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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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dann, als ich schon fast geglaubt habe, dass alles verloren ist, habe ich meinen Irrtum erkannt.«
    Sie atmete wieder tief ein und Maria merkte, dass ihr das Sprechen offenbar sehr schwer fiel. Sie wollte ihrer Freundin gerne Zeit lassen, sich etwas zu erholen. Doch dann fuhr Lukas fort, den Arm zärtlich um Maria gelegt und Theresas Hand haltend.
    »Die Macht des Bundes ist nicht verloren. Das erste Zusammentreffen der Mädchen, vor so unendlich langer Zeit, war, wie ein Stein, der ins Wasser fällt. Er taucht ein und beginnt sofort Kreise zu ziehen. Und diese Kreise wandern über das Wasser, noch lange, nachdem der Stein schon ruhig auf dem Grund liegt. Nur dass wir, die Menschen, das Wasser sind. Was mit dem Bund der Sieben begonnen hat, hat über unzählige Generationen bei uns allen Spuren hinterlassen. Der Kampf um das Gleichgewicht der Kräfte findet in jedem Einzelnen von uns statt. Der Zyklus der Kristallblume kann in jeder aufrichtigen Liebe geschehen.«
    Liebevoll streichelte er über Theresas Haar.
    »Der Bund hat seine Aufgabe erfüllt.«
    Theresa öffnete noch einmal die Lider und hielt Lukas mit dem klaren Blick aus ihren grünen Augen fest.
    »Ja«, sagte sie schließlich. »Der Bund hat seine Aufgabe erfüllt.«
    Und Maria begann zu verstehen.
    Und so begleiteten Lukas und Maria, mit jenem uralten und magischen Gesang, die letzte der goldenen Seelen hinaus aus dieser Welt.
    Vor wenigen Minuten waren Paul Bovier und Dr. Mayer bei der kleinen Gruppe, die vor dem Zugang zur Ritualhöhle aushielt, aufgetaucht. Dr. Mayer hatte sich mit Dr. Heimann um Ben und Daniel gekümmert. Daniels Verletzungen waren, gottlob, weniger schwer als befürchtet. Ben jedoch hatte viel Blut verloren und war eine ganze Weile dem Tod näher als dem Leben. Doch dank der Fähigkeit und Verbissenheit der beiden Mediziner – und den Gebeten seiner Freunde – stand es im Augenblick besser um ihn.
    Keiner von ihnen hätte sagen können, wie viel Zeit tatsächlich vergangen war, seit sie sich hier zu ihrem letzten, verzweifelten Gebet, niedergekauert hatten. Doch vor einigen Stunden hatte sich schlagartig etwas verändert. Nicht wirklich etwas Greifbares – es war eher eine Veränderung, die man im Gefühl hat – und seither hatte eine erwartungsvolle Spannung von ihnen Besitz ergriffen.
    Pater Stefan ertappte sich immer wieder dabei, wie er auf das schwarze Loch des Zugangs zur Höhle blickte. Und dann plötzlich waren Lukas und Maria da. Sofort vergewisserten sie sich, wie es um Ben und Daniel stand.
    »Hey Luk«, keuchte Ben kaum verständlich. »Schön, dass Du auch mal vorbeischaust.«
    Lukas lächelte Ben zu und legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter. »Streng Dich nicht an, mein Großer. Wir wissen alle, was Du – was Ihr alle geleistet habt.«
    Für einen Moment trat Stille ein in der kleinen, verschworenen Gemeinschaft.
    »Theresa?«, fragte Paul Bovier in die Stille.
    »Sie ist gegangen.«, sagte Maria ruhig und alle verstanden sie.
    Nach und nach trafen mehr ihrer Freunde aus dem Institut bei ihnen ein. Lukas trug einigen von ihnen auf, draußen, vor den Toren des Instituts die sterblichen Überreste von Samuel Moore zu bergen, um den Mann, der ihnen allen mit seinem letzten Atemzug, im entscheidenden Moment, beigestanden war, angemessen zu bestatten. Schließlich konnten sie Ben und Daniel auf herbeigeschaffte Tragen packen und machten sich auf den Weg, hinaus aus den Kellern. Lukas verließ als Letzter den kleinen Vorraum, in der Handeinen der Akkustrahler, die Bovier und Dr. Mayer mitgebracht hatten. Sein Blick fiel noch einmal auf die Wand hinter ihm, wo sich der Zugang zur Ritualhöhle befinden sollte. Doch nun war das Tor wieder verschwunden, die Mauer fugenlos geschlossen. Lukas lächelte – und ein Hauch von Trauer und Melancholie zog durch sein Herz. Das Tor würde nun für immer verschlossen bleiben, das wusste er. Und Theresa hatte nun endgültig den Platz unter ihren Gefährtinnen, im Kreis der sieben goldenen Seelen, eingenommen. Schließlich wendete er sich ab und beeilte sich, seine Freunde einzuholen.
    Maria hatte auf ihn gewartet und er legte den Arm um sie. Sie sah ihn an, mit ihren dunklen Augen und einem Blick, der jeden anderen Mann nervös gemacht hätte.
    »Ich liebe Dich!«, sagte sie zu ihm.
    »Ich liebe Dich«, erwiderte er. »Dich und unsere Tochter.«
    Sie legte die Hand auf ihren Bauch und sah in sein breites Grinsen.
    »Du weißt es! Du kannst es spüren , wie ich!«,

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