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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Kostümverleiher des Landes, eingetroffen war, kamen die Gäste des Hauses, um
ihre vorbestellte Verkleidung für das abendliche Kostümfest abzuholen. Der
riesige Lkw beinhaltete nicht nur drei kleine Umkleidekabinen, sondern auch
eine Mini-Schneiderei, in der ein dienstbarer Geist sofort kleinere
Kostümanpassungen vornahm. Dieser Service war natürlich in den großzügig
kalkulierten Pauschalpreisen berücksichtigt, so kostete z. B. ein Musketierkostüm
mit Degen 192 Euro für eine Nacht. Lieferung ins und Abholung vom Hotel
inklusive.
    Gegen ein sattes Trinkgeld hatten der lustige kleine
Schneider und seine flinke Gehilfin allerdings nichts einzuwenden.
    In der Ecke eines Balkons im 3. Stock des Hotels kauerte
Antonio nach wie vor am Boden und haderte mit seinem Schicksal. Ein Blick auf
die Uhr zeigte ihm, dass es nur mehr wenige Minuten bis Mittag waren und er
noch immer nichts getan hatte. Dabei hatte er sich fest vorgenommen, bis 12 Uhr
den ersten Abschuss hinter sich gebracht zu haben.
    Er kämpfte noch mit sich, was er nun tun sollte, als er
plötzlich die einschneidende Sirene eines sich nähernden Rettungswagens
vernahm.
    Bis eben war es Palinski gelungen, Rudi, diesen wirklich
netten, aber ungemein kindischen Freund Harrys, daran zu hindern, mit vollem
Sirenenklang durch das Land zu rasen. Dafür hatte er ihm aber hoch und heilig
versprechen müssen, dass Rudi das unverwechselbare Tatütata ab der Abzweigung
der Hochstraße von der Passstraße einschalten und die letzten Meter bis zum
Hotel in voller akustischer Kriegsmalerei zurücklegen dürfte. Und so geschah es
dann auch.
    Helmbach und Jo Fossler, von Palinski telefonisch zum
sofortigen Gespräch vor das Haus gebeten, warteten am Rande des Parkplatzes,
ans schützende Geländer gelehnt.
    Nun fuhr eine Rettung vor, hielt aber nicht vor dem
Hoteleingang, sondern suchte sich einen Parkplatz gleich neben dem Lkw mit den
Kostümen. Kaum hatte das Fahrzeug gehalten, liefen beide Männer zur
rückwärtigen Türe und öffneten sie. Und heraus kletterte, froh, endlich wieder
frische Luft zu atmen, Mario Palinski.
    Toni hatte sich vorsichtig am Balkongeländer hochgezogen, um
einen Blick auf das Treiben vor dem Hotel zu riskieren.
    Das Erste, was er zu sehen bekam, war dieser selbstgefällige,
großsprecherische Mann, der die Veranstaltung dieser Kriminalbeamten
organisiert zu haben schien. Wieder so ein arroganter Arsch, der glaubte,
machen zu können, was er wollte. So typisch, sich mit einer Rettung durch die
Gegend kutschieren zu lassen, obwohl er sichtlich völlig gesund war. Und
wirklich kranke Menschen gingen inzwischen vor die Hunde, weil Hilfe zu spät
kam.
    Zornig sprang Antonio auf, er hatte spontan einen Entschluss
gefasst. Dem Scheißkerl wollte er den Rest geben. Er brachte das Gewehr in
Anschlag und …
    Jo Fossler ging neben Karl Helmbach auf Palinski zu, als er
plötzlich eine unbestimmte Bewegung an der Hotelfront zu erkennen glaubte.
Blitzschnell suchten seine Augen die Szenerie ab. Da war etwas, wenn er sich
nicht irrte, richtete eine Frau mit langen blonden Haaren eine langläufige
Schusswaffe …
    »Vorsicht, es wird geschossen!«, brüllte er, warf sich
instinktiv auf dem mit dem Rücken zum Hotel stehenden Palinski und riss ihn zu
Boden. Keine Zehntelsekunde später schrie Fossler nochmals auf, diesmal vor
Schmerz. Eine Kugel hatte ihn an der Schulter getroffen.
    Palinski hatte zunächst gar nicht mitbekommen, was da
geschehen war. Erst jetzt, als das Blut an Fosslers Arm hinunterrann, wurde ihm
bewusst, welchem Schicksal er um ein Haar entgangen war. Und wem er das zu
verdanken hatte.
    »Hilfe, der Mann ist angeschossen worden!«, schrie Palinski.
»Ist kein Arzt da? Wir brauchen sofort einen Arzt!« Dann zog er seine Jacke aus
und legte sie dem bewusstlosen Jo unter den Kopf.
    Karl Helmbach kniete jetzt ebenfalls neben seinem jüngeren
Kollegen. Der ehemalige Sanitätsgefreite im UNO-Einsatz, immerhin hatte er
sieben Jahre auf den Golanhöhen verbracht, hatte im Gegensatz zu Mario den
Überblick behalten.
    »Keine Angst, Herr Palinski«, beruhigte er Mario.
»Fossler hat Glück gehabt, es handelt sich lediglich um einen Streifschuss.
Schmerzhaft, aber harmlos. In einer Woche ist er wieder auf dem Damm.«
    »Aber er hat mir das Leben gerettet!«, stammelte
Palinski und hatte Tränen in den Augen.
    »In der Tat, das hat er wahrscheinlich«,
bestätigte Helmbach,

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