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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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einem verständigen Wissen Platz.
    »Lukas, Sie drehen sich im Kreis. Ich kann Ihnen nur immer und immer wieder sagen, dass der menschliche Geist solche Erlebnisse, wie Ihre, verarbeiten muss. Und wenn Sie sich Ihrer Erinnerungen nicht bewusst stellen und sie aktiv ab arbeiten, dann wird Sie ihr Unterbewusstsein
zwingen,
sich damit auseinander zu setzen. Der psychosomatische Schmerz, der Sie plagt, ist nur
eine
mögliche Art wie sich ihr Geist bemerkbar macht. Bitte, es gibt andere Möglichkeiten. Nehmen sie doch Ihre Therapiesitzungen wieder auf. Sie werden sehen......«
    »Doktor, bitte«, der Ärger war wieder in Lukas Stimme zurückgekehrt.
    Dr. Heimann hatte sich erneut nach vorne gebeugt und beobachtete Lukas nun, die Unterarme auf dem Tisch abgestützt und die Hände wie zum Gebet verschränkt, sehr genau. Er kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass er mit seinem nächsten Vorschlag ein gewisses Risiko einging.
    »Lukas, haben sie eigentlich schon einmal daran gedacht mit einem Priester zu sprechen?«, fragte er ihn.
    Der Zorn raste mit einer solchen Gewalt durch Lukas ganzen Körper und verzehrte sein Gesicht, dass Dr. Heimann nun doch fast erschrak, als Lukas ihn anzischte.
    »Was? Verdammt – sind Sie verrückt?«
    »Nur die Ruhe, mein Lieber«, beschwichtigte er, »tun wir doch für einen Augenblick einmal so, als wäre das eine gute Idee. Sie sind doch katholisch, oder?«
    Er gab sich betont sachlich und zog die Akte von Lukas zu Rate. Lukas beruhigte sich wieder ein wenig.
    »Nur auf dem Papier, Doktor, das können Sie mir glauben! Was soll ich auch mit einem Gott, der meine Fehler mit dem Tod meiner Frau und meiner Tochter rächt, verdammt noch mal. Eines weiß ich genau. Entweder es gibt keinen Gott da draußen, oder wenn es ihn gibt, dann schert er sich einen Dreck um uns.«
    »Hm«, machte Dr. Heimann und schien jetzt aufrichtig interessiert, »waren Sie denn früher – ich meine vor dem Unfall – ein religiöser Mensch?«
    Lukas senkte den Blick und sank etwas in seinem Stuhl zusammen, wobei die Kraft und Energie, die der Wutanfall in ihm entfacht hatte, aus ihm heraus zu sickern schien.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte er tonlos, »nicht so wirklich – also nicht bewusst, glaube ich. Ich meine, wir sind fast jede Woche in die Kirche gegangen, meine Familie und ich - aber so richtig
nachgedacht
habe ich nie darüber.«
    Lukas schien in Gedanken versunken und Dr. Heimann blickte ihn lange und aufmerksam an.
    »Erzählen Sie mir von Ihren Träumen«, sagte er unvermittelt.
    Lukas blickte verwirrt auf. »Was?«
    »Nun, Ihre Träume, sie sagten ihre Erinnerungen
und
Ihre Träume machen Ihnen zu schaffen. Also, Ihre Träume, erzählen Sie mir davon.“
    Lukas sah geistesabwesend an Heimann vorbei aus dem Fenster.
    »Nun, ich weiß nicht recht... Ich meine, es ist immer wieder das gleiche Szenario. Immer wieder sehe ich diese beiden Kinder – ein Junge und ein Mädchen – und sie scheinen nur deshalb zusammen zu sein, um zu sterben.«
    Lukas senkte den Blick und starrte auf die Hände in seinem Schoß.
    »Doch ihr Sterben, ihr Tod, hat nichts schreckliches an sich – nicht so wie bei Sara und Eva....« Er schloss die Augen.
    »Sie liegen da, eng umschlungen und sterben einfach – sterben, umgeben von Verbundenheit und Liebe. Und noch im Tod strahlen sie eine unbeschreibliche Hoffnung aus und die – ich weiß nicht, wie ich das anders sagen soll – die
Erhabenheit
dieses Augenblicks berührt mich jedes mal zutiefst. Ich habe sogar das Gefühl, dass der Tod dieser beiden Kinder einen tieferen Sinn hat.« Lukas Ton wurde rauer. »Und ich hasse mich jedes einzelne mal dafür, dass ich in die Sinnlosigkeit ihres Sterbens einen Sinn hinein zu interpretieren versuche. Und dann wende ich mich ab und sehe sie....« Er hielt inne.
    »Wen sehen Sie?«, fasste Dr. Heimann sanft nach.
    »Diese Frau. Sie steht einfach da und sieht mich an. Sie ist auf eine seltsame Art wunderschön und furchteinflössend zugleich. Und ich sehe in ihre Augen. Augen in denen ich versinken möchte. Doch dann sehe ich die Anklage in ihrem Blick und es beginnt in meinem Schädel zu dröhnen....« Er schüttelte fast unmerklich den Kopf. »Dann wache ich auf mit Schmerzen, dass ich meine, mein Kopf zerspringt.«
    Einige Minuten herrschte Stille zwischen den beiden Männern.
    »Und Sie träumen immer wieder das gleiche, jede Nacht?«, fragt Dr. Heimann schließlich. Lukas deutete ein Kopfschütteln an.
    »Nicht jede

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