welt von heute? Lauter so Zeugs. Aber interessanterweise befassen sich die auch mit Baubiologie, menschengerechten Planungen und Dimensionen, oder auch mit Architektur als Ausdruck der menschlichen Kultur. Und da kam natürlich mein Genius ins Spiel. Diese Leute haben nur wenig eigenes Personal, verfügen aber, aufgrund privater Stiftungen, über genügend Mittel, um Fachleute aus den unterschiedlichsten Gebieten mit Aufträgen zu betrauen und deren eigenen Arbeiten dann zu unterstützen. Das schöne daran ist, dass das ganze sehr symbiotisch funktioniert. Das heißt, jeder kann seine Arbeiten auch in seinem Namen veröffentlichen und publizieren. Du bist also nicht der Esel, der die ganze Knochenarbeit leistet, nur damit ein Geldgeber mit Deinen hart erarbeiteten Ergebnissen die Lorbeeren absahnt. Das IOHCE ist an den Ergebnissen nur insoweit interessiert, als diese in deren eigene Datensammlung aufgenommen werden, um Querverbindungen zu anderen Fachgebieten herzustellen. Ich denke, das ist auch der Hauptgrund dafür, dass das Institut wenig bekannt ist. Ich glaube auch, das ist denen ganz recht so, warum auch immer. Alle beim IOHCE gesammelten Daten und Fakten können von Auftragnehmern des Institutes genutzt werden. Und das ist wirklich klasse, sag ich Dir!«
»Wo sitzt dieses IOHCE denn eigentlich?«
Ben nahm einen Schluck Wein.
»Nun, die haben mehrere Häuser über den ganzen Globus verteilt, aber der Hauptsitz ist hier in Deutschland, in der Nähe der Tschechischen Grenze.«
»Und was hast Du für die getan?« fragte Lukas ehrlich interessiert.
»Ach so einiges«, antwortete Ben ausweichend, »Erweiterung der Instituts-Niederlassung in Frankreich, eine Schule in Laos, unterstützende Arbeiten beiarchäologischen Untersuchungen von Bauten der Ureinwohner in Nord- und Südamerika und noch ein paar so Sachen. Wie ich Dir schon gesagt habe: Die Arbeit mit dem Institut ist echt klasse!«
»Alle Achtung«, sagte Lukas anerkennend, »das hört sich ja nach einem aufregenden Leben an.«
Ben beschwichtigte. »Na ja, schon recht interessant.«
»Und Dein neues Projekt – ich meine das, wofür Du meine Hilfe haben willst – läuft das auch über das IOHCE?«
»Ja. Nun weißt Du, nichts so Gewaltiges, wie Deine letzte Arbeit in den Emiraten«, Ben lehnte sich verschwörerisch zu Lukas und zwinkerte ihm zu. »Aber vielleicht doch etwas reizvoller als das, was Du derzeit so am Laufen hast.«
Lukas Züge verfinsterten sich, als er bissig erwiderte: »Meine Arbeit mag momentan nicht so aufregend sein, Ben, aber sie erhält mich am Leben.«
»Ho ho, Alter«, versuchte Ben, der erkannte, dass er wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen war, Lukas zu
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