Schneemond (German Edition)
Tode führten. Schließlich durchschlug der Keil das Schädeldach rechts hinten....«
»Welche Kraft ist denn für so was nötig?«, unterbrach sie Moore.
»Hier geht es weniger um Kraft, als um Beschleunigung und Geschwindigkeit«, warf Torrens mit tonloser, belegter Stimme ein.
»Wenn die Geschwindigkeit, wie zum Beispiel bei einem Tornado, hoch genug ist, können sie sogar Spielkarten in einen Holzbalken treiben.«
Moore überlegte kurz.
»Aber da müsste man so ein Teil doch mit irgendeiner Vorrichtung abfeuern, oder? Es kann doch kaum reichen, wenn man den Keil wirft.«
»Nein«, sagte Karen, »auf keinen Fall.«
»Auch durch Explosionsdruck könnten ähnliche Beschleunigungen auftreten«, gab Torrens zu bedenken, »jedoch haben wir dafür keinerlei Anhaltspunkte gefunden.«
Karen Anderson schien ähnliche Gedanken auch schon in den vergangenen Stunden gewälzt zu haben.
»Entweder ist dieser Holzsplitter wirklich mit irgendetwas abgefeuert worden, oder man hat ihn ihr mit einem Schlagwerkzeug...., vielleicht einem Hammer, in den Kopf getrieben. Allerdings müsste man dann Schlagspuren auf der Keilrückseite feststellen können. Nun waren auf dieser Seite jedoch Bruchspitzen vorhanden, die mit einem Schlagwerkzeug auf jeden Fall zerstört worden wären.«
Torrens und Moore sahen sich an und sagten fast gleichzeitig:
»Wieder ein Rätsel...«
Karen schnaubte kurz und blickte von Einem zum Anderen.
»Na wenn Euch Beiden das schon merkwürdig vorkommt, dann wartet mal, was ich noch alles für Euch habe.«
Als sie die fragenden Blicke der Männer bemerkte und wusste, dass sie nun deren ungeteilte Aufmerksamkeit genoss, fuhr sie fort.
»Wir haben bei Vicky eine Biopsie zur Bestimmung des Todeszeitpunktes durchgeführt. Der Tod ist demnach am Mittwoch, gegen acht Uhr dreißig früh, eingetreten. An ihrem Körper sind einige kleinere Verletzungenvorhanden, die jedoch zu keinem Blutverlust mehr geführt haben und ihr folglich alle postmortal zugefügt wurden.«
Karen hielt kurz inne.
»Interessanter wird die Sache allerdings bei unserer Jane hier.«
Sie wandte sich dem anderen Leichnam zu.
»Jane, weiblich und nach dem ersten Augenschein die ältere der beiden Frauen. Auch hier haben wir versucht das Alter zum Todeszeitpunkt durch die üblichen Untersuchungen einzugrenzen. Wir haben sogar die Wachstumsfugen an Schädel und Becken freigelegt, um zu einem eindeutigen Resultat zu kommen. Dabei waren die Ergebnisse... nun sagen wir mal... auffällig
merkwürdig
. Also haben wir uns entschlossen, Knochenproben einer radiologischen Untersuchung zu unterziehen....«
Torrens und Moore dachten beide das Gleiche, doch bei Moore hatte dieser Gedanke den Weg vom Gehirn zu seinen Lippen etwas schneller zurückgelegt.
»Moment mal Karen, ist das so was wie eine Radiokarbon-Untersuchung?«
»Nein, nicht ganz Sam, aber es geht in die Richtung.«
»Aber so was macht man doch hauptsächlich bei uralten, archäologischen Artefakten. Ich habe noch nie gehört, dass man das bei
frischen Leichen
macht.«
Torrens nickte zustimmend, um zu unterstreichen, dass er genau die gleichen Überlegungen angestellt hatte. Karen Anderson sah die beiden Männer nacheinander an.
»Es ist auch eher unüblich, aber vielleicht versteht Ihr das, wenn ich Euch sage, zu welchem Ergebnis wir dabei gekommen sind.«
Wieder machte sie eine Pause, wie um die Spannung zu erhöhen. In Wirklichkeit rang sie mit sich, wie sie diesen beiden Männern das Unglaubliche, das sie selbst immer noch nicht endgültig akzeptieren konnte, begreiflich machen sollte, ohne dass sie in einer geschlossenen Anstalt landen würde. Sie klammerte sich an ihre Aufzeichnungen, als könnten diese sie vor irgendetwas bewahren.
»Also...... die Ergebnisse unserer normalen Untersuchungen decken sich auffallend mit den Ergebnissen aus den radiologischen Analysen. Wir haben alle Untersuchungen mehrmals durchgeführt, um Fehler sicher ausschließen zu können. Alle Ergebnisse wurden einwandfrei verifiziert.«
Sie atmete tief durch.
»Jane hatte zum Zeitpunkt ihres Todes ein physisches Alter von... ungefähr
vierhundertzwanzig Jahren.
«
Karen dachte daran, wie sie auf die Ergebnisse der Altersbestimmung reagiert hatte. Sie war zuerst ungläubig gewesen, doch dann, als in ihrem Kopf langsam die Konsequenz dieser absolut grotesken Tatsache Gestaltangenommen hatte, war sie zuerst bestürzt und schließlich völlig vor den Kopf geschlagen gewesen. Und dabei hatte sie noch
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