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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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einigten sich dann auf 150 Euro plus
Benzinkosten extra und ein Mittagessen am Zielort.
    Tja, so viel war es Mario wert, die Rückfahrt zum Semmering
schlafend in einem Rettungswagen zu absolvieren. Um 10.30 Uhr sollte es
losgehen. Und das Schönste war, sein Sohn Harry wollte auch mit von der Partie
sein.

     
    *

     
    Die lange, ohne Schlaf verbrachte Nacht hatte
auch bei Sandy und Burschi zu natürlichen Konsequenzen geführt. Das leise,
sonore Schnurren des Achtzylindermotors unterstützte die vorhandene Tendenz
noch weiter. Auf jeden Fall schliefen die beiden Ex-Erpresser bereits fest, als
die schwere Limousine die Stadtgrenze von Wien passierte.
    Jo Fossler war inzwischen wieder am Semmering eingetroffen
und gleich zu der Frühstückspension in der Nähe der Passhöhe gefahren, in der
Karl Helmbach und er ein Einbettzimmer hatten. Jo hatte sich echt Sorgen
gemacht und war nach einem noch gestern geführten Telefonat sehr erleichtert
gewesen, dass es dem älteren Kollegen offenbar schon wieder besser ging. Und
wie er jetzt da am Frühstückstisch saß, zwei Eier im Glas und seine
Buttersemmel genoss, konnte man sich kaum vorstellen, dass der Mann erst
gestern eine Herzattacke erlitten hatte.
    Fossler ließ sich nicht lange bitten und bestellte ein
kräftiges Frühstück. Mit Speck und drei Eiern, Orangensaft, einer
Aufschnittplatte und was die kleine Küche noch so alles zu bieten hatte.
    Im Rasthaus, in dem er die letzte Nacht verbracht hatte,
hatte Jo am Morgen lediglich einen starken Kaffee zu sich genommen.
    Wie hungrig er tatsächlich war, merkte Helmbachs junger
Kollege erst so richtig, als der Teller mit der heißen, herrlich
verführerischen Zubereitung aus kross gebratenem Karreespeck und vier
wunderbaren, konsistenziell stimmigen Spiegeleiern vor ihm stand.
    Während er mit einer ersten Gabel voll dem abrupt
einsetzenden Speichelfluss begegnete, und das erfolgreich, suchte Karl Helmbach
schon zum zweiten Mal seine Jacke nach irgendetwas ab, das er offenbar nicht
finden konnte.
    »Was suchst du denn?«, wollte der Jüngere wissen.
»Hoffentlich nichts Wichtiges.«
    »Wie mans nimmt«, entgegnete Helmbach. »Einen
Kugelschreiber, den mir meine kleine Enkelin zum Geburtstag geschenkt hat. Also
sehr wichtig!« Er schmunzelte. »Gestern im Wagen habe ich ihn noch gehabt.
Vielleicht ist er ja hinuntergefallen!«
    Er streckte den Arm aus und hielt Jo die geöffnete flache
Hand unter die Nase. »Rück den Autoschlüssel heraus, damit ich nachsehen kann!«
    Folgsam holte Fossler das Gewünschte aus der Hosentasche und
reichte es dem älteren Kollegen.
    »Bin gleich wieder da«, meinte der, stand auf und verließ das
Frühstückszimmer.
    Als er nach rund fünf Minuten wieder zurückkam, hielt er ein
billiges, mit bunten Figuren beklebtes Schreibutensil scheinbar triumphierend
in die Höhe.
    Aber noch etwas musste in dieser kurzen Zeit geschehen sein.
Etwas, das sich auf die bisher gute Laune des alten Polizisten ausgewirkt
hatte. Denn Helmbachs Blick war plötzlich eine Spur unfreundlicher, seine
Stimme unmerklich kälter geworden.
    Aber Fossler, im Moment zu sehr mit dem Essen beschäftigt,
schien das nicht zu bemerken.

     
    *

     
    Toni ging es miserabel, und das war noch eine
übertrieben positive Darstellung seines psychischen Zustandes.
    Da war einmal der plötzliche und unerwartete Tod seines
Freundes, Gefährten und Mentors Carlo Montebello, der sich die letzten 15 Jahre
Karl Schönberg genannt hatte.
    Dann musste er heute zumindest eine, möglicherweise sogar
mehrere Entscheidungen mit einiger Reichweite treffen. Zumindest für die
betroffenen Personen.
    Carlo hatte einen letzten Wunsch geäußert, es eine
Frage der Ehre bezeichnet, den Auftrag zu erledigen. Ihn zum Vollstrecker
dieses letzten Wunsches gemacht. Und damit war aus einer Frage der Ehre Carlos
eine der Tonis geworden.
    Aber Toni war kein Killer. Nicht, dass er nicht töten könnte.
Im Zorn, aus Eifersucht oder in Notwehr. Auch hatte er schon öfters auf der
Jagd ein so seltsames Gefühl der Befriedigung empfunden. Immer wenn er in die
gebrochenen Augen des Tieres geblickt hatte, das er mit einem mehr oder weniger
sauberen Schuss erlegt hatte.
    Tonis größtes Problem war aber, dass er nicht die
geringste Ahnung hatte, wen er eliminieren musste, um den Kontrakt für Carlo zu
erfüllen. Er konnte ja kaum alle Männer töten, nur um sicher sein zu können,
auch die richtige Zielperson

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