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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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echten
Patienten an Bord.
    Und er war richtig dankbar dafür, was das Leben heute für ihn
bereitgehalten hatte.

     
    *

     
    Erst jetzt setzte der Schock bei Palinski ein.
Mit einiger Verspätung, dafür aber umso intensiver. Ihm war ganz mulmig im
Magen geworden, kalter Schweiß stand plötzlich auf seiner Stirne, und er konnte
ein leichtes Zittern am ganzen Körper nicht unterdrücken.
    »Ein ganz schön beschissenes Gefühl, was«, meinte Helmbach
mitfühlend. »Aber immer noch besser, als auch getroffen worden zu sein!« Er
lachte, hatte es mit diesem Scherz sicher gut gemeint. Aber Mario war im
Augenblick nicht nach dieser Art von Humor zumute. Ihm war viel eher nach
Heulen.
    Heute war das zweite Mal in seinem Leben auf ihn geschossen
worden. Im Gegensatz zum ersten Mal vor etwa zwei Jahren, damals hatte er sich
zwar einen Streifschuss eingehandelt, aber nur durch Zufall, war offenbar
bewusst auf ihn gezielt worden. Das war schon eine verdammt wirkungsvolle Art,
einem die eigene Sterblichkeit vor Augen zu führen. Andererseits war er heute
nicht getroffen worden. Das war natürlich ein gravierender Unterschied, da
hatte der Karl Helmbach schon recht. Unbedingt sogar.
    »Mir ist bewusst, dass eben auf Sie geschossen worden ist und
Sie jetzt ganz andere Sorgen haben!« Der alte Expolizist drückte sich
ungewöhnlich vorsichtig aus. »Aber da ist etwas, was Sie unbedingt wissen
müssen. Und es ist nicht nur wichtig, sondern auch dringend.«
    Palinski, der eben noch das Mündungsfeuer, das er tatsächlich
nicht gesehen hatte, vor seinem geistigen Auge nachempfunden und als
außerordentlich bedrohlich empfunden hatte, rief sich energisch zur Ordnung. Er
hatte zwei prinzipielle Möglichkeiten.
    Entweder er gab sich seinem Schmerz hin und
entwickelte eine veritable Psychose, oder er nahm sich zusammen und versuchte,
wieder zur Normalität zurückzukehren.
    »Um was geht es?« Er versuchte es mit einem möglichst
gleichgültigen Ton. Aber das nahm ihm ein Profi wie der Karl ohnehin nicht ab.
»Also erzählen Sie mir, worum es geht. Und wenn Sie merken, dass ich nicht
konzentriert bin, dann hören Sie eben wieder auf. So einfach ist das.« Er
lachte leicht hysterisch.
    »O. K., dann fange ich jetzt an!« Und er
berichtete Palinski von einigen Beobachtungen, Vorkommnissen und den daraus
gezogenen Schlussfolgerungen.
    »Und dann wollte ich endlich wissen, woran ich«, er
korrigierte sich, »woran wir wirklich sind. Ich habe ihm eine Falle gestellt!«
    Nachdem er mit seinem Bericht geendet hatte, holte Helmbach
ein kleines Aufnahmegerät aus der Tasche und drückte die Starttaste.
    Nach Ende dieser Hörprobe stand für Palinski fest, dass die
Schlussfolgerungen Helmbachs ganz ohne Zweifel zu 100 Prozent zutrafen. Leider.
Und dennoch fiel es ihm sehr schwer, ein abschließendes Urteil zu fällen.
    Kurz danach erreichten die beiden Männer das Krankenhaus in
Mürzzuschlag.
    »Geben Sie mir und ihm noch etwas Zeit zum Nachdenken!«, bat
Palinski Helmbach, ehe die beiden Männer die Notaufnahme betraten.
    »Ich kann mir gut vorstellen, was Sie bewegt!«, räumte der alte
Ex-Polizist ein. »Mir geht es nicht viel anders bei der Sache. Und dennoch«, er
ließ den Satz unvollendet.
    »Sie haben völlig recht!«, und das meinte Palinski auch,
»aber da ist noch etwas, das ich richtig einordnen muss. Und ich hoffe, das
gelingt mir auch.«

     
    *

     
    Im LKH Mürzzuschlag war die Hölle los. Nun ja,
ob das so stimmte, konnte natürlich keiner wirklich wissen. Da definitiv noch
niemand in der Hölle gewesen war und danach darüber hatte berichten können.
    Also langer Rede kurzer Sinn, im LKH Mürzzuschlag war der
Teufel los. Als ob sich die Trolle und alle sonstigen Kobolde der Steiermark
verschworen hätten, war an diesem Tag scheinbar jeder zu Sturz gekommen, den
das Schicksal beim Skilaufen oder sonst einer körperlicher Betätigung
irgendeinmal dafür vorgesehen hatte. Mit dem Resultat, dass die Notaufnahme
knapp nach Mittag bereits 33 Beinbrüche und 26 andere Unfälle zu verkraften
gehabt hatte.
    Dazu kamen noch die 6,8 Vorfälle, die rein statistisch
gesehen innerhalb eines Vormittags in einer Bezirksstadt mit knapp 10.000
Einwohnern und einem entsprechenden Einzugsgebiet anfielen.
    Helmbach war einfach Rudis Privatrettung nachgefahren und
daher auch beim Eingang zur Notaufnahme gelandet. Auf der Suche nach dem
verletzten Jo Fossler kamen die beiden Männer an der nach wie

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