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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Vollversammlung zählend abtun. Aber schon am ersten Tag war während des
Prominenten-Skirennens ein Einheimischer durch einen Querschläger getötet
worden. Bedauerlich, aber kein Grund für die Organisatoren, außer ein paar
Worte des Bedauerns zu verlieren, das Programm auch nur im Geringsten zu
ändern.
    Dann starben ein Zimmermädchen und ein älterer Italiener, den
sie Commendatore genannt hatten, innerhalb kürzester Zeit an Herzversagen.
Genauso gut hätte man Atemstillstand oder Nichtweiterleben sagen können.
    Inzwischen hatte die Gerichtsmedizin bei beiden Todesfällen
Zweifel angemeldet, ob es dabei auch wirklich natürlich zugegangen war. Einige
Indizien sprachen dafür, dass sowohl die gute Frau als auch dieser
Pfahl-Pakonetti, oder wie er geheißen hatte, einem bislang noch nicht
nachgewiesenen Gift zum Opfer gefallen waren. Und bei der Bandbreite an
natürlichen und synthetischen Optionen konnte es noch ewig dauern, bis man zu
einem Ergebnis gelangte.
    Und wie hatte das aus lauter alten Kriminalisten bestehende
Exekutivkomitee reagiert? Oder beabsichtigte zumindest, dies demnächst zu tun?
Waren sie Tag und Nacht damit befasst, die Ungereimtheiten, die einem
angesichts der aktuellen Ereignisse nachgerade ins Gesicht sprangen,
aufzuklären? Wurde die ungeheure Konzentration kriminalistischer Kompetenz an
einem einzigen Ort dieser Welt genützt, um Klarheit in diese scheußlichen
Vorkommnisse zu bringen?
    Mitnichten, man konnte fast sagen, das genaue
Gegenteil war der Fall. Keine Sau kümmerten diese, gelinde gesagt, doch etwas
ungewöhnlichen Ereignisse, ganz nach dem bewährten wienerischen Leitprinzip:
Net amoi ignorieren.
    Das war doch zumindest erstaunlich, auch wenn man
grundsätzlich Verständnis dafür hatte, dass diese Männer und Frauen, die
beruflich tagaus, tagein mit Leichen zu tun hatten, in ihrer Freizeit davon
nichts wissen wollten.
    Oder war der ganze Haufen schon so abgebrüht, dass ein, drei
oder auch vier Tote kein Grund waren, den für heute Abend vorgesehenen
Maskenball ›Mörderischer Spaß‹ abzusagen?
    Na ja, vielleicht war es mit den Krimilesern so wie mit den
Ärzten. Die diese geschmacklosen Medizinerwitze einfach zum Überleben
brauchten.
    Zumindest einer hatte aber nicht geschlafen, ganz und gar
nicht. Nämlich Fink Brandtner, der Major aus dem Landeskriminalamt
Niederösterreich und trotz der Nähe der Ortschaft Semmering zur Steiermark der
zuständige Mann für die Aufklärung der aktuellen und auch aller zukünftigen
Grauslichkeiten.
    Immerhin war heute bekannt geworden, Mario hatte
das Fax im Büro vorgefunden, dass Commendatore Pfahl, den Namen konnte Palinski
sich partout nicht merken, auf dem Dachboden gewesen war, von dem das lustige
Zielschießen auf die Teilnehmer des Prominenten-Rennens ausgegangen war. Das bedeutete,
dass der Italiener entweder selbst der am Semmering vermutete Auftragskiller
oder zumindest Zeuge dieser gefährlichen Kinderei gewesen war.
    Angesichts all dieser Toten erschien die nach wie vor offene
Frage, wo der angebliche Journalist Sven Eglitz geblieben war, der
wahrscheinlich als Letzter mit István Lalas gesprochen hatte, natürlich
zweitrangig. Und dennoch fehlte auch hier noch jeglicher Hinweis.
    Palinski nahm sich vor, gleich nach seiner Ankunft am
Semmering mit Sir Frederick zu sprechen und dem Vorsitzenden des
Exekutivkomitees vorzuschlagen, im Rahmen der Jahresversammlung zumindest eine
Gedenkminute für die Verstorbenen abzuhalten. Immerhin hatten sie ja wahrhaft
unter Einsatz ihres Lebens für ein Rahmenprogramm gesorgt, das für diese Zielgruppe
kaum hätte typischer sein können.
    Manchmal hasste sich Palinski für den blanken
Zynismus, der sogar schon in seinen Gedanken zum Ausdruck kam.
    Inzwischen hatte der Rettungswagen die Südautobahn verlassen
und setzte seine Fahrt auf der Semmeringschnellstraße fort. Selbst falls es ihm
gelingen sollte, jetzt noch einzuschlafen, es zahlte sich nicht mehr aus.
    Es ging bereits auf 11.20 Uhr zu, und sie würden bis zum
›Semmering Grand‹ keine halbe Stunde mehr benötigen. Auch gut, dann blieb er
eben weiter hundemüde. Wach genug war er ja, um zumindest noch einige
Telefonate zu erledigen.
    Palinski schaltete sein Handy wieder ein und begann, die
erste Nummer einzutippen.

     
    *

     
    Auf dem
Parkplatz und vor dem Eingang zum ›Semmering Grand‹ herrschte reges Treiben. Seit
der Transporter der Firma Lambart&Hoffner, dem

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