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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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beruhigen, »Sachte, sachte. Kau mich gefälligst, bevor Du mich runterschluckst. Ich will Deine Arbeit beileibe nicht schlecht machen. Ehrlich! Aber ich denke, Du verkaufst Dich momentan unter Preis. Du weißt selbst, dass Du wesentlich mehr drauf hast und ich glaube, es ist langsam an der Zeit, dass Du aus Deinem Schneckenhaus rauskommst.«
    Er sah Lukas fest in die Augen, bis die Härte aus seinem Blick verschwand und er sich abwandte.
    »Vielleicht hast du sogar recht.....«
    Ben schnaubte. »Vielleicht? Ganz sicher hab ich Recht!«
    »Also«, fragte Lukas schließlich, »Was genau willst Du nun von mir?«
    Ben atmete tief durch.
    »Ich habe den Auftrag einige Umbauten und Sanierungen am Hauptsitz des IOHCE hier durchzuführen. Dazu musst Du wissen, dass es sich um eine sehr alte und sehr weitläufige bauliche Anlage handelt, die in den vergangenen Jahrhunderten schon – ich weiß nicht wie oft – umgebaut und erweitert worden ist. Da es keine vollständigen Pläne und Unterlagen gibt, soll im Zuge des geplanten Umbaues eine genaue Erfassung aller Bauten erfolgen. Und das nicht nur nach Abmessung und Material, sondern auch nach zeitlicher Zuordnung – also Baustilen. Zu diesem Zweck werden wir auch noch einen Archäologen im Team haben.«
    Lukas überlegte. »Wenn ich Dich richtig verstanden habe, wäre ich für die Bestandsaufnahme zuständig.«
    Ben lehnte sich zurück und strahlte Lukas an. »Ja mein Freund. Aber du sollst mir nicht nur sagen, was so alles da ist, sondern wie die einzelnen Bauteile auch in statischer Hinsicht einzuordnen sind.«
    »Hm, hört sich wirklich interessant an. Aber was bedeutet das nun genau für mich? Ich meine, so ne Arbeit lässt sich nicht auf ein, zwei Tage erledigen.«
    »Nein«, antwortete Ben, »sicher nicht. Ich will, dass Du dein Reiseköfferchen packst, mit mir da raus gehst und mit Deinen überragenden, bautechnischen Fähigkeiten glänzt.«
    Lukas wandte den Blick ab und Ben dachte für einen Augenblick, er würde ablehnen und sich wieder in seine Verzweiflung und sein Selbstmitleid zurückziehen. Doch dann sah ihn Lukas an, grinste und sagte: »Warum eigentlich nicht?«

Kapitel 4.
    M oore starrte durch die Scheibe auf den alten Mann, der in dem, lediglich mit einem Tisch und zwei Stühlen möblierten Nachbarraum saß. Die Scheibe war nur von dieser Seite durchsichtig, auf der anderen Seite war sie als Spiegel ausgebildet.
Wen wollte man mit dieser Konstruktion eigentlich täuschen
?, fragte er sich, wie schon oft vorher.
    Natürlich wusste er um den Zweck des Einwegspiegels und um seine Möglichkeiten, die Beobachtung und auch die Aufzeichnung von Verhören zu gestatten, ohne dies dem Befragten direkt bewusst zu machen. Andererseits konnte es in diesen Breitengraden nicht mehr sehr viele Menschen geben, denen der Sinn des Spiegels nicht bekannt war.
    Und das war aus psychologischer Sicht eine unumstößliche Tatsache: Wenn ein halbwegs intelligentes Lebewesen die Möglichkeit unter Beobachtung zu stehen in Betracht zog, änderte sich sein Verhalten. Es stellte sich sogar die Frage, ob nicht die Beobachtung an sich das Objekt der Betrachtung soweit veränderte, dass keine Resultate mehr zu erwarten waren, die nicht erst durch die Beobachtung provoziert wurden.
    Die ewig alte Frage: Was war zuerst da – die Henne oder das Ei?
    Moore schmunzelte.
    John Ukowa saß am Boden, neben Tisch und Stühlen, mit gekreuzten Beinen und rhythmisch wippendem Oberkörper, während er unverständlich leise vor sich hin sang und mit der rechten Hand immer wieder Muster in die Luft malte.
    »Wir haben seine Fingerabdrücke sowohl an der Eingangstüre, als auch auf beiden Leichen gefunden«, sagte Torrens leise zu Moore, während er im Bericht der Spurensicherung blätterte, den er in der Hand hielt.
    »Auch seine Fußspuren konnten wir sichern – Mr. Ukowa trägt offenbar nicht gerne Schuhe. Er hat demnach das Haus durch die Vordertüre betreten, sich zuerst zu der Jüngeren begeben und diese an der Stirn und dem unverletzten Augenlid berührt. Dann ist er zu der Älteren gegangen, hat sie ebenfalls an Stirn und beiden Augenlidern berührt, zudem noch am Mund und der linken Brust. Außerdem hat er die Lage des Opfers verändert.«
    »Wie wurde die Lage verändert, lässt sich das sagen?«, fragte Moore nach.
    Torrens blätterte in dem Bericht eine Seite weiter. »Hm, ja. Die Arme wurden an den Körper angelegt und die Beine gestreckt.«
    Moore, die Arme vor der Brust verschränkt,

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