Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
Vom Netzwerk:
den Vorteil gehabt, dass sich das Gesamtbild langsam, Stück für Stück, aufgebaut hatte. In kleinen Häppchen, quasi leichter zu verdauen. Doch Moore und Torrens hatte sie diesen Brocken in einem Stück hingeworfen und sie hoffte nur, dass sie nicht gleich daran ersticken würden – zumal das ja erst die Spitze des Eisberges war.
    Moore und Torrens glotzten sie zuerst völlig verständnislos an, bis sich Moore schließlich als erster wieder fing – Torrens’ Schutzmantel schien immer mehr zu bröckeln – und die Hände abwehrend hob.
    »Moment mal, Karen, jetzt aber langsam....Was war das eben?«
    Karen seufzte resigniert.
    »Du hast schon ganz richtig gehört, Sam. Und so unglaublich es auch klingen mag – diese Frau war über vier Jahrhunderte alt. Und sie wäre, wenn man ihre körperliche Verfassung – abgesehen von den Verletzungen – zugrunde legt, sicher noch ein ganzes Stück älter geworden«
    »Blödsinn, Karen!«
    Samuel Moore wurde nun richtig sauer, während Torrens noch immer wie vom Donner gerührt an den Tisch gelehnt stand und anscheinend zu keinerlei Regung fähig war.
    »Das ist doch ausgemachter Blödsinn. Willst Du mir etwa erzählen, dass dies die einzig mögliche, rationale Erklärung für Deine Testergebnisse ist?«
    Nun brauste auch Karen auf.
    »Ja denkst Du denn ich hätte mir über eventuelle Alternativen nicht schon stundenlang den Kopf zerbrochen?«, fuhr sie ihn an.
    »Wir haben den ganzen Mist vorwärts und rückwärts und noch mal und noch mal gemacht. Wir haben es gecheckt und gegengecheckt und mit jedem neuen Test hat sich das Resultat immer wieder aufs Neue bestätigt.«
    Sie atmete jetzt schwer.
    »Ich erfinde das Ganze bestimmt nicht um Euch einen unterhaltsamen Vormittag zu bescheren, verdammt noch mal. Also bell mich hier bloß nicht so an!«, fauchte sie.
    Ihre Angriffshaltung, die Zornesröte in ihrem Gesicht – das alles war wie ein kalter Wasserguss für Moore. Er kannte seine ehemalige Geliebte gut genug, dass er wusste, wie schwer sie aus der Fassung zu bringen war. Und er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie niemals voreilige Schlüsse zog. Und schließlich kannte er sie gut genug, um zu wissen, dass er auf sehr dünnem Eis Schlittschuh lief und sich in Sicherheit bringen sollte.
    »Entschuldige, Karen«, lenkte er deshalb bedacht und leise ein, »entschuldige, aber das ist einfach......
unglaublich

    Sie schien von einer Sekunde auf die andere ihre ganze Energie zu verlierenund sackte sichtbar in sich zusammen.
    »Ich weiß, Sam, wirklich. Aber es ist nun einmal die einzige, denkbare Option und das kann ich nicht einfach ignorieren.«
    »Aber was
bedeutet
das?«
    Sie hatten beide Frank Torrens fast vergessen und erschraken deshalb regelrecht, als er sich nun, mit dumpfer Stimme, zu Wort meldete.
    »Was?« Karen Anderson hatte nicht verstanden.
    »Ich meine, wenn diese Frau zum Zeitpunkt ihres Todes tatsächlich über vierhundert Jahre alt war. Was bedeutet das für unseren Fall?«
    Samuel Moore war erstaunt. Er hatte, nach ihren vergangenen Gesprächen und Torrens Reaktion vorhin, eigentlich keinen vernünftigen Beitrag mehr, zu den Ermittlungen, von seinem Partner erwartet. Und jetzt, nachdem sich die in seinen Augen noch einzigen, rational denkenden, Personen in diesem Raum gefetzt hatten, wie die Straßenköter, brachte Torrens mit einer einfachen Frage die Situation wieder ins Gleichgewicht. Die unerklärlichen Tatsachen einfach mal als gegeben hinzunehmen und zu sehen, wohin sie einen führten,
das
war es doch, was sie schließlich ans Ziel bringen würde. Moore musste lächeln.
    »Genau, Frank, was bedeutet das?«, bestärkte er Torrens.
    Karen Anderson nickte zustimmend und atmete tief durch, froh darüber, sich einfach wieder auf ein rein naturwissenschaftliches Terrain zurückziehen zu können.
    »Also gut, sehen wir einfach mal weiter. Vielleicht ergibt das Puzzle ein vernünftiges Bild, wenn wir einfach mal alle Teile auf den Tisch legen.«
    Sie verfiel wieder in ihre ruhige und professionelle Art, als sie ihre Unterlagen erneut zur Hand nahm und fortfuhr.
    »Der Todeszeitpunkt von Jane war ebenfalls durch eine Biopsie und durch die Einbeziehung und Wertung aller anderen maßgeblichen Faktoren, wie Erstarrungsverlauf und so weiter, relativ leicht bestimmbar. Der Tod trat demnach am Sonntag zwischen zwei und zwei Uhr fünfzehn nachmittags ein, also fast viereinhalb Tage nach dem Tod von Vicky.«
    Moore hob die Hand, um sie zu unterbrechen

Weitere Kostenlose Bücher